Diskussion:Kafka am Strand

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Letzter Kommentar: vor 13 Jahren von Literaturix in Abschnitt Ist Krähe ein Junge?
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Ist Krähe ein Junge?[Quelltext bearbeiten]

Also mein (Hör-)buch beginnt mit Der Junge namens Krähe. Ich hab's jetzt nicht mehr genau im Kopf, ob das später irgendwie in Frage gestellt wird (zu lange her und zu verschlungener Roman). Aber ich hätte an der Formulierung, dass Krähe ein Junge ist, nichts auszusetzen gehabt. Gruß --Magiers 19:43, 26. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Das ist eine schwierige Frage. Das erste Kapitel heißt wirklich so; Krähe wird dort Junge genannt und hat scheinbar ein menschliches Aussehen (breitet die Handflächen aus etc). In Kapitel 47 gibt es aber ein eingeschobenes "Unterkapitel", das nicht nummeriert ist und ebenfalls Der Junge namens Krähe heißt, und hier finden sich Passagen wie: Krähe zog langsam große Kreise über dem Wald, Im Moment war Krähe vielleicht der einsamste Vogel der Welt, Auch die Flügel ließ er eng am Körper gefaltet, breitete Krähe die Flügel aus, seinen scharfen Schnabel, seine glänzenden schwarzen Federn usw. Zudem taucht er mehrmals (wie im letzten Kapitel) ganz unvermutet auf, sodass fraglich ist, ob er überhaupt irgendeine stoffliche Gestalt hat. Wie immer bei Murakami kann man hier wohl nicht so recht entscheiden, wo die Handlung aufhört und die Metapher beginnt... Zumal mit der Verbindung Krähe=Kafka=Hauptfigur ja nicht mal klar ist, ob Krähe wirklich eine eigene Figur ist oder ein Teil der Hauptfigur selbst... Daher meine Bedenken. Gruß, --Gabelstapleer 10:22, 27. Mai 2010 (CEST)Beantworten
So gesehen hast Du recht, und der Roman war doch verschlungener als meine ferne Erinnerung an den Anfang. Viele Grüße! --Magiers 19:27, 27. Mai 2010 (CEST)Beantworten

Dass Krähe keine handelnde Figur, sondern eher eine Art Alter Ego Kafkas ist, erfährt man spätestens bei der Busfahrt, die Ausgangspunkt seiner Flucht aus Tokio ist. Hier gibt es ein weiteres kurzes Zwiegespräch zwischen Kafka und Krähe, wobei Krähe - wie sonst auch - die Funktion hat, evtl. Zweifel oder Anfechtungen Kafkas durch jeweils positive Bestätigung (genügend Geld, Stärke) als unberechtigt erscheinen zu lassen. Ein echtes Alter Ego ist Krähe deswegen nicht, weil er kein alternatives Denken und damit mögliches alternatives Handeln Kafkas verdeutlicht, das Kafka in Entscheidungssituationen bringen würde. Eine solche Entscheidungssituation würde sicher auch der Konzeption des Romans zuwiderlaufen, der den Leser durch eine Anzahl metaphysisch durchwirkter Räume führt, in denen das Kausalprinzip wiederholt außer Kraft gesetzt ist, und auch den eher auf rationale Erklärungen setzenden Leser unbefriedigt zurücklässt. Insofern verstehe ich auch die im Artikel formulierte Kritik, dass Kafka am Strand eher ein Jugendbuch bzw. ein Märchen für Erwachsene sei. Aber selbst dies scheint mir angesichts der relativ frei komponierten Fantasy-Welt recht hochgegrifffen. Sicher ein Lesevergnügen in intellektuellem Gewande, - aber eine schlüssige Entschlüsselung wäre auch nicht schlecht, falls sie denn möglich ist.--Literaturix 01:10, 28. Mai 2010 (CEST)Beantworten