Benutzer:Timm/Rosengang

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Der Rosengang ist ein öffentlich zugänglicher Gang im nord-östlichen Teil der Lübecker Altstadt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Eingang zum Rosengang befindet sich in der Rosenstraße Nummer 17. Er ist nur für Fußgänger zugänglich. Geographische Lage 10° 41' 38E, B 53° 52' 18 N

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszug aus Band 5 der Reihe "Das alte Stadtbild. Lübeck. Geschichte der Wohngänge" von Rainer Andresen (1971, Verlag Lübecker Rundschau Uwe Holthuis, Bad Schwartau):

Bevor wir uns dem schon häufig erwähnten Röpers Gang zuwenden, begeben wir uns auf die andere Straßenseite und werfen einen Blick in den tiefreichenden und bis an den heutigen Tag gut erhaltenen Rosen Gang. Über dem schmalen Eingang erkennen wir auf einer schon recht verwitterten Sandsteintafel drei Rosen mit der Inschrift Der Rosengang und darunter 16. H. W. 69. Auf einer zweiten Tafel, die dicht unter die erste angebracht wurde, die Worte NEV ERBAVWET, darunter H.A. Flügge und auf einem kleineren, mittig darunter gesetzten Schild die Jahreszahl 1803.

Der Gang ist beidseitig bebaut und besitzt von ehemals fünfzehn noch vierzehn Buden, die alle über ein ausgebautes Obergeschoß verfügen. Das heute fehlende Haus Nr. l wurde schon vor 1951 abgerissen. Alle Buden stehen wie in Reih und Glied bei etwa gleichgroßer Grundfläche und stoßen schließlich am Ende fast an die Rückseiten der Häuser Wakenitzmauer 62 - 64.

Die Buden befinden sich in einem guten Zustand, weisen jedoch auch die nicht zu übersehenden Auswüchse einer falsch verstandenen Haussanierung in Form von kleinformatigen und farbigen "Badezimmerkacheln" in Hauseingängen und an Außenwänden auf. Durch den im 19. Jh. erfolgten Ausbau erhielten fast alle Buden einen einheitlichen Dacherker, wodurch in den ohnehin schmalen und dunklen Freigang noch weniger Sonne gelangte. Prof. v. Lütgendorff hob schon damals die Sauberkeit und den verschiedenartigen Anstrich der fünfzehn Buden hervor, bemängelte jedoch, daß die sich am Ende des Ganges befindliche Planke - Trennwand zum Grundstück Wakenitzmauer 64 - nicht gerade einen Schmuck darstellte.

Inzwischen hat sich am Äußeren der Buden kaum etwas geändert, und die Planke wurde mittlerweile durch eine kleine Mauer ersetzt.

Die interessante Geschichte dieses großen Grundstückes geht zurück bis ins 14. Jh., und zwar in die Zeit der ersten Bebauung nach der Aufschüttung um 1300. Bereits 1319 bis 1486 ist an dieser Stelle ein Querhaus belegt, welches 1502 an Fritz Grawert (seit 1509 Ratsherr; unter seiner Führung siegte die lüb. Flotte 1511 über die Dänen und am 14. Aug, 1511 über die Holländer, gest. am 13. Dez. 1538) geriet, der es dann seiner Tochter Taleke (Adelheid) vermachte. Taleke heiratete 1547 Hartwich v. Stiten, ein Mitglied der mächtigen Familie v. Stiten, der allerdings nie zum Rate erkoren wurde. Taleke brachte das Grundstück in die Ehe ein, worauf es ihrem Gatten traditionsgemäß zugeschrieben wurde. Nach dem Tode ihres Mannes fiel das Grundstück ihr und ihren acht Kindern wieder zu.

Kurze Zeit später schien das Haus abgebrannt zu sein, denn 1574 taucht die Nachricht auf, daß es sich bei dem Grundstück um eine woste stede handelte, hinter dem sich allerdings ein bis an die Wakenitzmauer reichender Baumgarten befand. Als der älteste Sohn, Heinrich (1574 Ratsherr gest. 4, Sept. 1588), 1574 Alleinerbe geworden war, übernahm er die woste stede und mußte dem Besitzer des Baumgartens freien Zugang von der Rosenstraße zu seinem Grundstück garantieren.

Auch als v. Stiten weiter an Detlef Paske (Pasche) verkauft hatte, war das Wegerecht wieder Bestandteil des Vertrages. Hier allerdings verwirren sich die Angaben. V. Lütgendorff gibt z. B. an, daß Pasche die von Heinrich v. Stiten wieder aufgebauten Buden kaufte, der Baumgarten selbst sich im Besitze v. Stitens befand und 1582 an einen Hart wich oder Heinrich Paulsen verkauft wurde.

1577 taucht dieser Paulsen jedoch bereits - auch im Zusammenhang mit der Geschichte des Nagels Ganges, Wakenitzmauer 70 - als Besitzer dieses Baumgartens auf. Er bekam freien Zugang durch die zwei Buden an der Rosenstraße zu seinem Garten garantiert. Paulsen schien mit der nachfolgenden Besitzerin der beiden Straßenbuden, Geseke Meisters, ständig Ärger bezüglich seines verbrieften Wegerechtes zu haben. Schließlich konnte er ihr 1589 die Buden abkaufen und dann den Grundstock zum heute noch bestehenden Rosen Gang legen. Seine Witwe Elsabe übernahm 1607 das Erbe mit den beiden Straßenbuden und insgesamt sechzehn Buden im Gang. Kein Wunder, daß sich bald mehrere Interessenten einstellten, um der Witwe den ertragreichen Wohngang abzukaufen. Elsabe ging es finanziell recht gut, denn es standen keine Gelder mehr auf dem Grundstück, und es dauerte noch eine ganze Weile, bis Schweder Hoyer (Sohn des gleichnamigen Schiffspredigers, der am 4. Okt. 1565 im Alter von 27 Jahren starb;siehe auch Wohngänge II, Seite 33) sie überredet hatte, an ihn zu verkaufen, was sie 1615 dann tat. Folgende Gangbesitzerin war die Witwe Margarethe des Ratsherrn Joachim Wibbeking (Sohn des Ratsherrn Paul Wibbeking, 1578 Ratsherr, Kämmereiherr von 1596 bis 1628. Er starb im Alter von 88 Jahren am 28. Okt. 1628.) mit ihren Kindern. Um 1670 erbten die Kinder(?) von Heinrich Wörger jr., wobei es nicht sicher ist, daß Wörger selbst den Gang besaß. Immerhin kann die eingangs erwähnte Jahreszahl 1669 auf der beschriebenen Tafel mit den Buchstaben H. W. natürlich auf den Besitz von Heinrich Wörger hindeuten. (Heinrich Wörger, Würger oder auch Werger, wie er sich selbst nannte, hatte mit seinem Bruder Joachim in Lübeck eine bedeutende Handelsfirma ihres Vaters Heinrich, gest. ca. 1860, ausgebaut, die ihre Aktivitäten immer mehr in Richtung Dänemark ausdehnte. Heinrich war dän. Faktor in Lübeck - eine Stellung, die er von seinem Vater geerbt hatte. Vater Heinrich erhielt 1647 als Entgeld für Schuldforderungen die Kapelle St. Johann auf dem Sande auf Abbruch. Doch schon während der Abbrucharbeiten wurde seitens des Fürstbischofs in Lübeck Einspruch gegen diese Schenkung erhoben. Erst drei Jahre später konnte der Abbruch gegen eine Abfindungssumme von 1000 Mark lüb. an die Dombaukasse fortgesetzt werden. Siehe auch Band l, Seite 28-29. Die interessante Geschichte der Familie Würger teilte Johann Jörgensen in Band 48, Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde mit.)

1706 wurde Detlef Joachim von Wetken (geb. 1660, gest. Nov. 1724, entsprang der Ehe des Thomas Welken mit dessen zweiter Gattin Abel Magdalena von Plessen, der Eigentümer der Güter Trenthorst und Schenkenberg war. Detlef Joachim von Wetken war in erster Ehe verheiratet mit Helena v. Brömse, in zweiter Ehe mit Gertrud v. Stiten und in dritter Ehe mit Anna Eleonore Amalie v. Plessen. Siehe auch Kapitel Rosen Gang im Rosengarten.) in den Gang eingewältigt, Wetken verkaufte bereits ein Jahr später wieder an die Erben Wörgers, ließ aber einen Pfandbetrag stehen. 1713 sind der Schlosser Cord Hack, dann ein Hinrich Koster, den 1753 seine Kinder beerben, und danach der Maurer Christian Bennewitz als Grundbesitzer bekannt. Bennewitz hatte wohl mit dem Wiederverkauf kein Glück, denn er sah sich gezwungen, den Gang wieder an sich zu nehmen. Uni die Mieteinnahmen zu vergrößern, schuf er zwei weitere Wohnungen in dem Grundstück. So besaß der Gang 1774 insgesamt achtzehn Buden, die einträgliche Mieten versprachen. Als die Erben Gang und Vorderhäuser verkauften, erhielten sie 700 Mark lüb. und 60 Mark Rente.

Hans Matthiesen erwarb den Gang, als von den inzwischen reichlich gealterten Buden nur noch acht für Wohnzwecke zu nutzen waren. Erst als der Töpfermeister Hinrich Hermann Flügge (geb. um 1740, gest. 27. November 1806, verheiratet mit Anna Margaretha Bräutigam. Flügge taucht Im Adreßbuch von 1798 unter folgender Eintragung auf: Flügge, Hinrich Herm., Töpfermeister, Rosenstraße 419. Jac.) das Grundstück erwirbt, und anscheinend laut Tafelinschrift die Buden - wohl nicht das Vorderhaus wie Lütgendorff angibt - neu erbaut bzw. renoviert, geht es mit dem Gang wieder aufwärts. Die Buden befanden sich 1809 in einem so guten Zustand, daß jede mit 600 Mark versichert war und alle achtzehn Wohnungen zusammen 585 Mark lüb. Miete einbrachten. Da nur fünfzehn Buden im Hofe standen, können wir davon ausgehen, daß sich andere Wohnungen - falls nicht die beiden etwas größeren Buden 2 und 15 in jeweils zwei Wohnungen aufgeteilt waren - in den Vorderhäusern befanden.

Als 1822 der Bier- und Essigbrauer Asmus Bruns aus der Fleischhauerstraße Besitzer des Ganges wurde, waren nur vierzehn Buden aufgeführt, wobei nicht geklärt ist, ob er eine abbrechen ließ oder ob diese bereits beim Kauf fehlte. Zwei Jahre später gab es nur noch dreizehn, 1826 nur noch zwölf Buden. 1854 waren es dann wieder vierzehn und 1862 baute anscheinend der Punschextrakt-Fabrikant Carl Friedrich Jacob Schatz die fünfzehnte wieder auf. Schatz wohnte zuletzt als "Particulier", also als Rentner oder Privatmann in der Dankwartsgrube im großen Kornspeicher an der Ecke An der Obertrave. Er hatte das Grundstück mit allem, was darauf stand, für 3000 Mark gekauft und es vermutlich 1876 für 16 800 Mark wieder verkauft! Kurz darauf standen wieder einige Buden im Gang leer, aus Gründen, die wir nicht wissen. So waren z. B. 1879 die Buden 6, 7, 8 und 11 nicht bewohnt. In dem erwähnten etwas größeren Haus Nr. 15, welches anscheinend der Witwe des Heinrich Friedrich Johann Löding gehörte, gab es noch eine weitere Partie, deren Name Wancke leider keinen Aufschluß über Geschlecht und Beruf gibt.

Abschließend möchte ich mich den Überlegungen Lütgendorffs anschließen, ob die über dem Gang befindlichen drei Rosen von den einstigen Besitzern, v. Stiten, die in ihrem Wappen drei Rosen führten, angebracht wurden oder ob diese Rosen lediglich an die zu Anfang des 14. Jh. hier befindlichen Gärten mit einem möglichen Rosenbewuchs erinnern sollen. Vielleicht sollen diese Rosen den Namen Rosen Gang hervorheben, so wie viele Wirtshäuser ihren Namen in Schilderform dem Besucher darboten. Inzwischen gibt es zahlreiche Rosenstöcke im Gang, und sie versinnbildlichen so den Namen dieses Ganges.