Christian Andreas Naumann

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Christian Andreas Naumann (* 27. September 1759 in Leipzig; † 1. Dezember 1828 in Wittenberg) war Lederfabrikant, Kirchenältester, Viertelsmeister und Stadthauptmann der Schützen zu Wittenberg.

Porträt von Christian Andreas Naumann[1]

 

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christian Andreas Naumann entstammte einer in Leipzig über mehrere Jahrhunderte ansässigen Gerberfamilie, die sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. In Leipzig erlernte er das Handwerk als Gerber und wurde zum Meister berufen. Aufgrund der wirtschaftlichen Umbrüche verließen er und einige seiner Brüder Leipzig und siedelten sich als Bürger 1788 in Wittenberg an. Er fand schnell Anerkennung in der Stadt und wurde in die höchsten Ämter gewählt. Insbesondere als Hauptmann der Schützen nahm er eine bedeutende Rolle bei der Verteidigung der Stadt während der Napoleonischen Kriege, die auch als Koalitionskriege bezeichnet werden, ein. Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, hatte sich im Frieden von Posen zum Bundesgenossen Frankreichs und zum Mitglied im Rheinbund erklärt. Die Stadt Wittenberg hatte schwer unter dem Krieg und den Einquartierungen zu leiden. Am 1. Mai 1806 erschien der Major Ferdinand von Schill mit seinen Soldaten, die als Schillsche Jäger bezeichnet wurden, vor den Toren von Wittenberg. Der Bruder von Christian Andreas, Johann Heinrich, beobachtete schon wie die Husaren sich auf die Stadt zubewegten. Offenbar hatten sie es auf die in der Stadt befindliche Kriegskasse der sächsischen Armee abgesehen. Allerdings schlossen die Schützen und Grenadiere zusammen mit der nur geringen Garnisonsbesatzung die Tore und besetzten die Wälle. Aufgrund der guten und raschen Verteidigung musste das Schillsche Freikorps unverrichteter Dinge wieder abziehen. Im Jahre 1828 verstarb Christian Andreas Naumann aufgrund der Leiden an einer Brustwassersucht.

Todesanzeige von Christian Andreas Naumann[2]

 

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Anerkennung der Verteidigung der Stadt wurden am 21. Juni 1810 den beiden damaligen Hauptleuten, dem Schützenhauptmann Christian Andreas Naumann und dem Grenadierhauptmann J. A. Oeser (Großvater des späteren Ministers Rudolf Oeser), zwei – extra aus diesem Grund geprägten – goldene Verdienstmedaillen des Königs von Sachsen übergeben. Auf der Vorderseite war das Brustbild des Königs von Sachsen mit der Inschrift „Fridericus Augustus D.G. Rex Sax. Dux Varsov“ und auf der Rückseite eine sitzende weibliche Figur mit der Überschrift „Bene merentibus“ abgebildet. Der 1412 gegründeten Wittenberger Schützengesellschaft wurde seitens des Königs als Dank eine Fahne gestiftet.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Bartholomäus Naumann (1678–1757), Obermeister der Innung der Gerber in Leipzig
  • Johann Heinrich Naumann (1795–1867), Begründer der Färberei Naumann in Wittenberg
  • Christian Ferdinand Naumann (1806–1887), Pfarrer, Gründer der Studentenverbindung Vitebergia in Halle
  • Ferdinand Johann Naumann (1832–1891), Stadtrat in Wittenberg
  • Ferdinand Naumann (1835–1869), königlicher Baurat in Quedlinburg
  • Gustav Naumann (1841–1919), Stadtrat in Wittenberg
  • Bernhard August Naumann (1852–1875) Stadtrat Wittenberg
  • Max Naumann (1869–1943), Stadtverordnetenvorsteher in Wittenberg
  • Martin Naumann (1898–1987), Mitbegründer der CDU in Wittenberg, Färbereibesitzer
  • Joachim Naumann (1931–2018), Fachautor und Forscher zur Chemischen Reinigung
  • Brigitte Hellgoth-Naumann (1932–2020) Fotojournalistin
Wappen Familie Naumann[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gritzner, Erich Dr., Oberregierungsrat Dresden und Leiter der Wappenrolle der Sächsischen Stiftung für Familienforschung, Wappen und Hausmarken Wittenberger Familien in: Heimatkalender Wittenberg 1922 
  • Erfurth, Richard: Die Geschichte der Wittenberger Schützengesellschaft (Festschrift zur Feier ihres 500jährigen Bestehens), Wittenberg 1912
  • Hasenclever/Naumann:Handbuch für das Textilreinigungsgewerbe, Frankfurt am Main 1986
  • Herrmann, Gottfried: Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – Das Leben nach Kriegsende in der Lutherstadt Wittenberg und im Landkreis Wittenberg, Wittenberg 2005
  • Leipziger Zeitung vom 2. Dezember 1828
  • Meyner, A.M.: Die Geschichte der Stadt Wittenberg aus archivalischen und anderen zuverlässigen Quellen geschöpft und bearbeitet, Dessau 1845
  • Nationalzeitung der Deutschen, Gotha 26. Juli 1810
  • Naumann, Gottfried Dr.: Bene valeas quisquis es. Lateinische Inschriften in der Lutherstadt Wittenberg, Wittenberg 2011
  • Peters, Daniel: Objektive Ansichten – Ein biographisches Interview mit Brigitte Hellgoth-Naumann, Norderstedt 2017
  • Steinmüller, Karl Dr., Sächsisches Staatsarchiv, 12790 Nr. 378

 

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fotos aus dem Stadtarchiv Wittenberg sowie aus dem Familienarchiv Naumann
  2. Zeitungsausschnitt aus der Leipziger Zeitung vom 2. Dezember 1828
  3. Wappenbeschreibung aus dem Wittenberger Heimatkalender von 1922