Direktborhydridbrennstoffzelle

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Die Direktborhydridbrennstoffzelle oder DBFC (engl. direct borohydride fuel cell) ist eine Unterkategorie der alkalischen Brennstoffzelle, die direkt durch Natriumborhydrid oder Kaliumborhydrid[1] als Brennstoff gespeist wird und entweder Luft bzw. Sauerstoff[2] oder Wasserstoffperoxid[3] als Oxidationsmittel verwendet. Die Direktborhydridbrennstoffzelle ist ein relativ neuer Brennstoffzellentyp, der sich derzeit in der Entwicklungsphase befindet und aufgrund seines im Vergleich zu anderen Brennstoffzellentypen hohen Betriebspotenzials von Interesse ist. Kürzlich wurde von Direktborhydridzellen berichtet, deren Spitzenleistung an die der Protonenaustauschmembran-Brennstoffzellen (engl. proton-exchange membrane fuel cells, PEMFCs) heranreicht, die aber bei doppelter Spannung arbeiten.[4]

Reaktionsgleichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natriumborhydrid kann prinzipiell auch in konventionellen Wasserstoff-Brennstoffzellensystemen als Medium zur Wasserstoffspeicherung verwendet werden. Der Wasserstoff für eine Brennstoffzelle kann durch katalytische Zersetzung des Borhydrids wiedergewonnen werden:

NaBH4 + 2H2O → NaBO2 + 4H2

In Direktborhydridbrennstoffzellen dagegen wird das Borhydrid direkt aufgespalten und oxidiert, wodurch die Produktion von Wasserstoff umgangen wird und sogar etwas höhere Energieausbeuten erzielt werden:[5]

Gleichung
Anode
Oxidation / Elektronenabgabe
Kathode
Reduktion / Elektronenaufnahme
Gesamtreaktion
Redoxreaktion / Zellreaktion

Das Standardpotential der Anodenreaktion beträgt E0 = −1,24 V, das der Kathodenreaktion E0 = +0,4 V, sodass sich insgesamt ein Redoxpotential von 1,64 V ergibt. Die Betriebstemperatur einer direkten Natriumborhydrid-Brennstoffzelle liegt bei 70 °C.

Vorteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Produktionskosten von Direktborhydridbrennstoffzellen sind potenziell niedriger als die von herkömmlichen Brennstoffzellen, da sie keine teuren Platinkatalysatoren benötigen. Außerdem weisen sie eine höhere Leistungsdichte auf. Durch die hohe Betriebsspannung der Direktborhydridbrennstoffzelle werden weniger Zellen in einem Stack (in Reihenschaltung) benötigt, um eine gewünschte Nennspannung zu erreichen, was die Stackkosten erheblich reduziert.[4]

Nachteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Direktborhydridbrennstoffzellen produzieren in einer unerwünschten Nebenreaktion von NaBH4 mit Wasser, das von der Brennstoffzelle erwärmt wurde, kleine Mengen an Wasserstoff. Dieser kann entweder als Abgas abgeführt oder in eine konventionelle Wasserstoff-Brennstoffzelle geleitet werden. Beide Brennstoffzellen produzieren Wasser. Die Wasserkonzentration in der Direktborhydridbrennstoffzelle muss konstant gehalten werden, um eine gute Zellperformance aufrechtzuerhalten.[6]

Der wesentliche Nachteil liegt jedoch darin, dass der Reaktionsablauf zur Stromerzeugung in einer Direktborhydridbrennstoffzelle nicht ohne Weiteres reversibel ist. Beispielsweise entsteht aus Natriumborhydrid (NaBH4), nachdem es seinen Wasserstoff freigesetzt hat und oxidiert wurde, das Reaktionsprodukt Natriummetaborat (NaBO2). Natriummetaborat könnte durch verschiedene Verfahren, von denen einige theoretisch nur Wasser und Strom oder Wärme erfordern, hydriert und somit der Brennstoff Natriumborhydrid wiedergewonnen werden. Diese Verfahren befinden sich jedoch noch in der Entwicklungsphase. Es wurden viele Patente zur effektiven Umwandlung von Natriummetaborat in Natriumborhydrid untersucht, aber zum Stand der Untersuchung (30. Juni 2010) wurde keines bestätigt – die aktuelle Effizienz des „Borhydrid-Recyclings“ scheint deutlich unter 1 % zu liegen, was zum Aufladen eines Fahrzeugs nicht geeignet ist.[6]

Kosten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die prognostizierten Kosten für die Massenproduktion des Brennstoffs liegen bei nur 5 USD/kg, können also mit den Kosten für Kohlenwasserstoffbrennstoffe konkurrieren.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Yong-gang Wang, Yong-yao Xia: A direct borohydride fuel cell using MnO2-catalyzed cathode and hydrogen storage alloy anode. In: Electrochemistry Communications. Band 8, Nr. 11, 1. November 2006, ISSN 1388-2481, S. 1775–1778, doi:10.1016/j.elecom.2006.08.018 (sciencedirect.com [abgerufen am 19. Oktober 2023]).
  2. Amendola S.C., Onnerud P., Kelly M., Petillo P., Sharp-Goldman S. L and Binder M. (1999) ‘A novel high power density borohydride-air cell’, J. Power Sources, 84, pp. 130–133.
  3. Choudhury, N.A.; Raman, R.K.; Sampath, S.; Shukla, A.K. An alkaline direct borohydride fuel cell with hydrogen peroxide as oxidant. J. Power Sources 2005, 143, 1–8.
  4. a b Zhongyang Wang, Javier Parrondo, Cheng He, Shrihari Sankarasubramanian, Vijay Ramani: Efficient pH-gradient-enabled microscale bipolar interfaces in direct borohydride fuel cells. In: Nature Energy. 4. Jahrgang, Nr. 4, April 2019, ISSN 2058-7546, S. 281–289, doi:10.1038/s41560-019-0330-5, bibcode:2019NatEn...4..281W.
  5. Ma, Choudhury, Sahai - A comprehensive review of direct borohydride fuel cells
  6. a b Final Report: Electrochemical Hydrogen Storage Systems, MacDonald 2010
  7. Suzanne w. Linehan, Arthur a. Chin, Nathan t. Allen, Robert Butterick, Nathan t. Kendall, i. Leo Klawiter, Francis j. Lipiecki, Dean m. Millar, David c. Molzahn, Samuel j. November, Puja Jain, Sara Nadeau, Scott Mancroni: Low-Cost Precursors to Novel Hydrogen Storage Materials. In: osti.gov. 2010, doi:10.2172/1022594 (englisch, osti.gov).