Blindstich

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Herstellung eines Blindstichs (Querschnitt und Aufsicht): (1) Nähen und (2) Wenden

Ein Blindstich ist eine beim Pikieren oder am Saum eingesetzte Naht. Der Stich ist auf der Außenseite des Nähgutes nicht oder fast nicht sichtbar. Er kann von Hand, insbesondere in der Maßschneiderei oder ‑kürschnerei, oder mit der Blindstichmaschine ausgeführt werden.[1] Eine mit Blindstich genähte Stoffkante wird als Blindsaum bezeichnet.

Das wesentliche Merkmal des Blindstiches ist, dass, anders als bei sonstigen Nähten, nur die Rückseite des Stoffes durchstochen wird (siehe (1) in Zeichnung).[2][3] Die Naht ist hier eine gerade Steppnaht mit regelmäßigen Zick-Zack-Stichen. Der elastische Blindstich ist hingegen eine Zick-Zick-Naht mit regelmäßigen großen Zick-Zack-Stichen.

Maschineller Blindstich an Säumen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Naht wird ein spezieller Nähfuß benötigt, der über ein integriertes erhabenes Metallstück verfügt, das etwas Spiel im Faden zulässt und genügend Platz für eine akkurate und gleichmäßige Drehung des Stoffes schafft.[4] An der verstellbaren Schiene des Blindstichfußes lässt sich die Bruchkante des Stoffes beim Nähen bündig ausrichten. Es gibt auch Varianten mit einer mittigen Metallführung, bei der die Nadelposition verändert werden muss.[5]

Beim Saum wird sie so gelegt, dass der ausgreifende Zick-Zack-Stich genau durch die Bruchkante des Stoffes trifft. Nach dem Wenden des Stoffes (siehe (2) in Zeichnung) sind die Blindstiche somit nur punktuell sichtbar. Bei dickeren Stoffen kann der Blindstich ohne Durchstechen der Materialaußenseite hergestellt werden, indem der Stich möglichst nah an der Bruchkante geführt wird. Dies ist insbesondere bei wasserdichten Materialien wie Neopren nützlich.

Im industriellen Einsatz wird die Naht von computergesteuerten Einzweckmaschinen mit einer gebogenen Nadel ausgeführt, deren schlanke Spitze an der Außenseite des Bogens angeordnet sein muss; eine Nadel mit Kugelspitze könnte die Fäden nicht anstechen.[2] Die Bogennadel durchsticht den Stoff nur bis zu einer vordefinierten Tiefe und kommt an der Oberseite wieder hervor, wobei sie mit dem Nähfaden eine Schlinge bildet, die von einem Greifer aufgenommen und ausgeweitet wird, während die Stofflagen weitertransportiert werden.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde, Band XVII. Alexander Tuma, Wien 1949, S. 96, Stichworte „Blindstich“, „Blindstichnadel“.
  2. a b Alfons Hofer: Textil- und Mode-Lexikon. 7. Auflage. 1 (A–K). Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-87150-518-8, Stichwort „Blindstich, Blindstichmaschine“.
  3. Anleitung: Mit Blindstich (fast) unsichtbare Säume nähen. Abgerufen am 16. September 2020.
  4. Nancy Langdon: Singer: The Complete Photo Guide to Sewing, 3rd Edition. Creative Publishing international, 2017, ISBN 978-1-63159-546-2, S. 19 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2020]).
  5. Nicole Vasbinder: Hand- und Maschinenstiche: Das praktische Arbeitsbuch fürs Hobbyschneidern. Stiebner Verlag GmbH, 2014, ISBN 978-3-8307-0920-6, S. 162 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2020]).
  6. Manfred Neitzel, Peter Mitschang, Ulf Breuer: Handbuch Verbundwerkstoffe: Werkstoffe, Verarbeitung, Anwendung. Carl Hanser Verlag GmbH & Company KG, 2014, ISBN 978-3-446-43697-8, S. 112 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2020]).