DNc (Inschrift)

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Auf der linken Seite des Oberen Registers die übereinander stehenden drei Figuren mit Gobryas zuoberst
Die Beischrift DNc oberhalb der Figur des Gobryas durchlaufend in allen drei Sprachversionen

DNc ist die Bezeichnung einer Inschrift von Dareios I. (D). Sie wurde in Naqsch-e Rostam (N) entdeckt und von der Wissenschaft mit einem Index (c) versehen. Die Inschrift liegt in altpersischer, elamischer und babylonischer Sprache vor.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Gobryas, der Pateischorier, des Königs Dareios Lanzenträger.“

Dareios I.: Schmitt 2009

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inschrift DNc befindet sich vom Betrachter aus gesehen links vom Oberen Register des Grabs von Dareios I. Sie ist die Beischrift zur obersten Figur in einer Reihe von drei übereinander stehenden Figuren. Insgesamt umfasst die Inschrift sechs Zeilen und ist für alle Sprachversionen gut lesbar. Sie befindet sich in situ (am Ursprungsort).

Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie Henry Creswicke Rawlinson in seiner Erstveröffentlichung der altpersischen Sprachversion 1850 erzählt, wurde die Inschrift von einem jungen englischen Reisenden mit Namen Tasker 1848 entdeckt, als dieser sich mit einem Seil vom Abhang herunterließ. Er kopierte Schriftzeichen während fünf Tagen in sengender Hitze und starb danach an den Folgen der Strapazen.[1] Die babylonische Sprachversion wurde ein Jahr nach der altpersischen von Henry Creswicke Rawlinson und die elamische 1855 von Edwin Norris veröffentlicht.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während Henry Creswicke Rawlinson 1850 noch bezweifelt, dass die dargestellte Figur mit dem Mitverschwörer von Dareios I., Gobryas, identisch sei,[2] bestehen für Rüdiger Schmitt 2009 keine Zweifel mehr. Der Name in DNc und die dargestellte Figur seien identisch mit dem Namen auf der Inschrift DB[3] und demjenigen bei Herodot.[4] Der Beweis ergebe sich aus der babylonischen Version von DB, in der dieselbe Volksbezeichnung für Gobryas wie bei DNc hinzugefügt ist.[5]

Das in der Inschrift erwähnte Amt des „Lanzenträgers“ und dasjenige des „Kammerherrn“ in der Inschrift DNd sind als höfische Titel zu verstehen, die die hohen Positionen der Genannten ausdrücken. Diese werde durch die bildliche Darstellung am Grab des Dareios I. - „diese sehr bewusste Artikulation persischer königlicher Ideologie“ - unterstrichen. Die Ämter seien wahrscheinlich nicht Ausdruck tatsächlicher Pflichten, sondern Ehrentitel, die an privilegierte Hofbeamte verliehen wurden. Möglicherweise brachten diese Titel einige zeremonielle Verpflichtungen mit sich.[6] Zusätzlich wird Gobryas in DNc als „Pateischorier“ bezeichnet, ein etwas unbestimmter Ausdruck von Strabon[7] für „eine Untermenge des persischen Volkes“, deren Angehörige aber nach der Meinung von Pierre Briant „ohne Zweifel zur persischen Elite gehörten“.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henry Creswicke Rawlinson: On the Inscriptions of Assyria and Babylonia. In: Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Irland. Band 12, 1850, S. XIX–XX. (jstor.org)
  • Henry Creswicke Rawlinson: Memoir on the Babylonian and Assyrian Inscriptions. In: Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Irland. Band 14, 1851, S. 6. (jstor.org)
  • Edwin Norris: Memoir on the Scythic [today called Elamite] Version of the Behistun Inscription. In: The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland. Band 15, 1855, S. ??. (JSTOR).
  • Georges Perrot, Charles Chipiez: Histoire de l’art dans l’antiquité. Band 5. Paris 1890, S. 823. (gallica.bnf.fr)
  • Gaston Maspero: Histoire ancienne des peuples de l’Orient Classique. Band 3. Paris 1899, S. 458. (archive.org)
  • Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften der Achämeniden. Hinrichs, Leipzig 1911, S. xix und 96–97. (Digitalisat).
  • Franz Heinrich Weißbach: Die Keilinschriften am Grabe des Darius Hystaspis. Leipzig 1911, S. 20 und 30. (digital.slub-dresden.de)
  • Roland Grubb Kent: The Nakš-I Rustam Inscriptions of Darius. In: Language. Band 15, Nr. 3,1939, S. 160–177, hier 162 und 174. (jstor.org)
  • Roland Grubb Kent: Old Persian. Grammar, Texts, Lexicon. 2. Revidierte Edition (=American Oriental Series. Band 33). New Haven 1953, S. 109 und 140. (Digitalisat).
  • Erich Friedrich Schmidt: Persepolis III: The Royal Tombs and other Monuments (=Oriental Institute Publications. Band 70). University of Chicago Press, Chicago 1970, S. 86 und Tafel 23. (oi.chigaco.edu)
  • François Vallat: Corpus des inscriptions royales en élamite achéménide. Dissertation Université la Sorbonne, Paris 1977, S. 158–159. (archive.org)
  • Pierre Lecoq: Les inscriptions de la Perse achéménide traduit du vieux-perse, de l’élamite, du babylonien et de l’araméen. Paris 1997, S. 122 und 224. (elamit.net)
  • Günter Schweiger: Kritische Neuedition der achaemenidischen Keilinschriften. 2 Bände. Schweiger VWT-Verlag, Taimering 1998, Band 1, S. 78–79; Band 2, S. 231–234.
  • Rüdiger Schmitt: The Old Persian Inscriptions of Naqsh-i Rustam and Persepolis. Corpus Inscriptionum Iranicarum, Band 1, Teil 1, Texte II. London 2000, ISBN 978-0-7286-0314-1, S. 45 und Tafel 22a.
  • Wouter Henkelman: An Elamite Memorial: The sumar of Cambyses and Hystaspes. In: A Persian Perspective. Essays in Memory of Heleen Sancisi-Weerdenburg (=Achaemenid History Band 13). Leiden 2003, S. 119–120.
  • Rüdiger Schmitt: Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung. Reichert, Wiesbaden 2009, S. 12 und 111–112. (Digitalisat)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rawlinson 1850, S. 407–408, XIX.
  2. Rawlinson 1850.
  3. DB §68.
  4. Historien des Herodot 3.70.1. (perseus.tufts.edu)
  5. Schmitt 2009, S. 112.
  6. „[…] that highly conscious articulation of Persian royal ideology […]“. Henkelman 2003.
  7. Strabon Geographica 15.3.1. (archive.org)
  8. „[…] il ne fait pas de doute que leurs resortissants font bien partie des prôtoi des Perses.“ Pierre Briant: Histoire de l’Empire Perse. Paris 1996, S. 121.