Diskussion:Maigret lässt sich Zeit

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Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von Magiers in Abschnitt Rollstuhl
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Rollstuhl[Quelltext bearbeiten]

Vorab: Ich bin grundsätzlich skeptisch, wenn alle Wikipedia-Artikel nach bestimmten Formulierungen "abgesucht" werden, und diese ohne Berücksichtigung des Kontextes ersetzt werden. Anders als Rechtschreibkorrekturen können stilistische Korrekturen m.E. nur aus dem Verständnis und der Überarbeitung eines Artikels im Ganzen vorgenommen werden.

Konkret zur Formulierung "an den Rollstuhl gefesselt". Ich stimme völlig zu, dass eine solche Formulierung etwa im Artikel Behinderung, Rollstuhl o.ä. nicht angemessen wäre. Nun geht es hier aber um einen Roman, der zum einen 47 Jahre alt ist, also tatsächlich in gewissen Denkweisen "veraltet", zum anderen wird hier eine Behinderung auch nicht "ganzheitlich" beschrieben, sondern sie wird von Simenon schlicht für seine Handlung instrumentalisiert.

Im Link Behinderung#Anderes Sprechen als Ausdruck von Wertschätzung heißt es:

  • „An den Rollstuhl gefesselt sein“: besser „Einen Rollstuhl benutzen“ (Ein Rollstuhl bedeutet keine Immobilität.)

Auf diesen Roman trifft das aber genau nicht zu. Das Opfer ist hier vollständig immobil, und deswegen im wörtlichen Sinn "an den Rollstuhl gefesselt". Es hat seine Wohnung seit zwei drei Jahren nicht mehr verlassen und ist vollständig auf seine Frau angewiesen, was ja der Tat ihre zusätzliche Grausamkeit verleiht. Dabei spielt es keine Rolle, ob das heute mit all den behindertengerechten Einrichtungen anders wäre oder ob eine solche Isolierung überhaupt vor 47 Jahren in Paris realistisch gewesen wäre. Simenon hat es so geschrieben, und das kann man heute nicht einfach verklärend umschreiben. Zwei Zitate aus dem Roman: »Drei Jahre hat er als Gefangener in diesem Stuhl gelebt.«, »Er hatte nur noch dich, um mit der übrigen Welt in Verbindung zu bleiben.« (S. 174)

Wenn es konkret um das (Tabu?-)Wort "gefesselt" geht, kann ich eine andere Formulierung versuchen. Es muss aber genau zum Vorschein kommen, dass das Opfer in diesem Roman durch seine Behinderung drastisch eingeschränkt und auf Hilfe angewiesen ist. Und zwar gerade, weil der Roman hier dem heute vertrauten Bild des selbstbestimmten Rollstuhlfahrers nicht entspricht. Gruß --Magiers 20:55, 21. Jan. 2012 (CET)Beantworten

Die jetzt von dir gefundene Formulierung finde ich perfekt - gerade weil "an den Rollstuhl gefesselt" viel zu oft noch als Metapher für jeden Rollstuhlfahrer gebraucht wird und die in diesem konkreten Fall damit verbundene Isolation längst nicht so deutlich wird wie durch den Halbsatz, den du jetzt angefügt hast. Vielen Dank! Und ja, du hast Recht: Natürlich kann ich (wie hier) bei meiner stilistischen Korrektur auch mal daneben liegen. Aber dann ist es mir immer noch lieber, in diesen wenigen Fällen auf meine Fehler aufmerksam gemacht zu werden und ggf. etwas Mehrarbeit zu verursachen, als die (ursprünglich 133) fragwürdigen Formulierungen einfach so stehen zu lassen. --Tkarcher 22:36, 21. Jan. 2012 (CET)Beantworten
Du hast natürlich recht. "an den Rollstuhl gefesselt" ist, gerade weil die Floskel so oft gedankenlos verwendet wird, im konkreten Fall nichtssagend und unpräzise. Der Leser weiß ja nicht, wie sie hier gemeint sein soll, weil der Hintergrund auch gefehlt hat. Dass man sich an der Floskel stören kann, verstehe ich natürlich schon. Gruß --Magiers 00:13, 22. Jan. 2012 (CET)Beantworten