Benutzer:GerhardSchuhmacher/Ursache

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Eroberung Galliens (zu Gallischer Krieg/Helvetier)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wirtschaftshistoriker Wilhelm Hankel sieht für Caesars Intervention in Gallien […] drei sich wechselseitige ergänzende und keineswegs ausschließende Motive:

  • Um sein Ziel der Machtergreifung in Rom zu realisieren benötigt Caesar den gallischen Kriegsruhm, die in Gallien zu gewinnenden Ressourcen (Geld und Legionen).
  • Politisch wurde die Politik Roms durch Sulla und Pompeius „‚Ost‘-Lastigkeit“ geprägt, was „früher oder später zu einer Hellenisierung oder Orientalisierung führen muß“, während die Dominanz im näher gelegenen westlichen Mittelmeerbecken vernachlässigt wird – eine Strategie, „als deren Erbe sich Caesar sieht.“
  • Caesar „sieht scharfsichtiger als der nur ans Geldverdienen denkende Senat den furor teutonicus voraus. Er wendet sich gegen die die Helvetier vor sich hertreibenden Sueben, die ihrerseits nur die Speerspitze der hinter ihnen nachdrängenden Germanenstämme sind.“ Es geht ihm darum, Gallien für Rom zu sichern und den Germanen in der Eroberung zuvorzukommen.

Caesar verbindet seine „persönlich gefärbten Machtmotive“ mit den Interessen des Reichs: „Sein Vorteil ist am besten aufgehoben, wenn er sich mit dem Roms deckt.“

Auf die Nachricht vom Auszug der Helvetier unter dem Druck der Sueben hin, mobilisiert er sofort seine vier Legion und zieht in Eilmärschen die Rhone aufwärts – „ein senatus consultum aus dem Jahre 61 v. Chr. erlaubt jedem Gouverneur, jenseits der römischen Grenzen zu operieren, wenn Gefahr im Verzug ist.“ Im späteren Bericht hält Caesar daran fest, dass er die in der Richtung des Zuges siedelnden Häduer – als ‚Freunde (amici) des Römischen Volkes‘ bedroht sah, doch sei ihm klar gewesen – so Hankel –, dass dahinter die Sueben marschierten. Am Oberrhein soll Ariovist auch schon den Fluss überschritten haben.

Nach der Niederlage der Helvetier bei Bibracte – „verabredungsgemäß bittet der von der Helvetier-Gefahr befreite Häduer-Fürst Diviciacus nun um römischen Beistand vor den weitaus gefährlicheren Sueben.“[1]

Sofort zog Caesar Ariovist entgegen. Da er die geschlagenen Helvetier auf seinem weiteren Eroberungszug nach Norden keinesfalls im Rücken dulden konnte, wurden sie wieder in ihre Heimat im westlichen Alpenvorland zurück dirigiert, um das das verlassene Gebiet, das sich nun in Caesars Flanke befand, gegen germanische Zugriffe abzusichern. Die neuere Forschung bestätigt dabei eine stützpunktartige römisch-militärische Präsenz am Hochrhein bis hin zum Bodensee im Zusammenhang von Caesars Feldzügen bereits um 20 50 v. Chr.[2]

König Ariovist[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Sieg der Römer über die Teutonen 102 v. Chr. und die Kimbern 101. v. Chr., „drangen auch weiterhin germanische Völker von Norden nach Mitteleuropa vor, überrollen die dort ansässigen Kelten, die ihrerseits in Bewegung geraten, um neue Wohnsitze zu suchen. Da die Römer Ruhe an ihren Grenzen haben, verfolgen sie diese Verschiebungen nur mit mäßigem Interesse.“ Bereits 72 v. Chr. waren „Germanische Sueben unter ihrem König Ariovist über den Oberrhein nach Gallien vorgedrungen.“ Später – im Gespräch mit Caesar – beruft er sich darauf, dass „er keineswegs aus Eroberungslust nach Gallien marschiert sei, sondern daß ihn vielmehr der Hilferuf eines bedrängten Volkes ins Land geholt habe: Die keltischen Sequaner hatte Ariovist um Beistand gegen die ebenfalls keltischen Häduer gebeten.“[3] In den nächsten 10 Jahren – bis zum Auszug der Helvetier – scheinen die Sueben ihre Aktivitäten auf die Verdrängung jener über die Hochrheingrenze hinaus gelegt zu haben. Erst in deren Gefolge überschreiten sie auch wieder den Oberrhein bzw. hatten dort verharrt. Inzwischen hatte jedoch Caesar die Initiative ergriffen und nach Abwehr und Rückführung der Helvetier sein Heer unmittelbar gegen Ariovist gewandt.

„Bei Mühlhausen im Elsaß kommt es im Jahre 58 vor Christus zu dieser entscheidenden Schlacht. An die 25.000 germanische Krieger, nach Völkerschaften gegliedert, die in ihrer typischen Keilform aufgestellt sind, traten sechs römische Legionen – also rund 36.000 Mann – entgegen. Zu Beginn der Schlacht wanken auf beiden Seiten die linken Flügel. Während aber die Germanen im Eifer des Gefechts blind drauflos stürmen, gruppiert Caesar sein Heer um, zieht an seinem rechten Flügel Truppen ab und wirft die Reserven auf der anderen Seite ins Getümmel. Plötzlich sehen sich die Germanen, die ohne sich umzuschauen, tief in die Linie des Gegners eingedrungen waren, von ihrem Zentrum abgeschnitten, ihr Angriff kommt ins Stocken. In wilder Hast eilen sie zurück und bringen dadurch ihre ganze Front ins wanken. Die Römer stoßen nach, die Germanen versuchen, über den Rheinzu entkommen Caesars Reiterei richtet unter dem wild flüchtenden Haufen, der auch die Wagen samt Frauen und Kindern mitgerissen hatte, ein ziemliches Blutbad an. Ariovist gehört zu den Glücklichen, denen die Flucht über den Fluß gelingt. Seine beiden Frauen und eine seiner Töchter finden den Tod.“

Hans Riehl: Die Völkerwanderung, 1988, S. 67.

W. Hankel erörtert den Ort der Schlacht: „Caesar spricht von einer Entfernung von nur 5000 Schritt“ vom damaligen unregulierten Flussverlauf, die ihm mit ca. 7,5 Kilometer zu kurz erscheint. Er geht Verlust einer Null aus: 50.000 Schritt (75 Kilometer): Dies erscheint jedoch nach der Quellenlage von Riehl mit seiner Fluchtbeschreibung ähnlich unwahrscheinlich. Als Fazit verbleibt jedoch: „Die Sueben geben die linksrheinische Besiedlung für Jahrhunderte auf. Sie fallen als Machtfaktor beim Kampf um Gallien aus. Caesar hat freie Hand. Und was noch schwerer wiegt. Den Rücken frei.“[4]

Diese Bilanz ziehen xy Römer Rhein/Donau: „Die Vereitelung der Pläne Ariovists, die entscheidende Niederlage der von ihm geführten germanischen Stämme und ihre vollständige Verdrängung auf das rechtsrheinische Ufer bedeutet den Beginn der Eroberung ganz Galliens bis zum Ozean.“ (32)

Dieser Schlag wird auch die Situation nördlich des Hochrhein geprägt haben, da hier ebenfalls für Jahrhunderte kein Druck seitens der Germanen bekannt ist – diese Region (agres decumati) und weiter bis die Donau hinauf galt und war auch weitgehend unbesiedelt. So konnte dort – nach Abschluss der Eroberung Galliens um 50 v. Chr. – eine seltene Ruhe etablieren. Diese Einschätzung beruht jedoch auch auf Fehlen jeder schriftlichen Überlieferung zur Lage nördlich des Hochrheins: Vor Ort ist jedoch in der Rheinschleife beim heutigen Jestetten/Rheinau ein großes keltisches Oppidum archäologisch erkundet, das wie angenommen beim nächsten Zugriff der Römer 15 v. Chr. zerstört wurde. Es ziehen sich auch zahlreiche vermutlich keltische Höhenburgen nördlich entlang des Hochrheins, zu denen keine Befunde vorliegen. Weiter östlich soll es hingegen 15 v. Chr. auch zu einer Seeschlacht mit den keltischen Vindelikern auf dem Bodensee gekommen sein. Vieles spricht dafür, dass nach der Niederlage der Sueben wieder zu einem Ausgreifen der Kelten in das vorüber unbesiedelte Territorium nördlich des Hochrheins kam.

  1. Zitate im Abschnitt: Wilhelm Hankel: Caesar. Weltwirtschaft des Alten Rom, Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 1987, ISBN 3-7844-7190-0, S. 85 bis 88.
  2. M-Kilcher.
  3. Hans Riehl: Die Völkerwanderung, W. Ludwig Verlag, München 1988, S. 64 f.
  4. W. Hankel: Caesar. Weltwirtschaft des Alten Rom, München 1987, S. 88 f.