Calamus (Software)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. März 2016 um 20:48 Uhr durch 2a02:8388:8a01:bc80:ca2a:14ff:fe4f:327d (Diskussion) (→‎Versionen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Calamus

Basisdaten

Entwickler invers Software
Aktuelle Version Calamus SLC 2015 (Win, Mac, Atari TOS)
(2015)
Betriebssystem Windows, MacOS, TOS
Kategorie Desktop-Publishing
Lizenz proprietär
deutschsprachig ja
www.calamus.net

Calamus ist ein rahmenorientiertes Layout- und DTP-Programm, das ursprünglich in Deutschland für Atari-ST-Computer entwickelt wurde. Atari verkaufte das Programm als Schwarz-Weiß-Version ab dem 1. Juli 1987 eine Zeit lang zusammen mit dem MegaST und einem Laserdrucker als Komplett-DTP-System. Der Name Calamus leitet sich von der lateinischen Bezeichnung eines Schreibgerätes aus Schilfrohr ab (siehe Kalamos).

Geschichte

Nachdem die ursprüngliche, deutsche Rechteinhaberin DMC GmbH mit Calamus SL eine Farbversion entwickelt und ab dem 24. Mai 1991 erfolgreich am damaligen (Atari-)Markt platziert hatte, spaltete sie die Entwicklung in zwei unabhängige Zweige auf und ließ eine dänische Entwicklercrew unter Thomas Nielsen eine native Windows-Version entwickeln. Die Windows-NT-Version kam zeitgleich mit der neuen Microsoft Software auf den Markt. Strategische Vertriebspartner wurden neben Digital, Olivetti auch Siemens. Da der Erfolg des neuen Windows NT zulange auf sich warten ließ, verkaufte DMC schließlich aus finanziellen Gründen die Rechte an die kanadische Softwarefirma MGI, die vorher u.a. Calamus in Nordamerika vertrieben und mit einfachen Windows-Programmen wie Photosuite und VideoWave einen Namen als Massensoftware-Hersteller errungen hatte. MGI wurde von der amerikanischen Softwarefirma Roxio geschluckt, von der Ulf Dunkel 2002 alle Calamus-Rechte für seine deutsche Softwarefirma invers Software zurückkaufen konnte. Invers Software hatte schon vorher exklusiven Support und Produktpflege des ursprünglichen Calamus SL übernommen, über die Jahre immer mehr Rechte externer Module gekauft und das Originalprogramm Calamus SL kontinuierlich weiterentwickelt. Das Programm wird auch weiterhin gepflegt und verbessert. Es enthält Funktionen zum PDF-Export (Bridge-Modul mit PDF-Export seit 1996) und PDF-Import (Calipso 3 PRO-Modul seit 1998).

Calamus SL hatte 2015 etwa 4.250 aktive Nutzer weltweit.

Calamus' intelligentes Kerning

Kerning in Calamus funktioniert mit jeweils acht Streifen, die sich links und rechts an den Glyph anschmiegen.

Anstatt Kerningpaare oder einfache Bemaßungen benachbarter Zeichen zu verwenden, enthalten die nativen Calamus-Fonts Abstandwerte links und rechts jedes Zeichens in acht verschiedenen Höhenstufen.[1] Anders als die Kerning-Informationen in anderen Formaten werden die daraus resultierenden Streifen verwendet, um Zeichen optimal aneinanderzuschmiegen, selbst wenn die Zeichen aus verschiedenen Schriften stammen oder unterschiedliche Größen haben.

Im Unterschied dazu sind Kerning-Informationen in OpenType und TrueType-Schriften so implementiert, dass sie nur funktionieren, wenn die benachbarten Zeichen von der gleichen Schrift stammen, was manchmal zu Zeichen-Verschmelzungen oder schlechtem Kerning führen kann. Eine Alternative hierzu ist, optisches Kerning zu nutzen, bei dem die Formen des Zeichens analysiert werden, um die passenden Abstände zu ermitteln. Calamus' Ansatz kann als eine Simplifizierung dieses Prinzips angesehen werden, bei dem mit einer kleinen Schriftgröße des endgültigen Zeichens gearbeitet wird.

Software-RIP

Calamus selbst ist ein Software-RIP (Raster-Image-Prozessor) und unterstützt verschiedene, einstellbare Rasterpunkt-Formen und -Größen zur gleichen Zeit. Rasterinformationen werden pro Dokument, Seite oder sogar pro Rahmen behandelt. Das Programm benutzt zudem die einzigartige, beachtenswerte Methode der angeschnittenen Rasterpunkte, bei denen Rasterpunkte an bestimmten Kanten abgeschnitten oder geclippt werden können, abhängig von den verwendeten Dokument-Layoutelementen. Daher benötigt es keinen externen RIP für die Interpretation, das Rendern und Rastern eines Dokuments. Mittels eines speziellen Moduls unterstützt Calamus Punkt-Rasterung (unter dem Begriff Star Screening), eine frequenzmodulierte Halbton-Darstellungsmethode (auch Stochastisches Rastern oder FM-Rastern genannt).

Versionen

Inzwischen ist Calamus SL durch einen integrierten Emulator auch unter Windows nutzbar. Mit der Zusatzsoftware MagicMac(X) kann man Calamus zudem auf Apple-Computern einsetzen. Auf beiden Gastplattformen nutzt Calamus durch die benötigten Emulatoren sowohl Atari-Code als auch nativen Code zur Geschwindigkeitssteigerung. Calamus erkennt die auf dem Wirtssystem installierten Drucker und kann diese nutzen.

MagicMac(X) ist jedoch nur auf Rechnern bis OSX 10.6.8 lauffähig, OSX Lion wird nicht mehr unterstützt, da das Apple Carbon Framework, das ursprünglich als Brückentechnologie von OS zu OSX eingeführt wurde, nicht mehr unterstützt wird. Andreas „Kaos“ Kromke arbeitet jedoch an einem neuen Cocoa basierten Emulator – Arbeitstitel „Atari X“, der sich im fortgeschrittenen Beta-Stadium befindet und unter dem Calamus SL R8 bereits lauffähig ist. Aus gesundheitlichen Gründen hat Andreas Kromke die Weiterentwicklung von „Atari X“ abgebrochen und die Sourcen an Calamus SL-Entwickler und Vertreiber Ulf Dunkel übergeben. „Atari X“ läuft im Fenster passabel unter OSX Lion - ohne Druckerunterstützung, kann aber nur vermarktet werden, wenn es zu aktuellen OSX Version kompatibel ist.

Für Mac OS X hat invers Software einen neuen, nativen Publisher unter dem Namen iCalamus entwickelt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. How flexible are the Macintosh outline fonts? Abgerufen am 29. Februar 2016.