Benutzer:Holdjen/DELFI

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

DELFI ist eine gruppenpädagogische Begleitung für Eltern mit Babys im ersten Lebensjahr mit dem Ziel, die Entwicklung des Kindes zu fördern und die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken.

Entwicklungsförderung im ersten Lebensjahr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DELFI ist ein Gruppenprogramm zur Entwicklungs- und Bewegungsförderung für Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr. Ziel ist, dass Eltern die Entwicklungsschritte und –möglichkeiten des Babys entdecken und mit leichten Anregungen fördern. Damit unterscheidet sich dieses und ähnliche Programme von Angebote wie Babygymnastik oder Babymassage.

DELFI entstand aus den praktischen Anforderungen der Bildungsarbeit in Familien-Bildungsstätten. Es formuliert als Ziel, der Verunsicherung der Eltern entgegenzuwirken, indem zum einen die Entwicklung über das erste Lebensjahr fachlich begleitet wird. Zum anderen sollen die Eltern gestärkt werden, in dem sie lernen, ihre Beobachtung zu schärfen und auf ihre Gefühle zu vertrauen.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff DELFI ist eine Namensschöpfung, die sich aus den Anfangsbuchstaben folgender Wörter zusammensetzt: Denken, Entwickeln, Lieben, Fühlen, Individuell. Mit diesen Begriffen sollen Eckpunkte der frühkindlichen Entwicklung umrissen werden.

  • Denken: Wachstum heißt Lernen, welches Bindung voraussetzt.
  • Entwickeln: Wachstum heißt Entwicklung, die angemessen unterstützt werden soll.
  • Lieben: Wachstum braucht von Anfang an liebevolle Zuwendung und Bindung.
  • Fühlen: Wachstum braucht liebevolle Berührung.
  • Individuell: Wachstum braucht Spielräume für individuelle Wege.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das DELFI-Konzept basiert auf wissenschaftliche Erkenntnisse vornehmlich frühbiografischer und pränataler Forschung, therapeutischer Konzepte früher Hilfen, Erkenntnisse der Neurobiologie der Bindung Kenntnisse gegenwärtiger Psychoneuroimmunologie, Bindungs- und Autonomieforschung, Konzepten der Gruppenentwicklung und Kompetenzen von Säuglingen und Eltern.

Die DELFI-Arbeit versteht sich vor dem Hintergrund eines christlichen Menschenbildes, das von Achtung und Respekt füreinander sowie Wertschätzung und Geduld für die Entwicklungsmöglichkeiten des einzelnen Menschen geprägt ist.

Grundlegende Werke für die Konzeptentwicklung sind unter Literatur aufgeführt.

DELFI - Eltern-Kind-Kurse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DELFI-Arbeit geschieht als Gruppenarbeit mit bis zu 8 Müttern/Vätern mit ihrem Kind und ist als Begleitung über das gesamte erste Lebensjahr angelegt. Die Gruppenleitung bietet dem Entwicklungsstand der Babys entsprechende Bewegungs- und Wahrnehmungsanregungen, Halte- und Tragegriffe, Finger-, Berührungsspiele und -lieder an. Für Informationen und einen Erfahrungsaustausch zu aktuellen Themen wie z.B. zur neuen Elternrolle, den Erlebnissen rund um die Geburt, zum Schlafen, Wachen und Weinen und zur Ernährung soll laut Konzept Raum gegeben werden. Ziel dabei ist es, die Eltern in ihren Kompetenzen zu sehen und zu festigen und eine positive Beziehung zu ihren Kindern zu unterstützen.

Die Gruppenarbeit hat als Ziel, dass die Eltern von- und miteinander lernen, durch die Anregungen in der Gruppe im Umgang mit dem Baby sicherer werden, sich vernetzen, Erfahrungen aus tauschen, sich gegenseitig ermutigen und Freundschaften (als kleine Netzwerke) schließen.

DELFI-Kurse finden in Familien-Bildungsstätten, in Hebammen- und Krankengymnastikpraxen, Kliniken und an vielen anderen Orten statt. Sie werden auch in sozialen Brennpunkten oder mit frühgeborene Kinder mit Erfolg angeboten.

Qualifikation der DELFI-Gruppenleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer ca. einjährigen Fortbildung werden sogenannte Multiplikatoren ausgebildet, die jeweils im Tandem (eine Person, die eher von der praktischen Seite und eine, die eher aus den theoretischen Bereich kommt) berechtigt sind, Kursleiterinnen und Kursleiter ausbilden.

Voraussetzung zur Zulassung zu einer Fortbildung zur DELFI-Leiterin/-Leiter ist ein Mindestalter von 23 Jahre, eine abgeschlossene Berufsausbildung in sozial-pädagogischer, psychologischer oder medizinischer Fachrichtung(z.B. als Erzieherin, Dipl. Sozialpädagogin, Hebamme, Krankenschwester) sowie die Bereitschaft, dauerhaft an qualitätssichernder Fachgruppenarbeit teilzunehmen. Die Fortbildung dauert ein Jahr lang. Sie umfasst sechs Wochenenden, fünf Studientage und Hospitationen.

Inhalte der Fortbildung sind:

  • theoretische Hintergründe der Arbeit mit Kindern im ersten Lebensjahr und deren Eltern
  • Selbsterfahrung, inklusive der Auseinandersetzung mit eigenen Geburtserfahrungen
  • praktische Handlungsanregungen für die Gruppenarbeit um die Kompetenzen von Babys und Eltern wahrzunehmen und zu unterstützen.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegenwärtig gibt es 106 Standorte [2], an denen DELFI angeboten wird; hauptsächlich in Niedersachsen, aber auch (in der Reihenfolge der Zahl der Standorte): Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Hessen, Thüringen, Bayern, Berlin, Brandenburg, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt. Insgesamt existieren zur Zeit (März 2011)[3] 33 eigene Internetseiten zu DELFI-Angeboten.

Organisation von DELFI[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Konzept wurde seit 1995 in der Ev. Familien-Bildungsstätte Celle entwickelt und ist dort als Warenzeichen eingetragen. Es breitete sich zuerst in Niedersachsen, inzwischen über weitere Teile Deutschlands aus. Das Konzept wurde von den ev. Familien-Bildungsstätten in Niedersachsen übernommen. Das Konzept und die Organisation liegen weitgehend in den Händen derjenigen, die Gruppenleitungen ausbilden, den "Multis". Auf jährlichen Treffen aller "Multis" wird Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Konzeptes betrieben. Es gibt keine „Zentralorganisation“, keine Verein. Die Struktur ist damit als sehr flach und eher basisorientiert zu bezeichnen. Die Verantwortung für die jeweiligen Kurse liegt bei der Kursleitung bzw. bei den Einrichtungen, in denen sie stattfinden.

Wirksamkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DELFI bezeichnet sich als Präventionsprogramm; wissenschaftlichen Wirksamkeitsstudien für dieses Konzept existieren bislang nicht. Dies hat zum einen Gründe in der Organisationsform von DELFI (s.o.) (kein hauptamtliches Personal), zum anderen inhaltlicher Natur: Es wird darauf verwiesen, dass insbesondere innerhalb des ersten Lebensjahres eine Vielzahl von Faktoren Einfluss auf die Entwicklung a) des Kindes b) der Erziehungsfähigkeit der Eltern c) auf die Paarbeziehung der Eltern bestehen, so dass die Wirkung eines Einflusses von DELFI beispielsweise bei Schuleintritt schwer zweifelsfrei festzustellen ist. Auch wäre bei einer Evaluation zu klären, wie groß der (förderliche) Einfluss von DELFI selbst und der der Netzwerke, die sich unter den Eltern bilden, ist. Eine Wirksamkeitsstudie ähnlicher Gruppenangebote für das Alter von Kindern bis 3 Jahren ist zur Zeit in Arbeit. [4] Untersuchungen zur Teilnehmerzufriedenheit existieren in den Einrichtungen, die das Konzept anbieten.

Weiterentwicklungen und andere Programme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2006 wurde von der Ev. Familien-Bildungsstätte Celle das Konzept „DELFI Plus“ entwickelt, ein Programm, welches Erzieherinnen zur pädagogischen Fachkraft für die Arbeit mit Kindern von 0 – 3 Jahren in Kindertageseinrichtungen auf Grundlage der Gedanken von DELFI weiterbildet. Es ist innerhalb des Bereichs der hannöverschen Landeskirche verbreitet und wird von ihr gefördert.

DELFI ist eines von mehreren Programmen zur Entwicklungsförderung im ersten Lebensjahr. PEKiP (Prager-Eltern-Kind-Programm) war lange Zeit das einzige und ist das am meisten verbreitete Programm in diesem Bereich. DELFI wurde u.a. entwickelt, um Elemente der Bindungsforschung stärker zu betonen. Nach DELFI sind (z.T. hierauf basierend) weitere Programme entwickelt worden.

Theoriebildende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundlegende Werke für die Entwicklung von DELFI und in der Fortbildung sind:

  • Joachim Bauer: Das Gedächtnis des Körpers.: Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern. Eichborn, Frankfurt; seit 2004: Piper, München (Serie Piper 4179), ISBN 3-492-24179-4
  • Thomas Harms (Hrsg.): Auf die Welt gekommen. Die neuen Baby-Therapien, Verlag Ulrich Leutner 2000, ISBN- 13 9783934391079
  • Ludwig Janus: Seelisches Erleben vor und während der Geburt., Lingua Med. Verlag, Neu Isenburg 1997, ISBN-13: 9783928610186
  • Lloyd de Mause: Was ist Psychohistorie?. Psychosozial Verlag, Gießen 1999, [ISBN-10 3932133641
  • Alice Miller: Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst. Suhrkamp Verlag 2010, ISBN-103-518-37450-8]
  • Barbara Zukunft-Huber: Die ungestörte Entwicklung Ihres Babys. Wie Sie die natürliche Bewegung unterstützen und Fehlhaltungen vermeiden, Trias, August 1998, ISBN-139783893734580
  • Ute Ziegenhain et al.: Entwicklungspsychologische Beratung für junge Eltern. Familienbildung und Beratung, Juventa 2004, ISBN-139783779915331

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Behrmann, Irene: DELFI – Ein Präventionskonzept der Eltern-Kind Gruppenarbeit im ersten Lebensjahr Int. J. Prenatal and Perinatal Psychology and Medicine Vol. 13 (2001) No. 3/4, 321-331, Mattes Verlag Heidelberg, ISSN 0943-5417.
  • DELFI-Mappe: DELFI® Gemeinsam durch das erste Lebensjahr auf http://www.delfi-online.de/downloads/delfimappe.pdf; ohne Jahresangabe
  • EV. Familien-Bildungsstätte Celle: DELFI® – Ein Präventionskonzept Evangelischer Familien-Bildungsstätten, frühe Kindheit 3/07, Newsletter Nr. 391; siehe auch http://www.liga-kind.de/fruehe/307_delfi.php
  • Höltershinken, Dieter, Scherer, Gertrud (HRSG): PEKiP Das Prager-Eltern-Kind-Programm, Dortmunder Beiträge zum Pädagogik; projekt verlag Bochum/Freiburg, ISSN 1437-4889
  • Lösel, Friederich et al: Bestandsaufnahme und Evaluation von Angeboten im Elternbildungsbereich – Abschlussbericht, Universität Stuttgart 2006, siehe unter http://www.bmfsfj.de/doku/elternbildungsbereich/pdf/abschlussbericht2006.pdf
  • Niemann, Heike: Entwicklungsförderung in der Eltern-Kind-Gruppe, pt-Zeitschrift für Physiotherapeuten, Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG München 12/2009, S. 1127ff
  • www.delfi-online.de Offizielle Homepage

--Holdjen 20:58, 31. Mär. 2011 (CEST)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In den Quellen sind keine einheitlichen Ausformulierungen zu finden.
  2. [1]. Standortdatenbank der Website delfi-forum.de; aufgerufen am 14.3.2011
  3. eigene Internetrecherche mit Stichwort DELFI bei Google 2.3.2011
  4. [2]. Website nifbe (Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung); aufgerufen am 31.3.2011