Benutzer:Trollflöjten/Zensur? Wer die Macht, hat die Definitionsgewalt...

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PS: Es handelt sich nicht um einen entstehenden Artikel, sondern eine Benutzerreflexion innerhalb der Kategorie Trollflöjtens Verdachtes.

Auch in der Wikipedia wird zunehmend zensiert. Vielleicht ist das ja gut so. Keinesfalls gut und hochgradig symptomatisch für die Zeit ist jedoch, dass schlichtweg jeder Zensurvorwurf mit der ebenfalls symptomatischen Süffisanz des (offiziellen) Mainstreams unbesehen reflexartig für indiskutabler Unsinn erklärt wird, gerne mit entlarvender Verlinkung hiesigen Artikels.[1] Dass erinnert an die nächtliche Ausgangssperre, die letztes Jahr auch Deutschland bürgerrechtlich bloßstellte: Ausgangssperre ist ein zu böses Wort und in der allgemeinen Schwarz-Weiß-Sicht, derzufolge negativ Assoziiertes ausschließlich mit Bösem verbunden werden darf, wurde staatlich und/oder durch die staatsnahen Medien mit eben der typischen lehrmeisterlichen Süffisanz festgelegt: Wenn in Deutschland eine Ausgangssperre verhängt wird, kann das natürlich keine Ausgangssperre sein, da Deutschland ein Land der Guten, mithin ein gutes Land ist und Ausgangssperren nur von Bösen verhängt wird. Folglich wurde aus der hiesigen Ausgangssperre eine „Ausgangsbeschränkung“ und auch in der Wikipedia wurde brav&fleißig umgeschrieben, wo nicht (in vorauseilendem Gehorsam) das böse Worte von vornherein ausgeblieben war. [2] Und formal-enzyklopädisch betrachtet dürften die folgsamen Benutzer tendenziell korrekt gehandelt, denn zweifellos werden die überwiegend meisten in Massen- wie Fachmedien Schreibenden ebenso brav wie implizit kontrafaktisch den Euphemismus „Ausgangsbeschränkung“ benutzt haben, aber ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, dass wer die Macht hat, natürlich auch die Definitionsgewalt hat und dementsprechend ist eine Ausgangssperre in Deutschland eben keine Ausgangssperre und Zensur in der WP ist keine Zensur, wenn die qualifizierte, die Macht-Mehrheit es so wünscht.

Abschließend eine Anekdote: Erstsemester Soziologie, ein Prof gab uns eine kleine Liste zentraler soziologischer Begriffe mit, uns anheimstellend, sie daheim zunächst selbständig zu definieren und anschließend mit der Def in einem der beiden empfohlenen Soziologielexika abzugleichen: Herrschaft definierte ich als ausgeübte Macht und musste feststellen dem größtdenkbaren Irrtum an einer re-bürgerlichten Universität zur Jahrhundertwende anheimgefallen zu sein: es war (nahezu) wortgleich mit der diffamierten Marx’schen Definition. Aber Herrschaft ist ausgeübte Macht. Dem Untertanen, und auch der größte Fürst ist Untertan, man schaue sich nur den armen Knaben an, der in schlimmster Prokrustesmanier zu Wilhelm II. gepresst wurde, passte dies in alter Zeit schon nicht, Herrschaft wurde göttlich verbrämt, kulminierend im Gottesgnadentum – in der Christenheit angelegt in dem so fürchterlichen Paulusbrief an die Römer.[3] Nach Aufklärung und bürgerlicher Revolution wäre es an der Zeit der wertfreien marxistischen Def Platz zu machen, aber weit gefehlt durfte ich doch meinem renommierten Sozlex entnehmen, dass Herrschaft „legitimierte Machtausübung“ sei.[4] – Was aber soll von höheren Staatsdienern an Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen schon anders erwartet werden, denn sie werden bestens alimentiert und es scheint schon recht unmenschlich von Menschen zu verlangen gegen die eigenen Interessen zu agitieren, weswegen ‚wess` Brot ich ess, dess` Lied ich sing`‘ nur zu menschlich...

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ich kenne den Artikel nicht, denn ideologisch relevante Lemmas schaue ich mir nur mit sehr triftigem Metagrund an.
  2. da&dort änderte ich das und es hat mir statt VM einige Dankeschöns nicht zuletzt renommierter Benutzer eingebracht! ؘ– Aber nicht die Worte sind Böse, sondern die Inhalte. Und diese Inhalte gedeihen umso prächtiger, umso mehr die Bezeichnungen dafür ausgegrenzt werden, auf dem Index landen bzw. schlimmer, wie auch in der WP zu sehen, nicht die Worte werden bekämpft, sondern die Menschen, die wagen – egal ob berechtigt oder nicht – sie zu benutzen. Und die Ausgangssperre in Deutschland war tatsächlich ganz besonders Böse, da es nicht den geringsten (nachgewiesenen) Nutzen hatte, ja im Gegenteil es wurde positives Verhalten (Nachts, wenn alles leer, zu spazieren mindert Infektionsrisiken) sanktioniert, weil es ja sein könnte, man führe was Negatives im Schilde: Was für ein Dammbruch, was für eine fürchterlich gelungene Machtdemonstration! Deutschland ist wieder und mehr denn je ein Land der Untertaninnen.
  3. Und wie damals Staatspriester das herrschende Unrecht für Recht, die herrschende Ungerechtigkeit für gerecht erklärten, erledigt das in heutiger Zeit die Juristenzunft.
  4. Mmh naja, ich habe das wohl damals befragte Sozlex gerade nicht zur Hand, aber im Lexikon zur Soziologie, Opladen 1994 steht es etwas ausgewogener: „legitime Macht, d.h. von den Betroffenen als rechtmäßig anerkannte Macht einer sozialen Instanz (...)“ - wobei die Identifikation mit der Aggressorin, der Macht bedeutsam . In einem zweiten Definitionspunkt wird noch kurz die Marxsche Auffassung angerissen: H. als „Machtausübung einer Klasse über andere Klassen (...)“