Benutzer:Erikwegener/St. Bonifatius (Berlin)

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Sankt Bonifatius Katholische Kirchengemeinde Berlin-Kreuzberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die neugotische Kirche wurde 1906-07 zusammen mit einer Gruppe von Mietshäusern von Max Hasak als harmonisches Ensemble erbaut. Markant ragen die beiden Zwillingstürme mit Schallöffnungen und je vier Fialtürmchen 75 m in den Himmel. Nach den Brandschäden des Zweiten Weltkrieges war die Kirche 1946 notdürftig, bis 1956 insgesamt wiederhergestellt. Die Ausstattung geht auf Paul Brandenburg zurück, das Altarbild ist von Fred Thieler. Die die Kirche umschließende Wohnanlage orientiert sich stilistisch an der Backsteingotik des Sakralbaus.


Neben den regelmässig stattfindnen Gottediensten bitet die Gemeinde unterschieldiche Gruppentreffen an. Von XYZ bis ZYX und verschiedene Hoffeste. Es zeigt sich eine gesunde Alterspyramide, die Altersgruppen zwischen 23 und 57 Jahren sind pro Jahrgang mit je ca. 150 Gemeindegliedern vertreten.


Zahlen und Fakten von der Gemeinde

Angehörige der St. Bonifatius Gemeinde 2008:
Christen in der Gemeinde
Gesamt: 11.334 Katholisch: 9.316 nicht-katholisch : 2.018
Zuzügler: 1466 Weggang: 1449 Kirchenaustritte: 128 Wiedereintritte: 6
Konvertit: 1 Taufen: 45 Trauungen: 11 Beerdigungen: 38
Nationalitäten in der Gemeinde
Ausländer: 2.899 Deutsche: 6.418
Polen: 930 Kroaten: 412 Italiener: 363 Österreicher: 153
Franzosen: 129 Spanier: 105 Portugiesen: 75 und andere
Amtszeiten der Gemeindepfarrer
1889 - 1900 Joseph Behrendt
1900 - 1929 Robert Schlenke
1929 - 1961 Josef Waliczek
1961 - 1972 Heinrich Daams
1972 - 1975 Johannes Tobei
1975 - 1980 Wido Krajewski
1980 - 1999 Eberhard Blessing
1999 - 2004 Klaus Rößner
Seit 2004 Ulrich Kotzur


Geschichte:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekt, Die St. Bonifatiuskirche in Berlin-Kreuzberg

Die St. Bonifatius Kirche entstand in der wilhelminischen Kaiserzeit, Bau und kunstgeschichtlich gesprochen in der Zeit des Historismus. Sie wurde in einem relativ kurzen Zeitraum in den Jahren 1906 auf 1907 errichtet, von einem der großen BaumeisterBerlins im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts: Max Hasak.

Er war neben Christoph Hehl der entscheidende Mann für den katholischen Sakralbau in Berlin. Während Christoph Hehl hauptsächlich inschöpferisch variierten neu romanischen Stilformen arbeitete, wie wir

beispielsweise aus der Herz Jesu Kirche im Prenzlauer Berg oder der Rosenkranzbasilika in Steglitz wissen, war Max Hasak Neugotiker. Er bevorzugte alle Formvarianten aus Früh, Hoch und Spätgotik, hat aber bei seinen späten Kirchenbauten wenn auch zögernd und innerhalb des Rahmens, den der offiziell propagierte Historismus zuließ, dem stilistischen Diktat einen bereits modern gestimmten Abstraktionsgrad und damit eine neue Dimension gegeben.

Seine späten Kirchen zeigen das, so HI. Kreuz in Wilmersdorf von 1912 und die Corpus Christi Kirche in Prenzlauer Berg, die nach dem Brand 1920 nach seinen Plänen neu aufgebaut wurde. Aber auch die Bonifatiuskirche in Berlin- Kreuzberg, die wenige Jahre nach der Jahrhundertwende entstand, trägt bereits diese Tendenz zu Abstraktion und Konzentration in sich.

Max Hasak hatte in Berlin große Kirchen zu bauen auf grund des Massenzuzugs in die Reichshauptstadt, der auch viele Tausende von Katholiken mit sich brachte.

Auch die Bonifatiuskirche kann man als überaus an spruchsvollen Bau bezeichnen, der nicht klein und bescheiden und versteckt sein wollte, sondern präsent im Stadtbild. Mit anderen monumentalen neugotischen katholischen Kirchenbauten Berlins hat dieser Bau gemeinsam, dass die mittelalterlichen Stilformen auch sinnstiftend gemeint sind. Die Stilformen sind Bedeutungsträger, die das Selbstbewusstsein stärkten, immer wieder daran erinnern wollen, auf welche jahrhundertealte, sprich vorreformatorische Tradition die katholische Ortskirche hier zurückschauen kann.

Wenn so ein Bau wie St. Bonifatius in ihrem äußeren Erscheinungsbild Assoziationen an Kathedralen oder Dome erweckt, dann wird genau dieser Gedanke transportiert. Die Türme sind so himmelstürmend, dass ihre Symbolkraft kaum jemandem entgangen sein dürfte. Die Fassade von St. Bonifatius war zu ihrer Entstehung auffällig und sie ist es auch heute. Jeder Berliner kennt sie, meistens nicht bewusst, weil er im Auto sitzt und vorbeirast. Aber er nimmt sie wahr. Das Auffällige an der Fassade ist der Kontrast zwischen der vergleichsweise niedrigen Straßenfrontbebauung und den rasant emporschießenden Türmen, die sich gleichsam befreien aus Niedrigkeit und Enge. Überhaupt erst durch diesen Kontrast mit der unmittelbaren baulichen Nachbarschaft bekommen die Türme eine Präsenz, die fast schärfer akzentuiert ist, als wenn der gesamte Bau frei stehen würde, auf einem Platz zum Beispiel, der in Berlin um diese Zeit der Jahrhundertwende kaum zu bekommen war.

Der Architekt hat aus der Not eine Tugend gemacht, hat den Zwang, dass alle Gebäude welcher Art auch immer in: Berlin in die Blockbebauung hineinintegriert werden mussten, zu einem fast luxuriösen Dialog zwischen Enge und Weite, Himmel und Erde gemacht.

Baugeschichte, Geschichte der St. Bonifatius-Kirche, Auszug aus "75 Jahre St. Bonifatius Kirche in Berlin-Kreuzberg" von Bernhard Grade

Die Geschichte der St. Bonifatius-Kirche beginnt weit vor dem ersten Spatenstich, fast 20 Jahre vor ihrer Einweihung. In diesen zwei Jahrzehnten hat sie an drei verschiedenen Stellen, wahren Notunterkünften, ihre Keimzelle gehabt.

Die Pfarrei ist eine Tochter von St. Hedwig, wurde von dieser im Jahre 1889 zunächst als Missionskuratie abgezweigt und am 9.10.1894 zur Pfarrei erhoben. Den ersten Gottesdienst hielt am Weihnachtstage 1888 der Probst von St. Hedwig, der spätere Armeebischof Assmann, in einer gemieteten Tischlerwerkstatt in der Yorckstraße 7.

der erste Seelsorger der Gemeinde war Kuratus Joseph Behrend, seit 1894 bis 1900 Pfarrer von St. Bonifatius. Nachdem Pfarrer Behrend in seine Heimat Danzig zurückkehrte, erkannte sein Nachfolger, Pfarrer Schlenke sehr bald die Unzulänglichkeit der dritten Notkirche in der Gneisenaustr. Am 22.2.1901 gründete er den Kirchbausammelverein St. Bonifatius und setzte sich damit über das Sammelverbot für eine neue Kirche hinweg. Mitglied konnte werden wer einen einmaligen Betrag von mindestens einer Mark einschickte.

Die Bemühungen des Herrn Pfarrer Schlenke hatten Erfolg. Im Frühjahr 1905 wurde für einen Kirchbau ein neues Grundstück gesucht. In der Yorckstraße 88/89 waren Grundstücke vorhanden, die für einen Kirchbau geeignet erschienen. Am 5.6.1905, dem Fest des heiligen Bonifatius, wurde der Kaufvertrag geschlossen. Das gekaufte Kirchengelände umfasste 2 ¾ Morgen und kostete damals 1.109.000 Mark.

Am 26.12.1905, wurde mit den Vorarbeiten zum Bau der Kirche begonnen, und am 5.6.06, dem Fest des hl. Bonifatius, legte Herr Prälat Kleineidam, Probst von St. Hedwig, den Grundstein.

Um die große Schuldenlast abzudecken, wurden von vornherein Mietwohnungen auf dem Grundstück eingeplant und gebaut. Den Entwurf der für die Kirche und die übrigen Gebäude auf dem Grundstück hatte Herr Regierungs- und Baurat Max Hasak gefertigt. Er wurde auch mit der Ausführung und Oberaufsicht betraut.


Architekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekt, Die St. Bonifatiuskirche in Berlin-Kreuzberg

Die St. Bonifatius Kirche entstand in der wilhelminischen Kaiserzeit, Bau und kunstgeschichtlich gesprochen in der Zeit des Historismus. Sie wurde in einem relativ kurzen Zeitraum in den Jahren 1906 auf 1907 errichtet, von einem der großen BaumeisterBerlins im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts: Max Hasak.

Er war neben Christoph Hehl der entscheidende Mann für den katholischen Sakralbau in Berlin. Während Christoph Hehl hauptsächlich inschöpferisch variierten neu romanischen Stilformen arbeitete, wie wir

beispielsweise aus der Herz Jesu Kirche im Prenzlauer Berg oder der Rosenkranzbasilika in Steglitz wissen, war Max Hasak Neugotiker. Er bevorzugte alle Formvarianten aus Früh, Hoch und Spätgotik, hat aber bei seinen späten Kirchenbauten wenn auch zögernd und innerhalb des Rahmens, den der offiziell propagierte Historismus zuließ, dem stilistischen Diktat einen bereits modern gestimmten Abstraktionsgrad und damit eine neue Dimension gegeben.

Seine späten Kirchen zeigen das, so HI. Kreuz in Wilmersdorf von 1912 und die Corpus Christi Kirche in Prenzlauer Berg, die nach dem Brand 1920 nach seinen Plänen neu aufgebaut wurde. Aber auch die Bonifatiuskirche in Berlin- Kreuzberg, die wenige Jahre nach der Jahrhundertwende entstand, trägt bereits diese Tendenz zu Abstraktion und Konzentration in sich.

Max Hasak hatte in Berlin große Kirchen zu bauen auf grund des Massenzuzugs in die Reichshauptstadt, der auch viele Tausende von Katholiken mit sich brachte.

Auch die Bonifatiuskirche kann man als überaus an spruchsvollen Bau bezeichnen, der nicht klein und bescheiden und versteckt sein wollte, sondern präsent im Stadtbild. Mit anderen monumentalen neugotischen katholischen Kirchenbauten Berlins hat dieser Bau gemeinsam, dass die mittelalterlichen Stilformen auch sinnstiftend gemeint sind. Die Stilformen sind Bedeutungsträger, die das Selbstbewusstsein stärkten, immer wieder daran erinnern wollen, auf welche jahrhundertealte, sprich vorreformatorische Tradition die katholische Ortskirche hier zurückschauen kann.

Wenn so ein Bau wie St. Bonifatius in ihrem äußeren Erscheinungsbild Assoziationen an Kathedralen oder Dome erweckt, dann wird genau dieser Gedanke transportiert. Die Türme sind so himmelstürmend, dass ihre Symbolkraft kaum jemandem entgangen sein dürfte. Die Fassade von St. Bonifatius war zu ihrer Entstehung auffällig und sie ist es auch heute. Jeder Berliner kennt sie, meistens nicht bewusst, weil er im Auto sitzt und vorbeirast. Aber er nimmt sie wahr. Das Auffällige an der Fassade ist der Kontrast zwischen der vergleichsweise niedrigen Straßenfrontbebauung und den rasant emporschießenden Türmen, die sich gleichsam befreien aus Niedrigkeit und Enge. Überhaupt erst durch diesen Kontrast mit der unmittelbaren baulichen Nachbarschaft bekommen die Türme eine Präsenz, die fast schärfer akzentuiert ist, als wenn der gesamte Bau frei stehen würde, auf einem Platz zum Beispiel, der in Berlin um diese Zeit der Jahrhundertwende kaum zu bekommen war.

Der Architekt hat aus der Not eine Tugend gemacht, hat den Zwang, dass alle Gebäude welcher Art auch immer in: Berlin in die Blockbebauung hineinintegriert werden mussten, zu einem fast luxuriösen Dialog zwischen Enge und Weite, Himmel und Erde gemacht.


Altarbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es hatten sich also zwei getroffen, die beide von verschiedenen Seiten auf ein Ziel hinsteuerten, ohne sich wechselseitig Vorschriften zu machen. Ein Traumpaar: der katholische Priester und der freie Künstler treten in einen Dialog und durchbrechen die Schweigemauer zwischen Kunst und Kirche, wie sie seit der Jahrhundertwende aufgebaut worden war und sich in den 20er Jahren extrem und polemisch zuspitzte. Ausgangspunkt war das störende Gegenlicht. "Dies zu beseitigen, ungestört und hinweisend den Blick auf das Zentrum zwischen Altar und Kreuz zu lenken, war die Aufgabe für die Neugestaltung. Sie will nicht für sich und als Bild gesehen werden, aber auch nicht mehr oder weniger sein als eine ordnende, festliche Strahlenfassung" so schrieb Thieler mit seinen Worten. Das Bild ist insgesamt 15 m hoch und 9 m breit, 3 Acryl-Faserplatten die mit Leinwand überzogen sind und inunterschiedlicher Größe staffeln sich übereinander. Was wir sehen, sind Strukturen, die aus der Farbe entwickelt sind. Sie erinnern, wenn man einen Vergleich aus der sinnlichen Erfahrungswelt bemühen möchte, an Kristalle, an Eisblumen, an Prismen und Berechnungen: Es sind höchst fragile Strukturen, sie sind keiner Statik verhaftet, sie sind transitorisch. Die Farben sind ganz hell, lichtdurchtränkt, lyrisch: ein gläsernes blau, weiß, rosa, violett. Es sind keine Erdfarben, sie sind nicht von dieser Erde, es sind nicht einmal Naturfarben, es sind Farbvisionen. Sie erinnern an P. Klees berühmten ersten Satz aus seiner schöpferischen Konfession: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder sondern macht sichtbar". Der Maler versucht Unsichtbares sichtbar zu machen, auf niemals gesehene überirdische Schönheit zu verweisen und dies durch die Schönheit der Abstraktion. Die Abstraktion ist Hüterin des Mysteriums. Welch gegenständliche Form, welche konkrete Figuration könnte dieses Rätsel fassen?

Der Gestus der Malerei, der Duktus des Pinsels ist flüchtig, verwischt Konturen und löst jede feste Form auf, öffnen und weiten sie ins Unendliche. Farben, Strukturen, Gestik drängen über alle Grenzen, über sich selbst hinaus. Die gesamte Wand scheint zu schweben, sich selbst zu entmaterialisieren, sie wird zu einem riesigen Tor, zur Passage ins Licht. Davor schwebt das Kreuz, prägnant und gut sichtbar und stimmig. Fred Thieler ist der "Maler des Unbegrenzten" genannt worden, die räumlichen Weiten seiner Bilder legen das nahe. Auch hier ist das so, das gewaltige Lichttor, der Transit aus der Materie heraus ins Licht hinein ist eine Steigerung des gesamtes Kirchenraumes. Die Chorrückwand greift in seinen Strukturen das weit gespannte Sterngewölbe der Kirche auf, das gemauerte Rippennetz wird in noch luftigere und noch fragilere Wirklichkeiten überführt. Es wurde ein Fenster verstellt und gleichzeitig ein viel größeres aufgemacht. Es ist die unendliche Erweiterung des realen Raumes, die Erweiterung in die

Ewigkeit, die Sehnsucht des Raumes könnte man vielleicht sagen. Das Licht hier ist schattenlos, es leuchtet aus sich heraus wie einst der Goldgrund auf mittelalterlichen Gemälden. Es ist nicht das Tageslicht von Heute und Jetzt. Es ist das Licht der Verheißung. Thielers ungeheure farbgestische Kraft, die vielen seiner Bilder innewohnt, hat hier in diesem Kirchenraum eine religiöse Dimension erhalten. Man fühlt sich erinnert an die gewaltigen Wortbilder aus der Geheimen Offenbarung des Johannes, an das "gläserne Meer gleich Kristall" als Vision künftiger Herrlichkeit.


Altarraumgestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Brandenburg

Der Altarraum in St. Bonifatius im Spiegel des Zeitgeistes

Vorbereitet durch den Kontakt und die Auseinandersetzung mit den Oratorianern, verbunden mit den Neuerungen durch das zweite Vatikanum und die sich hieraus ergießende lebendige Auseinandersetzung mit Kirchenraum und liturgischer Form bot sich somit dem Künstler der zeitgeschichtliche Rahmen, der es möglich machte, liturgische Kirchenausstattung neu zu erspüren undumzugestalten.

Die Gestaltung des Altarraumes in St. Bonifatius stellt eine frühe Arbeit dar, die in der bewegten Zeit der Erneuerung entstand, in der sich sowohl Künstler als auch Ordinariat als Suchende begriffen.

Der oberste Grundsatz der Liturgiereform war die „bewußte, tätige und leicht zu vollziehende Teilnahme der Gläubigen" (conscia, actuosa et facilis participatio fidelium) an den liturgischen Feiern ihrer Kirche. Dem Latein wurden die Volkssprachen als Liturgiesprachen zur Seite gestellt. Die liturgischen Riten wurden vereinfacht. Den verschiedenen Teilnehmern wurden klar abgegrenzte Aufgaben im Gottesdienst zugewiesen.

Besonders sichtbar, vom Konzil aber nicht unmittelbar angeordnet, war bei der Eucharistie der fast überall veränderte Standort des Priesters am Altar. Er hält jetzt in der Regel, häufig an einem neu errichteten

„Volksaltar“ mit dem Gesicht zu Altar und Gemeinde gewandt, die Heilige Messe. Vor dem Konzil stand der Priester mit dem Gesicht zum Altar, aber überwiegend

mit dem Rücken zum Volk. Bei der einen wie der anderen Stellung aber richten sich Gebet und Geist jedoch stets „ad Deum“ (zu Gott) und „ad Dominum“ (zum Herrn).

Mit der Liturgiereform wurde die Art und Weise, wie man zuvor in den Basiliken Roms und manchen europäischen Kathedralen die Heilige Messe feierte, zum allgemeinen Vorbild. Diese Veränderungen machten Umbauten in fast allen Kirchen nötig.

Auch in St. Bonifatius wurde der Altartisch vorgezogen und auf einer erhöhten Altarinsel platziert. Wurde in den neu gebauten Kirchen der Altar weit in die Mitte der Gemeinde gezogen und die Bankreihen kreisförmig angeordnet, so wurden auch in St. Bonifatius Bankreihen um den Altar herum platziert. Durch diese Anordnung sollte die gemeinsame Würde des Gottesvolkes und die Nähe des menschgewordenen Herrn betont sowie die tätige und bewusste Teilnahme des ganzen Volkes Gottes an der Liturgie erleichtert werden.

Den Altar, den „Tisch des Brotes“ gestaltete Paul Brandenburg aus Kalksteinblöcken, der Sockelbereich ist im Grundriß kreuzförmig und hat zwei große Durchbrüche. Hierdurch scheint er sich vom massiven Boden her in vier Füsse aufzulösen und wiederholt so die vier Enden des Kreuzes, auf dem die Altarfläche ruht. Die frühe liturgische Umsetzung erkennt man an der Länge des Altares, die heute so nicht mehr zugelassen wäre.

Der „Tisch des Wortes“, der Ambo, ist in St. Bonifatius bewußt verklinkt und überschreitet die Altarstufe in Richtung Gemeinde hin. Er symbolisiert in seiner unverrückbaren Position das Wort Gottes, das hier

verkündet wird und das unveränderbar ist. Die kunstvollen Ornamente an der zur Gemeinde gerichteten Seite erinnern an Flammen und lassen an den Heiligen Geist denken, denn „da wo verkündet wird, soll der Geist flammen“.

Der Tabernakel von Paul Brandenburg erinnert durch seine schlanke, klare stelenförmige Form, die in den Himmel weist, an den Turm des himmlischen Jerusalem, dem Ort der Seligen nach dem Weltuntergang und der Auferstehung. Der Turm selbst ist mittig aufgebrochen und scheint wie ein Baum seine Äste in den Himmel zu strecken. „Er wird unter ihnen wohnen und es wird keine Plage mehr geben“.

Auf zweidrittel Höhe ist die „Wohnung Gottes“ durch eine bronzene Schmuckverkleidung verziert, deren Ornamentik an den brennenden Dornenbusch erinnert, eine erste Verheißung des himmlischen Jerusalems. Der Künstler läßt uns bedenken, daß das, was wir in der Kommunion empfangen, bereits ein Stück des Himmels ist. Zum Zeitpunkt seiner Entstehung war die Stellung des Tabernakels außergewöhnlich, erläutert Paul Brandenburg. Dieser wurde auf der Kommunionsstufe platziert, gemäß der Forderung der Liturgiereform, daß der Tabernakel einen eigenen Ort haben sollte, wo er auch für private Anbetung zugänglich ist. Ein Ansinnen, deren Umsetzung in der einschiffigen Kirche St. Bonifatius sich recht schwer gestaltete. Erst in späteren Jahren wurde er auf seinen jetzigen Platz auf der Altarstufe umgestellt. Das Taufbecken von Paul Brandenburg zeigt in seiner Ornamentik auf dem Bronzedeckel ein Netz, in dem sich Fische befinden. „Ihr aber sollt Menschenfischer sein“. Da jeder Gläubige auf den Tod und die Auferstehung Jesu getauft wird, ruht der reich verzierte Deckel des Taufbeckens auf Streben, deren Enden dämonische Figuren zeigen, wie sie auch oft an den Außenmauern von Kirchen, aber speziell auch auf mittelalterlichen Taufsteinen als Träger, zu sehen sind. Die Dämonen werden sozusagen dienstbar gemacht.

Der Priestersitz ist in St. Bonifatius nicht deutlich herausgearbeitet. „Der Gedanke“, erläutert Paul Brandenburg, „daß der Priester die Rolle Christi übernimmt, war in jenen Jahren des Entstehens nicht so

populär. Klerikalismus sollte abgebaut werden.“

Das Hängekreuz scheint sich an seinen vier symmetrischen Ecken in Naturformen aufzulösen, die in ihrer Formgebung an Strahlen oder auch Tiergestalten erinnern, die in den Raum hineingreifen. Mittig erkennt man im Lichterkranz das Lamm Gottes und so symbolhaft den menschgewordenen Sohn Gottes, Jesus Christus. Die aufgebrachten Halbeldelsteine unterstützen hierbei den Eindruck des Strahlens und erinnern dabei gleichzeitig an die fünf Wundmale Christi am Kreuz.

Da sich das Hängekreuz optisch mit der Struktur der Fensterverglasung überschnitt und der zelebrierende Priester aufgrund des vorgezogenen Altartisches im Gegenlicht wie ein Schatten erschien, wurde der

Maler Fred Thieler mit der Gestaltung eines Hintergrundbildes beauftragt, durch das das Mittelfenster verdeckt wird.

Vor dem in kühlen blau-weißen Tönen gegenstandslos in kristallinen Formen gehaltenen Bild, das an die Tage vor der Schöpfung der Welt erinnert und in dem es noch nichts Geschaffenes zu geben scheint, offenbart das Hängekreuz von Paul Brandenburg den ewigen Gott, der gleichsam außerzeitlich als ewig Seiender über allem schwebt. Kreuz und Hintergrundbild ergänzen sich

in geradezu wunderbarer Weise, wenn der Priester bei der Wandlung Brot und Wein gen Himmel hebt.

Wandpfeilerhalle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Innenraum von St. Bonifatius ist eine riesige Wandpfeilerhalle, bestehend aus fünf Jochen und dreiseitig geschlossenem Chor. In jedem Joch befinden sich drei spitzbogige Fenstergruppen und eine

Fensterrosette. Über den gesamten Raum zieht sich ein einheitliches Sterngewölbe, zart und elegant in der Struktur. Dieser große einschiffige Raum in gotisierenden Stilformen, überhaupt die Einschiffigkeit, war durchaus keine Selbstverständlichkeit sondern umstritten. Hasak schrieb im Zentralblatt der Bauverwaltung 1908, dass schon 30 Jahre zuvor, also in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, darüber disputiert worden sei: "Die beiden Prälaten Friedrich Schneider in Mainz und Johann Graus in Graz traten für die Übersichtlichkeit und daher Einschiffigkeit der Pfarrkirchen ein, Reichensperger

für die dreischiffigen mit ihren "Gebetswinkeln ".

Der Innenraum, wie sie ihn heute sehen, ist nicht mehr der ursprüngliche. Die Raumfarbigkeit war eine andere, das Sterngewölbe farbig gefasst, alle Fenster waren ab 1927 figürlich verglast und von intensiver Farbigkeit und im Chorhaupt stand der Hochaltar aus hellem Sandstein in gotisierendem Stil mit steil ins Gewölbe ragendem turmartigen Gesprenge in der Mitte, das den Tabernakel bekrönte.

In den seitlichen Chorschlusswänden befanden sich später auch Seitenaltäre. Dem setzte der 2. Weltkrieg ein Ende. Die Kirche war völlig ausgebrannt, diente dann als Lager für Möbel aus ausgebombten Wohnungen und wurde dann aber provisorisch ausgebessert, so dass sie 1946 wieder benutzbar war.

Mehr konnte erst einmal nicht geschehen, der amtierende Pfarrer der 50er Jahre, Pfarrer Waliczek, hatte alle Hände voll zu tun, um die Bausubstanz zu sichern, die Fenster dicht zu halten, die Kirche zu verputzen, Kirchenbänke neu zu beschaffen, Beichtstühle und Türen, Kreuzweg usw.

Als er 1961 starb wurde Pfarrer Daams sein Nachfolger. Er machte sich an die Verschönerung der Kirche. Die Anschaffung der Orgel war sein Werk und - und das interessiert uns heute - die Umgestaltung des Altarraumes.

Er beauftragte damit den Bildhauer Paul Brandenburg. Manche von ihnen werden ihn persönlich kennen oder Arbeiten von ihm kennen, er hat sehr viel in katholischen. Kirchen West-Berlins gemacht und zwar häufig im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Altarräume in Zusammenhang mit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanums. Er schuf für diese Kirche hier den Altartisch, den Tabernakel, das Taufbecken und das Hängekreuz. Altarweihe war 1966. So weit so gut. Es stellte sich aber heraus, dass der nunmehr vorgezogene Altar auf erhöhter Altarinsel vom Gegenlicht des Mittelfensters überstrahlt wurde und natürlich auch der zelebrierende Priester, der wie eine Silhouette oder ein Schatten wirkte. Und das Kreuz überschnitt sich optisch mit der Struktur der Fensterverglasung. So sollte es nicht bleiben. Es musste eine Lösung für das störende Gegenlicht gefunden werden, aber einfach das Mittelfenster zumauern, konnte die Lösung nicht sein.

St. Bonifatoius im Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stolpersteine "Wir haben uns heute hier versammelt, um diese vier Menschen aus der "Vernichtungs- und Verwertungsstatistik " der Nazis zurück zuholen in unser Gedächtnis und in das Gedächtnis der heute hier lebenden Menschen. Denn es ist uns bewusst, das all diese Menschen nicht einfach verschwunden sind. Sie haben eine Lücke hinterlassen, und diese Lücke schmerzt – denn diese Menschen und ihre Nachkommen fehlen in unserer Nachbarschaft und unserer Gesellschaft heute."

Zusammengestellt von Burkhard Hawemann, anlässlich der Einweihung von Stolpersteinen für Else und Kurt Ruhemann und Georg Rothschild am 4. April 2008


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweis (Fußnote)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekt, Die St. Bonifatiuskirche in Berlin-Kreuzberg, Von Dr. Christine Goetz Kunstbeauftragte des Erzbistums Berlin Baugeschichte, Geschichte der St. Bonifatius-Kirche, Auszug aus "75 Jahre St. Bonifatius Kirche in Berlin-Kreuzberg" von Bernhard Grade Altarbild, Farbe - Licht - Verheissung, Dr. Christine Goetz Kunstbeauftragte des Erzbistums Berlin Altarraumgestaltung, Der Altarraum in St. Bonifatius von Eva Lummerzheim Die Wandpfeilerhalle von St. Bonifatius, von Dr. Christine Goetz Kunstbeauftragte des Erzbistums Berlin Die Zahlen wurden z.T. der Statistik der Deutschen Bischöfe entnommen. Statistische Angaben zur Pfarrei St. Bonifatius für 2008