Diskussion:Böhmische Harfe

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Hallo, lieber Gerold Zauner, ich wäre an einer Quelle zu

"Die böhmische Harfe entstand im 18. Jahrhundert im damaligen Sudentenland."

sehr interessiert.

Viele Grüße, Merit Zloch

Diplomatische Umschreibung einer sozialen Tragödie[Quelltext bearbeiten]

Der Satz "In Böhmen selbst ist die böhmische Harfe im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts ausgestorben." umschreibt in irreführender Weise eine der größten sozialen und hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Kulturen Zentraleuropas auch nachhaltigen kulturellen Tragödien Zentraleuropas, denn die Böhmische Harfe starb nicht irgendwie aus, sondern wurde in gnadenlosem und skrupellosem Verdrängungs- und Konkurrenzkampf von der aufkommenden Phono-Industrie verdrängt: Der Phonograf und später die Schallplatte und das Radio waren für die Gastwirte organisatorisch und monetär vermeintlich "einfacher zu Händeln" (das änderte sich später mit immer unverschämteren Forderungen der Phonoindustrie und Pseudo-Urheber-Vertreter (siehe die "Stagma" der Nazis)) und scheinbar(!) billiger, als die Wanderharfner (es wurde damals anfangs in den Gasthäusern auch noch im Alltag selber gesungen, statt sich (wie heute) akustisch berieseln zu lassen - dafür brauchte es auch die Harfe als kompetente und nicht zu komplizierte, jedenfalls aber nicht aufdringliche Begleitung - dieser Sittenverfall (und die (heute fast "perfekte" Isolierung der Gäste untereinander!) kam dann erst mit der Schallplatte ...) und andere Auftraggeber ("Ständchensingen" z.B. war damals noch üblich -als Liebeserklärung, als Ehrung für Meister und Jubilare/Jubilarinnen, als Versöhnungsgeste, als Aufmunterer und Solidaritätsbekundung in Trauerfällen (Kriegsgefallene, Verunfallte usw.) - und hier ist die Multisex-Schreibweise ausnahmsweise wirklich mal treffend und angebracht: WanderharfnerINNEN. Die "Böhmische Harfenjule" ist noch heute sprichwörtlich. Die mit dieser echten Volksfigur im Zentrum, die zu Hunderten quer durch Europa reiste, verbundene hochkomplexe und vielschichtige, auch sozial und ethnologisch hochinteressante, hochspezifische Wandermusiker-Kultur ist mit allem Drum und Dran (das auch für das Verständnis heutiger "Kulturen" noch von höchstem Interesse ist, weil darin noch Elemente sozialer Organisation enthalten waren, die heute fehlen - mit allen üblen und für jedermann spürbaren Konsequenzen) einer ungezügelten und falschverstandenen "Marktwirtschaft", die eher den Charakter von Kannibalismus trägt, zum Fraße überlassen worden und es ist keineswegs Zufall, sondern dringende NOT-wendigkeit, wenn diese Dinge heute wieder mehr und mehr ins Blickfeld von Forschung und praktischer Wiederbelebung rücken: Mit dem Untergange der WandermusikerInnen ging ein entscheidender Aspekt gesellschaftlicher und kultureller Kommunikation unter, der sich heute im Nachhinein als für eine funktionierende Kultur als unverzichtbar erweist.
Insofern sollte der Artikel gemäß der bis heute verkannten und unterschätzten kulturhistorischen Bedeutung der böhmischen WanderharfnerInnen-Kultur für die Ethnien Zentraleuropas bei nächster Gelegenheit etwas detaillierter ausgeführt werden.

Besonders als die exemplarische Schnittstelle zwischen traditionellem Handwerk, traditioneller Kultur einerseits und der modernen, von industriell betriebener Habsucht dominierter "Moderne ohne Augenmaß" andererseits, mit ihren nur scheinbar(!) unlösbaren sozialen, rechtlichen und wirtschaftlichen Problemen und immer und immer wieder gefährlichen Eskalationen ist für heutige Forschung (z.B. wenn es um die Behebung der durch ein künstlich und dem Grunde nach betrügerisch angelegtes "Urheberrecht" verursachten, unter modernen Entwicklungen deshalb noch stärker als damals zu Eskalation und "Unlösbarkeit" neigenden Probleme geht) ist die Untersuchung des Unterganges der böhmischen WanderharfnerInnen-kultur heute von nicht überschätzbarer Bedeutung - rechtshistorisch, wirtschaftlich, ethnologisch und natürlich - kulturell. Hinweise und Anregungen auf Forschungsansätze habe ich ja nun mit meinem Diskussionsbeitrag genug geliefert. Es wird wohl arbeitslose Musikwissenschaftler geben, die sich da mal reinknien und den Artikel abrunden... Wäre schade, wenn auch dieser nur die halbe Wahrheit erzählte ... Hella