Bahnstrecke Nýřany–Heřmanova Huť

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Nýřany–Heřmanova Huť[1]
Bahnhof Heřmanova Huť 2011
Bahnhof Heřmanova Huť 2011
Kursbuchstrecke (SŽDC):181
Streckenlänge:9,586 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:A1
Höchstgeschwindigkeit:60 km/h
von Plzeň-Valcha (vorm. Sulkover Montanbahn)
von Plzeň hl. n. (vorm. BWB)
0,000 Nýřany früher Nürschan
nach Furth im Wald (vorm. BWB)
1,273 Kamenný Újezd u Nýřan
3,926 Blatnice u Nýřan
5,243 Rochlov
6,458 Přehýšov
9,586 Heřmanova Huť früher Hermannshütte

Die Bahnstrecke Nýřany–Heřmanova Huť ist eine Nebenbahn („regionalní dráha“)[2] in Tschechien, die ursprünglich durch die Prager Eisenindustrie-Gesellschaft als „Wilkischner Montanbahn“ erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft in Westböhmen von Nýřany (Nürschan) nach Heřmanova Huť (Hermannshütte).

Geschichte

Bahnhof Heřmanova Huť 2011

Die Geschichte der Bahnstrecke ist untrennbar mit der ehemaligen Hermannshütte, einem 1854 durch Hermann Dietrich Lindheim begründeten Eisenwerks verbunden. Um die Transportbedingungen für die dort gefertigten Produkte zu verbessern, errichtete die Prager Eisenindustrie-Gesellschaft um 1890 eine normalspurige Industriebahn. Als Ausgangspunkt wurde Nürschan gewählt, da man so auch die Steinkohlenbergwerke Concordia-Schacht bei Blatnic, Franzschacht bei Weltana (Kbelany) und Rudolfsschacht bei Wilkischen (Vlkyš) direkt mit anbinden konnte. Darüber hinaus begann in Nürschan eine weitere private Montanbahn, die an die Strecke Pilsen–Eisenstein (Plzeň–Železná Ruda) heranführte.[3]

Im Jahr 1904 legte die Prager Eisenindustrie-Gesellschaft die mittlerweile veraltete Hermannshütte still. Auch die Steinkohlenförderung im Bahngebiet ging wegen der Erschöpfung der Vorräte immer mehr zurück. Die dadurch unrentabel gewordene Strecke ging am 1. April 1905 in das Eigentum des Staates über. Betreiber waren jetzt die k.k. Staatsbahnen (kkStB). Ab 1907 produzierte auf dem ehemaligen Hüttengelände ein Glaswerk, das wieder ein konstantes Verkehrsaufkommen sicherte.

Nach dem Ersten Weltkrieg gelangte die Strecke ins Eigentum der neu begründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD). Die ČSD nahmen am 1. September 1920 auch den Reiseverkehr auf. Im Fahrplan von 1921 sind zwei Zugpaare verzeichnet, die für die Gesamtstrecke bis zu eine Stunde benötigten. Später kam noch ein drittes Zugpaar hinzu.[4][5][6]

Haltepunkt Rochlov

Nach der Angliederung des Sudetenlands an Deutschland im Herbst 1938 lag das Bahngebiet zur Gänze auf deutschem Staatsgebiet. Betreiber blieben aber auch weiterhin die nunmehrigen Protektoratsbahnen Böhmen und Mähren (BMB-ČMD). Im Reichskursbuch war die Strecke zunächst unter der Nummer 422v, später unter der Nummer 422n enthalten.[7][8] In den Jahren 1939–42 existierte im Bahngebiet mit dem Karolischacht in Wilkischen nur noch ein einziges produzierendes Steinkohlenbergwerk.[9] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Strecke wieder zu den ČSD.

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über.

Im Jahr 2011 verzeichnete der Fahrplan insgesamt 12 werktägliche Reisezugpaare, die mit einer Taktlücke am Vormittag fast einen angenäherten Einstundentakt bildeten. Sonntags galt dagegen nur ein eingeschränkter Fahrplan mit fünf Zugpaaren. Die Reisezeit betrug in beiden Richtungen 16 Minuten.[10] Güterverkehr wird noch für das Glaswerk am Streckenendpunkt erbracht.

Im Fahrplan 2016 verkehren Montag bis Freitag zwölf Zugpaare, an Sams-, Sonn- und Feiertagen sieben Zugpaare.

Fahrzeugeinsatz

Die Prager Eisenindustriegesellschaft beschaffte für die Montanbahn drei gebrauchte Lokomotiven mit den Namen STEINAUJEZD, WILKISCHEN und HERMANNSHÜTTE[11] sowie insgesamt 52 Güterwagen. Mit diesen Fahrzeugen wurde bis zur Verstaatlichung der Gesamtverkehr abgewickelt.

Im Reiseverkehr setzten die ČD bis in jüngste Zeit die bewährten zweiachsigen Triebwagen der Baureihe 810 ein. Seit einiger Zeit fahren ausschließlich nur noch Züge der ČD-Baureihe 814 („Regionova“).

Weblinks

Commons: Railway line 181 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zdeněk Hudec u.a.: Atlas drah České republiky 2006-2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1
  2. Erlass der tschechischen Regierung vom 12. Dezember 1995
  3. Gradkartenblatt 1:25000 Zone 7 Colonne VIII Blatt NO Digitalisat auf oldmaps.geolab.cz
  4. Fahrplan 1921 der ČSD
  5. Fahrplan 1925 der ČSD
  6. Winterfahrplan 1937 der ČSD - gültig ab 3. Oktober 1937
  7. Reichskursbuch Sommer 1939
  8. Deutsches Kursbuch, Jahresfahrplan 1944/45 - gültig vom 3. Juli 1944 an bis auf weiteres
  9. Bergwerksverzeichnis des Oberbergamtes Freiberg Jahrgänge 1939/40 und 1941/42
  10. Jahresfahrplan 2011 der ČD – gültig ab 12. Dezember 2010 (PDF; 121 kB)
  11. Lokomotivübersicht auf www.pospichal.net