Benutzer:Sambalolec/Lametta

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Weil ich von Natur aus sehr faul bin und keine Lust habe, mich jedesmal erneut rechtfertigen zu müssen, vor allem aber weil es mich langweilt, jedesmal die immergleichen „Argumente“ der Listenbefürworter zu beantworten, sammele ich den ganzen Käse zentral an dieser Stelle und schreib auch auch gleich was dazu. Ebenso werde ich hier meine Argumente gegen die Listen darlegen.

Zu allen hier bereits behandelten Punkten werde ich, wenn sie künftig vorgebracht werden, keine dedizierte Stellungnahme mehr abgeben. Stattdessen antworte ich nur noch mit einem Link auf diese Seite. Zu diesem Vorgehen habe ich mich ausschließlich aus Gründen der Rationalität entschieden. Auf gar keinen Fall soll damit eine Missachtung oder Geringschätzung meiner verehrten Mitdiskutanten zum Ausdruck gebracht werden.

Die Links zu Diskussionsbeiträgen dienen Ausschließlich der Illustration. Sie sind willkürlich ausgewählt und stehen exemplarisch für eine ganz spezielle Art der Argumentation. Keineswegs beabsichtige ich damit eine Anprangerung von Personen. Selbiges gilt für solche Links oder Difflinks in den Artikelnamensraum, die zur Erläuterung und Dokumentation bestimmter Methoden, z.B. Belegfakereien, angebracht werden.

Anregungen, Kritik und weitere Argumente sowie „Argumente“ sind jederzeit gerne gesehen. Benutzt dafür aber bitte die Disk und kritzelt nicht auf dieser Seite herum. Grüße -- sambalolec 05:39, 3. Apr. 2009 (CEST)

Von Listen mit Ritterkreuzen und listigen Kreuzrittern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Was ist ein Orden? Ein kostensparender Gegenstand, der es ermöglicht, mit wenig Metall die Eitelkeit zu befriedigen.“ (Aristide Briand[1])

Warum Lamettalisten POV sind[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Auszeichnungen wurden und werden aus vielerlei Anlässen und Gründen vergeben. Damit sich der Leser überhaupt ein neutrales Bild davon machen kann, was es mit den einzelnen Auszeichnungen auf sich hat, muss er den konkreten Tatbestand oder Sachverhalt kennen, der zur Verleihung führte. Die scheinbar neutrale, unkommentierte Aufzählung oder Auflistung von Auszeichnungen enthält dem Leser diese grundlegenden Informationen vor. Objektive Urteilsbildung wird so verhindert und der Leser stattdessen zu naiven Spekulationen wie: „Er hat einen Orden gekriegt, also wird er schon was geleistet haben, umsonst kriegt man keine Auszeichnung“, verleitet.
  2. Es wird behauptet, Auszeichnungen symbolisierten lediglich „Leistungen“ und ihre kommentarlose Erwähnung oder Auflistung sei daher wertfrei. Diese Schlussfolgerung ist Tünneff, sie basiert auf Aberglaube. In der Realität existiert so etwas wie „Leistung“ nicht; „Leistung“ ist ein reines Produkt des Denkens. Die Frage, ob und im welchem Maße eine konkrete Tat oder Verhaltensweise auszeichnungs- oder strafwürdig ist, kann objektiv nicht beantwortet werden. Die Antwort darauf stellt immer eine Wertung dar und kann daher niemals "wertfrei" sein. Die kommentarlose Erwähnung oder Auflistung von Auszeichnungen oder Strafen suggeriert Objektivität, ist aber in Wirklichkeit gleichbedeutend mit der Verallgemeinerung und unreflektierten Übernahme jener Beurteilungskriterien und Wertvorstellungen, die von den für Auszeichnungen und Bestrafungen zuständigen Stellen ursprünglich zugrundegelegt wurden.
  3. Die Darstellung in Form von Tabellen, Boxen oder Listen hebt die Auszeichnungen schon optisch hervor, ihre Auflistung in einem eigenen Abschnitt verstärkt diesen Eindruck, wertet sie gegenüber dem Text zusätzlich auf und verleiht ihnen so ein Gewicht, das weit über das in der Fachliteratur übliche Maß hinausgeht. Eine derartige Überbetonung solcher biographischer Einzelaspekte, die in der Fachliteratur eher am Rande thematisiert werden, verstößt ganz klar gegen WP:NPOV.
  4. Häufig wird angeführt, Listen seien praktisch weil sie einen schnellen Eindruck/Überblick/Vergleich ermöglichen, wohingegen das Verstecken der Auszeichnungen im Fließtext ideologisch/moralisch motivierte Zensur sei. Im Klartext heißt das zwar, daß alle anderen Infos ruhig in der Bleiwüste versauern können, wohingegen die liebevoll gebastelte virtuelle Ordensspange optisch ansprechend präsentiert werden soll. Aber selbstverständlich geht es dabei nur um enzyklopädische Motive wie "Übersichtlichkeit" und nicht etwa um die Durchsetzung eines fragwürdigen Geschichtsbildes.
  5. Um dieses (bewusst oder unbewusst verfolgte) Ziel zu erreichen, werden die absurdesten Begründungen angeführt. Beispielsweise wurde knallhart gefolgert, daß die Existenz von WP-Artikeln zu den einzelnen Auszeichnungen deren Relevanz begründe und damit ihre Erwähnung/Auflistung im Artikel.[1] Mal ganz davon abgesehen, daß eine bloße WP-Artikelexistenz wohl kaum Schwerpunktverlagerungen und Verzerrungen in Biographien begründen kann, trifft diese „Argumentation“ auch auf alle Alltags- und Gebrauchsgegenstände zu, die hier ein eigenes Lemma besitzen. So wirklich nachgedacht können die Vertreter dieser These also nicht haben.
  6. Die häufig vertretene These, Auszeichnungen seien z.B. mit technischen Daten vergleichbar und daher ähnlich zu behandeln, ist nicht zu halten. Technische Daten sind Beschreibungen physischer Objekteigenschaften, sie bezeichnen reale Merkmale und sind ihrer Natur nach immer objektiv. Ausgezeichnet zu sein, ist keine physische Objekteigenschaft (Mit Ausnahme vielleicht der wenigen Fälle, in denen die Dekoration implantiert wurde) sondern ein abstraktes Attribut, und daher außerhalb des menschlichen Denkens völlig bedeutungslos. Eine Auszeichnung verfügt über keine substantiellen Eigenschaften, sie ist lediglich von symbolischer Bedeutung. Auszeichnungen sind also keine objektiven Eigenschaften, sondern ausschließlich symbolischer Natur. Aufgrund des Symbolcharakters von Auszeichnungen, kann eine reine Auflistung oder unkommentierte Erwähnung niemals wertfrei sein.

Lamettalisten und POV, die Zweite[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie Herr Baals sehr schön schreibt: Der Historiker und der interessierte/informierte Laie kann aus der Art, der Herkunft u.ä. der Auszeichnungen etliche indirekte Informationen ziehen.[2], soll die Liste indirekte Informationen transportieren. Die ausführliche Ordensliste dient also dazu, den Leser zu manipulieren und zu unsinnigen Schlussfolgerungen anzustiften, die ausdrücklich in den Text zu schreiben direkter POV wäre. Damit ist die ganze Liste indirekter POV.
Anstatt klar zu schreiben: „Herr XY war ein tapferer und mutiger Soldat“, was als unzulässige Wertung sofort herausflöge, verpacken wir genau diese Wertung geschickt (und unbelegt!) als scheinbar neutrale Lamettaliste und hoffen, daß der Leser naiv genug ist, aufgrund der indirekten Informationen zu genau der Schlussfolgerung zu gelangen, die zwar intendiert ist, aber so niemals geschrieben werden dürfte. Anstatt sich die Blöße zu geben, z.B. über irgendwelchen „persönlichen Blutzoll“ zu schwadronieren, was peinlich wäre und POV, jubeln wir dem Leser genau diese Sichtweise in Form indirekter Informationen unter, in dem wir ihn mit der Nase auf´s Verwundetenabzeichen stossen, vgl. dazu Herrn Baals Äußerung an dieser Stelle.

Während seriöse Autoren stets bemüht sind (sein sollten), die Sicht der Historiker auf eine bestimmte Person möglichst unverfälscht im Artikel darzustellen, gehen andere daher und versuchen den Schwerpunkt des Artikels massiv zu verschieben. Weg von der geschichtswissenschaftlichen Perspektive, hin zu einer vermeintlich neutralen, militärischen Sichtweise, um so die historische aus dem Blickfeld zu verdrängen. Über diesen Dreh wurden in der Nachkriegszeit die Wehrmacht und sogar die SS entpolitisiert und zu schlichten Soldaten erklärt, die nur ihren Job gemacht hätten. Der Zweite Weltkrieg war nicht mehr die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern fand fortan im luftleeren Raum statt. Militär und Politik wurden einfach als zwei verschiedene Paar Schuhe angesehen, die nichts miteinander zu tun hatten. War ja auch kein Wunder, schließlich wurde die Aufarbeitung des WK II zu dieser Zeit größtenteils von Leuten geleistet, die selbst involviert waren. Die wollten natürlich mit der vergurkten Politik nicht in Verbindung gebracht werden und auch nicht mit den geschichtlichen Zusammenhängen, sie legten daher ihr besonderes Augenmerk auf die rein militärische Perspektive aus deutscher Sicht. Bezeichnend für diese Form der Geschichtsklitterung ist eine Weisung des ehemaligen Generalfeldmarschalls Georg von Küchler aus dem Jahre 1947 an die Mitarbeiter der „Historical Division“ im Lager Garmisch:

  • Es werden die deutschen Taten, vom deutschen Standpunkt gesehen, festgelegt und dadurch unseren Truppen ein Denkmal gesetzt.

Es durfte „keine Kritik an Führungsmaßnahmen“ erfolgen, niemand durfte „irgendwie belastet“ werden, und die „Leistungen der Wehrmacht“ waren gebührend herauszustellen.[2] Dieser Vorgehensweise verdanken wir u.a. den Mythos von der sauberen Wehrmacht und anderen Unfug, der auch heute noch in den Köpfen einiger Leute herumspukt.

Glücklicherweise hat sich ab den späten 60ern allmählich ein Paradigmenwechsel vollzogen, als sich erstmals unbelastete und unvoreingenommene Historiker der Angelegenheit annahmen. Unglücklicherweise ist dieser Paradigmenwechsel noch nicht bei allen WP-Autoren angekommen. Daher auch ihr bewusster oder unbewusster Versuch, der anachronistischen Landserperspektive so viel Raum wie möglich einzuräumen und der aktuellen Geschichtsschreibung so wenig wie möglich. Genau das spiegelt sich wieder, in der Penetranz, mit der schon optisch das Lametta in den Vordergrund gerückt werden soll, ungeachtet dessen, wie die aktuellen Historiker das bewerten. Deswegen schert sich auch niemand darum, ob überhaupt und in welchem Maße die Historiker eventuelles Lametta im jeweiligen Einzelfall überhaupt erwähnen, sondern man sucht sich aus tabellarischen Lebensläufen das raus was einem gerade passt und drückt das als Liste, Tabelle oder sonstwie in die Artikel. Das ist purer WikifantenPOV.

Lamettalisten und WP:LIST[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerne wird behauptet, die Listen stünden nicht im Widerspruch zu dieser Richtlinie. Begründet wird das üblicherweise mit folgendem Textstummel:

  • Für andere Informationen kann dagegen die Liste durchaus die richtige Wahl sein. So können in einem Artikel über einen Literaturpreis die Preisträger zwar auch mit kurzer Beschreibung und der Begründung für die Auszeichnung im Text zur Geschichte des Preises eingebaut werden.[3]

Wenn ein Satz aber schon mit "Für andere Informationen" anfängt, dann deutet das ganz klar darauf hin, daß die Informationen, um die es in dieser Aussage geht irgendwie anders sind. Anders als was? Des Rätzels Lösung offenbart sich sogleich, wenn man obige Aussage in demjenigen Kontext betrachtet, aus dem sie vom Zitiererich gewaltsam herausgerissen wurde:

  • Grundsätzlich sollten Inhalte ausführlich im Fließtext eines Artikels zu finden sein, um den Leser umfassend und kompakt zu informieren. Die Biografie einer Person sollte zum Beispiel unbedingt ausformuliert sein, eine stichpunktartige Aufzählung, was in welchem Lebensjahr passiert ist, ist in der Wikipedia nicht erwünscht. Für andere Informationen kann dagegen die Liste durchaus die richtige Wahl sein. So können in einem Artikel über einen Literaturpreis die Preisträger zwar auch mit kurzer Beschreibung und der Begründung für die Auszeichnung im Text zur Geschichte des Preises eingebaut werden. Dies stößt aber an seine Grenzen, wenn die Übersichtlichkeit darunter leidet. Bei einer größeren Anzahl von Preisträgern wiederholt sich der Textaufbau und die Namen sind über den Text verstreut. Hier empfiehlt sich eine Auflistung innerhalb des Artikels mit Verlinkung zu den Preisträgern.[4]

Aha. Mit "andere Informationen" sind also offensichtlich solche Informationen gemeint, die keine biographischen sind und die man in Biographien normalerweise auch nicht findet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zit. nach Werner Honig: Die Ehre im Knopfloch. Orden und Ehrenzeichen im Wandel der Zeiten, ISBN 3404601432, S. 7; Ebenso in Heinz Kirchner, Hermann-Wilhelm Thiemann, Birgit Laitenberger, Dorothea Bickenbach, Maria Bassier: Deutsche Orden und Ehrenzeichen, 6. Aufl., Carl Heymanns Verlag, Köln 2005, ISBN 3-452-25954-4, S. 15
  2. Wolfram Wette: Das Bild der Wehrmacht-Elite nach 1945; In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Vom Kriegsbeginn bis zum Weltkriegsende Bd. 2, Primus Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-089-1, ISBN 3-534-12678-5 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), S. 299f.