Das Veilchen

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Das Veilchen ist ein 1774 von Johann Wolfgang von Goethe verfasstes und erstmals 1775 in Iris. Des zweyten Bandes drittes Stück veröffentlichtes Gedicht.

Vertonungen

Elisabeth Margano (Sopran),
Janny van Wering (Piano)

Es wurde 1783 von Johann Friedrich Reichardt vertont; eine weitere Vertonung von Wolfgang Amadeus Mozart entstand 1785 (KV 476). Daneben gibt es eine Reihe weiterer Vertonungen, die weitgehend in Vergessenheit geraten sind, unter anderem von Josef Anton Steffan, Johann André, Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel und Clara Schumann.

Inhalt

Das Gedicht beschreibt ein Veilchen, das sich beim Herannahen einer Schäferin wünscht, von dieser gepflückt zu werden. Diese nimmt das unscheinbare Blümchen aber nicht wahr und tritt darauf; das Veilchen freut sich dennoch darüber, dass es durch die Schäferin zu Tode kommt. Hans Kuhn bezeichnete das Gedicht als „masochistisches Gegenstück“ zu Goethes „Heidenröslein“.

Text

Ein Veilchen auf der Wiese stand,
gebückt in sich und unbekannt;
es war ein herzigs Veilchen.
Da kam ein' junge Schäferin
mit leichtem Schritt und munterm Sinn
daher, daher,
die Wiese her und sang.

Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur
die schönste Blume der Natur,
ach, nur ein kleines Weilchen,
bis mich das Liebchen abgepflückt
und an dem Busen matt gedrückt,
ach, nur, ach nur
ein Viertelstündchen lang!

Ach, aber ach! Das Mädchen kam
und nicht in acht das Veilchen nahm,
ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb, und freut' sich noch:
und sterb' ich denn, so sterb' ich doch
durch sie, durch sie,
zu ihren Füßen doch!

Literatur

  • Hans Kuhn: „Geschlechtsbezogene Blumenmetaphorik in Liedern der Goethezeit.“ In: Jahrbuch für Volksliedforschung, Jg. 44 (1999), S. 122–126, ISSN 0075-2789 (Einleitung).
  • Max Friedlaender (Hrsg.): „Gedichte von Goethe in Compositionen seiner Zeitgenossen“ (Schriften der Goethe-Gesellschaft; Bd. 11). Olms, Hildesheim 1975, ISBN 3-487-05474-4 (Nachdruck der Ausgabe Weimar 1896).

Weblinks

Wikisource: Das Veilchen – Quellen und Volltexte