Diskussion:Phorbeia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von 92.211.20.223 in Abschnitt Link entfernen
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Link entfernen[Quelltext bearbeiten]

Vielleicht könnte man im Absatz "Funktion" den Link bei "Helmut Brand" zu dem Mediziner mit diesem Namen entfernen, der Autor des Phorbeia-Aufsatzes bin ich. Helmut Brand, Klassischer Archäologie (nicht signierter Beitrag von 92.211.20.223 (Diskussion) 09:52, 19. Jun. 2019 (CEST))Beantworten

Sehr geehrter Herr Brand,

"es gibt nichts Gutes, außer man tutet's" ;-) und so möchte Ich Ihnen ans Herz legen, die Instrumente und Hilfsmittel, über die Sie schreiben, vorher doch bitte auch selber mal auszuprobieren - das vermeidet Peinlichkeiten. Die Nutzung der Phorbeia ist schnell und präzise auf den Punkt zu bringen und liegt auf der Hand. Dazu brauchen Sie sich nur mal mit modernen Oboern über die Schwierigkeiten des Rohrblattbaues zu unterhalten und sich zeigen lassen, welche technischen (und exorbitant teuren!) Finessen da heute angewandt werden, um ein halbwegs verläßlich qualitätvolles Ergebnis beim Rohrblattbau zu erzielen - und dies heute, im Zeitalter hochharter und zäher Schneidstähle und einer Präzisionsmechanik, die natürlich in der Antike in keinster Weise technologisch auch nur träumbar war! Und trotz aller heutiger Finessen ist selbst heute der Anblasdruck gerade bei den Doppelrohrblatt-Instrumenten noch immer immens hoch! Um wieviel belastender also dürfte in früheren Zeiten gerade das professionelle(!) Dauer-(!) Spiel von Doppelrohrblattinstrumenten gewesen sein. Wenn Sie davon mal einen eigenen Eindruck bekommen wollen: Im Fachhandel sind heute moderne Nachfahren dieser alten Instrumente ohne weiteres und mitunter zu sehr günstigen Preisen (weil heute im Gegensatz zur Antike industriell und Maschinell hergestellt) erhältlich: Z.B. die Gralla (Spanien/Katalonien), Tible, Tenora (Katalonien), oder der Bombard (Normandie) - einschließlich der Rohrblätter.
Spätestens nach fünf Minuten blasen, erschließt sich Ihnen sofort und unmittelbar der Sinn und Zweck der Phorbeia geradezu von selbst. Und wenn man dann noch bedenkt, daß die heutige Verwendung dieser auch heute noch überaus viel Kraft erfordernden Instrumentengattungen heute nun eher im Bereich des Semiprofessionellen (Cobla (Katalonien)) und des Laienmusizierens anzutreffen sind, wo ein langanhaltendes, ununterbrochenes, pausenloses(!) Musizieren (wie es heute noch für kultische Zwecke inanderm zusammenhang und mit anderem Instrumentarium (Saiteninstrumente! - z.B. um Trance zu erzeugen, sozusagen als "musikalisches Rauschmittel", ähnlich wie die Dauer-Pirouetten der Derwische!) nachweisbar ist (z.B. Indien!) und wohl auch genau so (denn die sinnesphysiologischen Grundlagen sind unverändert dieselben) schon in der Antike gepflegt wurde) eher die seltene Ausnahme darstellt, dann wird es sofort klar, daß die Verwendung der Phorbeia typisch für ausgewiesene Berufsmusiker ist, vielleicht sogar ein Standessymbol für diese. Dies wiederum legt die Vermutung nahe, daß die ikonografische Darstellung der Phorbeia zuallererst den Zweck hatte, damit zu symbolisieren: 'Hier handelt es sich um hochqualitätvolle Berufsmusiker'! Heißt: Die Phorbeia als Symbol musikalischer Professionalität. Diese These könnte erst dann in Frage gestellt werden, wenn sich eine Darstellung z.B. eines Hirten, oder ähnlich erkennbaren "Laienmusikers" fände, was meines (bescheidenen) Wissens nach nicht der Fall ist, außer bei Darstellungen allegorischer Figuren in Hirtenpose, wo die Phorbeia aber ebenso wieder eher symbolischen Charakter in richutng "professionelle Qualität", "sauberes Spiel" haben dürfte.
Fraglich ist die Annahme, die Phorbeia könne eine ähnliche Funktion haben wie die Stützscheibe bei Zurna und vielen anderen (fernöstlichen) Rohrblattinstrumenten. Weg zur Erkenntnis: SELBER ausprobieren! Der "Zirkularathmung" (ohnehin ein irreführender Begriff!) ist eine enganliegende Phorbeia nicht nur hinderlich, sondern macht diese geradezu unmöglich, denn die Phorbeia (in der enganliegenden(!) Form, wie auf den bildlichen Darstellungen ausnahmslos(!) zu sehen) soll ja gerade das Aufplustern (und Ausdehnen, ja im Laufe der Jahre "Ausleiern"(= Unbrauchbarwerden - ein erster Hinweis auf eine frühe Form von präventiver "Musikmedizin"??) der Wangenmuskulatur!)) der Wangen (und damit spätere Berufsaufgabe! Noch ich (Berufsmusiker) wurde in meiner Kindheit in den Sechzigerjahren wohlmeinend vom Berufswunsch "Oboer" mit dem Argument abgebracht, der hohe Blasdruck bewirke, daß die Oboer alle nicht alt und im Alter gehirnmäßig "unterversorgt" werden würden. ;-) ) verhindern! Für die Zirkularathmung aber ist es ja gerade unverzichtbar, daß der Bläser das (möglichst große(!) Volumen seiner Wangentaschen (analog zum Magazinbalg-Blase der Platerpfeife) benutzt, um während der neuerlichen Einathmung in die Lungen, sein Instrument in dieser Zeit aus dem Luftreservoire seiner Wangentaschen mit Luft zu versorgen. Dies aber unterbindet die Phorbeia eher, als daß sie dabei hilfreich wäre - es sei denn, sie wäre aus elastischem(!) Material gefertigt! Dazu fehlen aber derzeit noch die Belege! Ebenfalls kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, daß dem Spiel mit Phorbeia eine spezielle Spieltechnik zugrundegelegen haben könnte, die heute in Vergessenheit geraten ist und die darauf beruht, daß mit Vor- und Zurückschieben des Instrumentes (dessen Rohrblatt im Gegensatz zu modernen Oboen und Fagotten ja vollständig in den Mund genommen wurde(und wird), was es unempfindlicher gegenüber "Ansatzveränderungen" macht) die seitliche Spannung der Phorbeia geregelt wurde - was dann bei geschickter Anwendung in der Tat eine Unterstützung bei der Permanentathmung durch gezielte Volumenänderung (ähnlich wie bei der Stützscheibe!) bedeuten könnte (aber wie gesagt: könnte!). Eine ähnliche Spielweise hat sich ja beim Platerspiel bis heute erhalten und dies sollten Versuche im Rahmen der "experimentellen Archäologie" relativ leicht herausfinden können: Vielleicht stimmt Ihre These ja und wir müssen nur den Begriff der Permanentathmung auch um (heute in Vergessenheit geratene) antike Formen dieser Technik erweitern, Spielweisen, die es wiederzuentdecken gilt!