Benutzer:GerhardSchuhmacher/Falaise–Seine

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Folge-Beiträge zum Overlord-Abschnitt 'Model':

Literatur:

Chester Wilmot: Der Kampf um Europa, Büchergilde Gutenberg, Zürich 1955. Walter Görlitz: Strategie der Defensive - Model, Limes-Verlag, Wiesbaden und München 1982,

  • Günther Reichhelm: Generalfeldmarschall Model. Zu seinem 20. Todestage. in: Deutsches Soldatenjahrbuch 1965 S. 15.

Gerhard Graf von Schwerin

direkt einsetzen: "bereits wieder am 23. August, nachdem Funck von Hitler abgelöst worden war.

Görlitz 210: ... Belgien wurde die 116. Panzer-Division am 12. September von GfM Model, OB der Heeresgruppe B, nach Aachen beordert. Am 4. und 5. September hatten Patrouillen der 1. US-Division ...

Bis zum Eintreffen der 116. lagen in der Stadt kaum einsatzfähige Einheiten. 211: Unterdes brach in der Kaiserstadt ...

Diskussion: Präzisierung und Ergänzung des bislang auch weitgehend unbelegt dargestellten Vorganges um das Verhalten Schwerins in Aachen, ( das vom Biografen Models, W. Görlitz, in Terminierung, Begründung und Ablauf genauer und in seinen Hintergründen informationsreicher dargestellt wird.





Das deutsche Westheer bei Abschluss der Operation Overlord[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zähe – durch Hitlers Prinzip des ‚Kampfes um jeden Fußbreit Boden‘ – bewirkte Vorwärtsverteidigung, führte durch den mangelnden Nachschub zum „Ausbluten“ der deutschen Verbände. So führte die Strategie Montgomerys, die starken deutschen Panzerdivisionen fast vollständig auf der westlichen Seite des Landekopfes – gegenüber den britischen und kanadischen Truppen – zu binden, ab dem 25. Juli zum geplanten Durchbruch der Amerikaner auf der östlichen Seite.

Auf Seite der deutschen Führung bewirkte das Attentat vom 20. Juli eine Verschärfung der Situation, da Hitler durch seine ‚Wutreaktion‘ gegen alle „Verschwörer“ nicht nur sein Zeitbudget vergeudete, sondern kaum mehr in der Lage war, der aktuellen Entwicklung auf rationale Weise zu folgen. Sein Wahn, detailliert in Truppenbewegungen einzugreifen oder sie im Vorhinein festzulegen, bewirkte verhängnisvolle Befehle – etwa den Gegenangriff von Mortain, den die Befehlshaber vor Ort als Todesurteil interpretierten. So protestierte General Hausser gegen den Befehl, die 9. Panzer-Division vom bedrohten Le Mans nach Mortain abzuziehen: „Da das Ganze eine geschlossene Kampfhandlung darstellt, würde das Wegziehen der 9.Pz.Div. in dem Augenblick, wo starke feindl. Pz.Kräfte in die Flanke stoßen, nicht nur der Armee, sondern dem gesamten Westheer den Todesstoß versetzen. Die lakonische Antwort v. Kluges war: „Der Führer hat es befohlen.“[1]

Zudem geriet Generalfeldmarschall v. Kluge durch die ständige Befürchtung, seine Verbindungen zu Widerstandskreisen könnten aufgedeckt werden, in immer größere Unsicherheit und er traute sich keinen Widerspruch mehr gegen Hitlers Anordnungen zu. Nachdem v. Kluge am 15. August fast den ganzen Tag lang für Hitler nicht mehr zu erreichen war (seiner Darstellung zufolge geriet er in Artilleriefeuer und Jagdbomber hätten seinen Funkwagen zerschlagen. Er habe danach die meiste Zeit des Tages in einem Graben zugebracht), unterstellte ihm Hitler die versuchte Kontaktaufnahme mit dem Gegner und enthob ihn seines Kommandos. Er beordete einen neuen Oberbefehlshaber an die Westfront.[2]

Generalfeldmarschall Walter Model erscheint auf dem Kriegsschauplatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Model wurde am Vormittag des 16. August von Hitler von der russischen Front zu sich berufen. Am nächsten Tag traf er in der Normandie ein und übernahm v. Kluges Kommando als OB West und Befehlshaber der Heeresgruppe B.

Es war eine „verzweifelte Lage, der sich Model als neuer Oberbefehlshaber West am ersten Tage gegenüber sah: [...] In dem Kessel von Falaise drängten sich, während Bomben und Granaten sie erbamungslos zusammenschlugen, hundertausend Mann deutscher Truppen, die Reste von 15 Divisionen und Versprengte von einem weiteren Dutzend Verbände.“[3]
Es gab noch zwei schmale Auswege, die aus der Luft und von beiden Seiten unter Feuer lagen.

„Es war ein Glück für die Deutschen, daß sie in Model einen Oberbefehlshaber bekommen hatten, der sich nicht fürchtete,
es mit Hitler aufzunehmen.“[4]

Generalleutnant Hans Speidel, ein Hitler-Gegner und Chef des Stabes der Heeresgruppe B, meinte am 17. August bei der Ankunft Models im Hauptquartier der Heeresgruppe im Schloß La Roche-Guyon zu dem (ihm schon aus früheren Zeiten bekannten) Feldmarschall: „Das beste sei, sich im Westen mit den Alliierten zu arrangieren, um freie Hand im Osten zu bekommen. [...]
Model stimmte zu, schwieg einen Moment, sagte dann: ‚Ach, lassen wir die politischen Dinge.‘“Seine Aufgabe war, möglichst viele seiner Soldaten aus der Normandie heraus zu bekommen.[5]

Der Charakter Models[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Model ging mit Hitler in einer Weise um, wie es kaum jemand sonst gewagt hätte, und lehnte sogar die Ausführung von Befehlen ab, die er nicht billigte.“[6] Model teilte Hitler seine Entscheidungen lediglich mit – wie zum Beispiel wenig später:
„Der Brückenkopf südl. der Seine wird solange als möglich zum eigenen Uferwechsel und zur feindl. Kräftebindung gehalten.
Erst wenn die Nachteile die Vorteile überwiegen, wird er zurückgenommen werden.“[7]

Er „[...] brachte 1943 die gegen die baltischen Staaten gerichtete russische Winteroffensive zum Stehen.“ Er „[...] hatte im Frühjahr 1944, als Schukow in Polen einbrach [...] die äußerst kritische Lage bei Lemberg wiederhergestellt [...] im Juli, als sich die Russen Warschau näherten [...] die Rote Armee abermals zum Stehen gebracht.[8]

Über Model wird angeführt, dass er nach dem Attentat vom 20. Juli auf Hitler sofort mit einem ‚Ergebenheitstelegramm‘ an den Führer reagierte. Dies wird häufig zum Beweis dafür genommen, dass es sich bei ihm um einen mit dem Faschismus eng verbundenen Mann gehandelt habe. Es spricht aber mehr dafür, dass Model keinerlei Umstände mit dieser Angelegenheit haben wollte und - wie immer - eben pragmatisch reagierte. Er hatte an der Front genug zu tun. Mit diesem Telegramm war die Sache erledigt.

„Als der Feldmarschall endlich am Abend des 20. Juli in Lomza (damals sein Quartier in Nordpolen) erschien [...] und Hitlers Rundfunkansprache an(hörte) [...] war das einzige, was er dazu bemerkte: ‚Noch schlechter vorbereitet als der Kapp-Putsch‘. [...] Am nächsten Tag vernahm mit anderen Offizieren Hauptmann v. Steinäcker vom Stab Mitte eine noch seltsamere Äußerung: ‚Wenn Sie mich fragen, meine Herren - die größte Blamage für den preußisch-deutschen Generalstab‘. Wollte er damit sagen, wenn schon der Generalstab ein derartiges Unternehmen einfädelte, hätte wenigstens ‚alles klappen‘ müssen?“

Walter Görlitz:: Model - Strategie der Defensive, S. 188f.

In der Folge deckte Model konsequent bedrohte Offiziere seines Umfeldes und legte vor Hitler am 16. August auch ein Wort
für Generalfeldmarschall v. Kluge ein. Er warnte später General Graf Schwerin (der Kommandeur der 116. Panzer-Division in der Normandie war) und lies diesen dann - als Himmler seine Verhaftung anordnete - kurzerhand selbst ‚vorläufig festnehmen‘,
bis die Gefahr vorüber war.[9]

Von Falaise zur Seine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rückzugsstraße im Kessel von Falaise

Im Kessel von Falaise übertrug er sofort „ohne Rückfrage beim Führer [General] Hausser das Kommando über alle eingekesselten Kräfte und befahl ihm, sich von der Orne abzusetzen und an der Dives eine neue Front zu bilden.“[10] Er setzte die verbliebenen Panzergruppen in und außerhalb des Kessels zu Gegenstößen ein und bewirkte, dass eine größere Anzahl deutscher [Rest-]Einheiten noch entkommen konnte. Vor allem entging auch eine bedeutende Anzahl von Truppenführern der Gefangenschaft.

„Sie ließen 50 000 Mann für die Gefangenschaft und 10 000 Gefallene zurück: auf dem Altar des blinden Gehorsam den Befehlen des Führers geopferte.“

Wilmot: Europa, S. 448

Es blieb Model und seinem Stab nicht viel mehr übrig, als zu retten, was noch zu retten war. Dies war nur noch über die untere Seine möglich. Die amerikanische
2. Panzer-Division versuchte mit einem Stoß von Verneuil nach Norden die Zurückgehenden vom Flussufer abzuschneiden, „stieß jedoch am 24. August bei Elbeuf auf starken Widerstand von Panzerkräften, die Rouen und die zahlreichen Fähren weiter abwärts deckten. Die Deutschen hielten Elbeuf zwei Tage,
führten gegen die von Westen aufschließenden Briten und Kanadier ein gewandtes Nachhutgefecht und verhüteten so,
daß die Rückzugsbewegung zur Flucht wurde.“[11]

Schlechtes Wetter erschwerte den Alliierten den Einsatz der Luftwaffe, doch war „nach General Dietrich, der den Rückzug leitete [..]‚ der Übergang über die Seine hinsichtlich der Materialverluste fast so verheerend wie der Kessel von Falaise‘“.[12]

„Diese beiden Katastrophen waren der Gipfel zehnwöchiger schwerer Kämpfe, in denen die Deutschen eine
halbe Million Mann verloren, darunter 210 000 als Gefangene. Die ernsteste Seite der beiden Niederlagen war die Vernichtung der Panzerkräfte. Ungefähr 2300 deutsche Panzer und Sturmgeschütze waren in der Normandie eingesetzt gewesen; von ihnen wurden, wie Blumentritt berichtet, ‚nur 100 bis 120 über die Seine zurückgebracht‘.“

Wilmot: Europa, S. 460

Schon zu Beginn der Kämpfe um Elbeuf am 24. August hatte Model „Hitler eröffnet:
‚Für die Somme-Marne-Linie werden benötigt insgesamt 4 A.O.K., 12 Gen.-Kdos. und mindestens 30-35 Div. in Front. [...]
Ferner müssen, ähnlich wie an der Ostfront jetzt geschehen, vorausschauend neben Somme-Marne-Linie auch weitere rückwärtige Stellungen, bis einschl. Westwall, in Betracht gezogen und vorbereitet werden‘“.[13]

Model dürfte klar gewesen sein, dass Hitler dieser Forderung unmöglich nachkommen konnte und nutzte die Situation, um deutlich zu machen, dass es nun nur noch um den Rückzug und den Bau der vielgeschmähten „rückwärtigen Stellungen“ gehen konnte.

Am 29. August legte er mit einem Fernschreiben an Jodl, 24.00 Uhr, über den Stand der Wehrmacht im Westen nach:

„Danach waren die Panzer- und Panzergrenadier-Divisionen, die in der Normandie gekämpft hatten, durchschnittlich ‚je 5 bis 10 Panzer‘ stark. Aus diesen 11 Divisionen könne er 11 Kampfgruppen in Regimentsstärke bilden, aber nur, wenn er sofort Ersatz an Mannschaften und Ausrüstung erhalte. Aus den Resten der über die Seine gebrachten 16 Infanterie-Divisionen könne er
4 Divisionen aufstellen, sie aber nicht ausrüsten. Ferner wies Model darauf hin, dass ‚die erforderlichen Eingreifreserven an Sturmgeschützen und anderen schweren Pak völlig fehlen.‘“[“Anm” 1]

Damit waren dem Führer allmählich die Augen geöffnet. „Bis zum 31. August hatte Hitler in dem Glauben, den Verbündeten könne an der Somme-Marne-Linie Halt geboten werden, nichts unternommen, um den Westwall in Verteidigungszustand zu setzen“ [...] doch dann gab es „nach General Warlimont, Jodls Stellvertreter, [...] im OKW große Mühe und Aufregung, ehe man herausgefunden hatte, wer die Schlüssel verwahrte!“[14]

„Am 4. September meldete Model dem Führerhauptquartier, daß die Linie Antwerpen – Albertkanal – Maas – Westwall – französisch-luxemburgische Grenze, falls die Heeresgruppe B sie halten solle, ‚durch 25 frische Inf.-Div. besetzt und mit einer ausreichenden Panzerreserve von 5-6 Pz.-Div. gestützt werden“ müsse. [...] „Andernfalls ist das Tor nach Westdeutschland offen.“[15]

Die allgemeine Frontlage im Spätsommer 1944[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Zeitpunkt der letzten Kämpfe in der Normandie hatte sich Lage für Hitler und die Wehrmacht an allen Fronten dramatisch verschlechtert: Mitte August hatte die Rote Armee ihre Sommeroffensive tief in die baltischen Staaten und bis an die ostpreußische Grenze, in Süpolen bis an die Weichsel und an die Ölfelder der Karpathen vorgetragen. Hier waren alle schnellen Reserven im Einsatz. In kaum zwei Wochen hatten die Russen zwei Armeen Hitlers überwältigt und fast vernichtet, ihn um drei seiner Verbündeten gebracht ( Finnland, Rumänien, Bulgarien ), ihn seiner Hauptquelle für natürliches Öl beraubt, die Nordgrenze Jugoslawiens erreicht und die untere Donau in die Hand genommen. Im Norden standen sie wenig später vor Warschau und Riga. Aus Griechenland mussten die deutschen Truppen einen schwierigen Rückzug ausführen. Nur die Tatsache, dass die alliierte Invasion in der Provence ab dem 15. August wenig zur Veränderung der strategischen Lage beitrug - Churchill hatte vergebens auf einer Landung in der nördlichen Adria bestanden - und die Front in Norditalien nicht weiter gefährdet war, verschaffte HItler etwas Erleichterung.[16]

Der Vormarsch der Alliierten im September 1944[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon im August konnte das Alliierte Hauptquartier SHAEF auf die neue Lage in Westeuropa reagieren: Der zu erwartende vollständige Zusammenbruch der deutschen Front, machte eine neue Planung möglich und Montgomery schlug vor, in einem direkten, konzentrierten Stoß durch Nordfrankreich, Belgien und Holland das Ruhrgebiet einzunehmen. Montgomery machte diesen Vorschlag am 17. August Bradley, der einverstanden schien, doch am 19. August von der Skepsis Eisenhowers berichtete. Erst am 23. August hatte Montgomery Gelegenheit, die überfällige Entscheidung direkt mit Eisenhower zu besprechen:

Die Generale Bradley, Patton und Montgomery in der Normandie

„Eisenhower erwiderte, daß er nach wie vor beabsichtige, auf breiter Front vorzugehen, weil es wesentlich sei, daß Patton ostwärts vorrücke und sich mit den aus Südfrankreich herankommenden Kräften die Hand reiche.“

Wilmot: Europa, S. 489.

Zwar versuchte Montgomery mit dem forcierten Vorstoß der britisch-kanadischen
21. Heeresgruppe, der am 31. August zur Einnahme von Amiens, am 2. September zur Überschreitung der belgischen Grenze, am 3. September zur Besetzung Brüssels und bereits einen Tag später des Hafens von Antwerpen führte, die Möglichkeit seines Planes praktisch nachzuweisen, doch da Patton die andere Hälfte des Nachschubs erhielt, um über Reims auf Metz vorzugehen, fehlte beiden Unternehmungen die Kraft zu einem schnellen Erfolg. Hitler konnte Patton in Italien freigewordene Truppen entgegenstellen und Montgomery besaß keine ausreichenden Kräfte für das Luftlandeunternehmen bei Nijmegen und Arnheim.

„Eisenhower hatte sich gescheut, sich für einen der rivalisierenden Pläne wirklich zu entscheiden, und beiden seine eingeschränkte Zustimmung gegeben in der Hoffnung,
daß der nötige Nachschub rechtzeitig verfügbar sein werde. Das Ergebnis war, daß beide Pläne vereitelt wurden.“

Wilmot: Europa, S. 578.

Der Rückzug[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Am 23. August jagte Hitler den zweiten seiner Haßbefehle gegen die französische Hauptstadt hinaus: Paris war zu halten und notfalls in ein ‚Trümmerfeld‘ zu verwandeln.“ Model gab den Befehl weiter und kümmerte sich dann nicht mehr drum.
„Sein Chef Speidel und Choltitz regelten die Nichtbefolgung des berüchtigten ‚Führerbefehls‘ in stillem Einvernehmen miteinander.“[17] Pflichtgemäß beantragte er ein Kriegsgerichtsverfahren gegen Choltitz, diktierte aber „dem IIa, Oberst Freyberg, sonderbare Stichworte für die Begründung. [...] Jedenfalls kam es nie zu einer Verurteilung.“[18]

„Paris war der Drehpunkt für die aus Südwestfrankreich zurückgehende 1. Armee des Generals von der Chevallerie.“[19]
So war dies ursprünglich vorgesehen. Statt zu versuchen, diese Truppen zur Verteidigung von Paris einzusetzen, dirigierte sie Model nach Osten um.

„Der zum Teil überstürzte Rückzug aus Frankreich und Belgien, die Auflösung zahlreicher Land- und Bodenorganisationen der Marine und der Luftflotte 3 im Westen, die Räumungsbefehle für für zahllose Feldkommandanturen, Versorgungsdienste und Feldintendanturen hatten zu Zuständen geführt, wie sie in der deutschen Kriegsgeschichte bisher unbekannt gewesen waren. […] Um in einem Chaos Ordnung zu stiften – dafür war der Feldmarschall wie geschaffen. […] die vage Kunde, Model sei da, […] erzeugte ebensoviel Schrecken wie Zuversicht bei den noch kampfwilligen Einheiten. Von seinem Namen ging jetzt eine sagenhafte Wirkung aus.“

Görlitz: Model, S. 206.
Generalfeldmarschall Walter Model im Oktober 1944

„Er wusste sehr wohl, dass er die (am 4. September von Hitler angeforderten) Kräfte niemals erhalten würde. […] Nachdrücklich wies er darauf hin, es sei nurmehr möglich, den alliierten Vormarsch vor den Zugängen zum Reich zu stoppen. […] Da kam Model die Tatsache zu Hilfe, daß bei den stark überdehnten Nachschublinien von der normannischen Küste her die amerikanischen Panzer-Divisionen wegen akuten Treibstoffmangels einen Stop einlegen mussten. […] Model nutzte die Atempause zur Konsolidierung seiner Verbände.“[20]

Es gelang Model, die alliierte Luftlandung – Operation Market Garden – bei Arnheim abzuwehren, den Alliierten den Versorgungshafen von Antwerpen weiter zu sperren, das Gros der 15. Armee über die Westerschelde zurückzuführen und eine geschlossene Verteidigungslinie aufzubauen.

Der Krieg war für die Alliierten 1944 nicht mehr zu beenden.

Konsequenzen der Entscheidungen Hitlers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es war das Verdienst des ‚Realitätssinnes‘ Models, die Räumung des größten Teiles Frankreichs auf schnellstem Wege durchzusetzen, die deutschen Truppen, die Trosse und die Vielzahl des Personals der Besatzungsbehörden einigermaßen geschlossen zurück zu bringen. Er hatte die Einsicht Hitlers in die Aussichtslosigkeit eines erneuten Kampfes um ‚jeden Fußbreit Boden‘ bewirkt und seine Neigung zum ‚Festhalten‘ und den damit auch unweigerlich verbundenen Zerstörungen unterlaufen.

Es waren kurioserweise die Fehlentscheidungen –

„Hitler hatte dadurch, daß er auf dem Gegenangriff bei Mortain bestand und zu lange bei Falaise stehenblieb,
die einzigen Divisionen geopfert, die die Front hätten zusammenhalten und einen allgemeinen Rückzug hätten decken können.“

Wilmot: Europa, S. 487.
Die Zerstörungen in Mortain nach der Rückgewinnung durch die Amerikaner

– die geradewegs zur fast vollständigen Vernichtung des deutschen Westheeres führten und eine Abwehrfront an der Seine und einen Kampf um Paris und selbst eine Verteidigung an der Somme und an der Marne unmöglich machten.

Es bestand keine Möglichkeit mehr, ‚Paris brennen‘ zu lassen.

Hitlers von seinen eigenen Befehlshabern rundum erkannte, realitätsfremde taktische Führung hatte zur Folge, dass – bis auf das Landeumfeld in der Normandie und die späteren Kampfzonen in Elsaß-Lothringen – Frankreich vor den umfassenden Zerstörungen bewahrt blieb, die eine aus deutscher Sicht angemessene Abwehrstrategie mit sich gebracht hätte.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kriegstagebuch der 7. Armee, 8. August, 18.45 Uhr. Zitiert bei: Wilmot, Chester: Der Kampf um ‚Europa‘, Büchergilde Gutenberg, Zürich 1955, S. 426
  2. Wilmot: Europa, S. 444f
  3. Wilmot: Europa, S. 446.
  4. Wilmot: Europa, S. 461.
  5. Walter Görlitz: Model - Strategie der Defensive. Limes-Verlag, Wiesbaden und München 1982, S. 199.
  6. General v. Manteuffel in :Liddell Hart: „The other side from the hill“, London 1951, S. 101f, zitiert bei Wilmot: ‚Europa‘, S. 462.
  7. zitiert bei: Wilmot: ‚Europa‘, S. 462.
  8. Wilmot: Europa, S. 461
  9. Görlitz: Model, S. 212.
  10. Wilmot: Europa, S. 446
  11. Wilmot: Europa, S. 459
  12. Wilmot: Europa, S. 460
  13. Wilmot: Europa, S. 460
  14. Wilmot: Europa, S. 508
  15. Fernschreiben Models an Jodl, 4. September 1944 (Aus der Dokumentensammlung v. Tempelhoffs.) zitiert bei: Wilmot: Europa, S. 508
  16. nach: Wilmot: Europa, s. 462-465 & 484
  17. Görlitz: Model, S. 201.
  18. Görlitz: Model, S. 202.
  19. Görlitz: Model, S. 199.
  20. Görlitz: Model. S. 205 ff.

Anmerkungen

  1. (Aus der Dokumentensammlung v. Tempelhoffs.) Außer den hier genannten 16 Infanterie-Divisionen hatten noch 7 in der Normandie gekämpft. Sie waren völlig vernichtet, und Model setzte sie in seiner Kräfteaufstellung nicht mehr ein. Zitiert bei: Wilmot. Europa, S. 460