Diskussion:Solaris (2002)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

"Soderbergh wich bei seiner Interpretation vom Kernthema des ursprünglichen Romans ab. In seiner Verfilmung rückt er die Beziehung von Chris Kelvin zu seiner verstorbenen Frau Harey (Rheya in der englischen Version) in den Vordergrund. Es geht ihm um die Frage: Was unterscheidet einen Menschen von den Erinnerungen die wir an ihn haben. Diese Frage wird in eine Lovestory verpackt.

Für Lem war in seinem Roman Solaris im Gegensatz zu dieser Interpretation die Solaris selbst das Hauptthema. Er versucht das Unvermögen der Menschheit, diesen komplexen, so völlig andersartigen Organismus zu begreifen oder mit ihm zu kommunizieren, und die daraus resultierende Verzweiflung darzustellen."

Wobei Mensch natürlich streiten kann, ob Soderberghs und Lems Ansatz nicht doch ein und dasselbe Thema behandeln, nämlich das Kommunikationsproblem, das über die Grenzen des eigenen Körpers etwas verständlich machen, d.H. ob es da überhaupt Kommunikation geben kann... Der Interpretationsunterschied läge somit eher darin, dass Lem die Menschheit als Verständnisgeimeinschaft sieht, während Soderberghs Weltverständnis das Individuum stärker betont.


Ja genau. Damit hast Du absolut Recht. Bei Andrej Tarkowskij geht es viel mehr um die Realität der fiktionierten Harey: er kommt ohne die öden Rückblenden aus. Harey wird von Solaris aufgrund von Kelvins Erinnerungen wahrhaft kreiert. Daher kann Kelvin sie nicht anzweifeln, da sie alles umfasst, was Kelvin von der "alten Harey" wusste. Das auszuschmücken bedeutet, es zu entgeistigen. Die einzige Möglichkeit Hareys Existenz zu widerlegen ist "es kann nicht sein", was Kelvin direkt zu der Frage führt "Kann ich wissen, dass ich BIN?". Somit wird das Original zu einer Entscheidungsschlacht des Existenzialismus und ist absolut Descartes würdig. Davon ist Soderberghs Scifi-Melodram weit entfernt! Solaris kommt dabei einfach zu kurz: Solaris stellt sich nämlich ganz genau die selbe Frage. Solaris hat jahrmilliarden als ein Geist zugebracht, dem sozie absolut wesensfremd ist. Er versucht herauszufinden, ob das was er dort als die Astronauten wahrnimmt Realität ist oder ob es eine Fiktion von ihm selbst ist. Aufgrund seiner Wahrnehmung des Menschen als ein EINS aus Körper und Geist extrahiert er Geistesprodukte des Menschen um ihn in seine Daseinspole zu zergliedern, um zu erforschen, wie seine Gäste damit klar kommen, ob sie ihm nicht die passende Antwort liefern.


Das ist ja alles sehr schön tollkühn daherspekuliert, hat aber nichts mehr mit dem zu tun, was man im Roman oder in den Filmen zu lesen bekommt. Hat dir Lem selbst davon erzählt oder wie kommst du zu solchen Ideen?

Abgesehen davon ist ein Aburteilen von Soderberghs Version zu einem SF-Melodram schwer haltbar, da sie unverkennbar immer noch einen der anspruchsvollsten und intelligentesten Filme der SF darstellt (unabhängig davon, wie gut oder schlecht man sie im Vergleich zu Tarkowskijs Interpretation findet). --84.186.79.194 18:58, 12. Feb 2006 (CET)

ihr seid auch gemein zu dem Film, der ist um einiges besser. Evtl. Zitat hab ich jetzt schon wieder vergraben, aber, naja, die Zeit wirds richten. (Diskussionsbeiträge bitte unterschreiben) Dreadn 06:24, 15. Apr. 2008 (CEST)[Beantworten]


Die oben angeführten Deutungen zu Solaris sind mittlerweile literarisch anerkannte Tatsachen. Kein Grund, zynisch zu werden. Vielleicht hätte der Vorredner ein bisschen ausgefeilter formulieren können, was er zum Ausdruck bringen wollte?


Bei allem Respekt, das klingt jetzt mehr nach einem Versuch, dem Einwand mit der "Lies-doch-die-Literatur"-Keule beizukommen. "Tatsache" ist vielmehr, dass obige Ausführungen über Lems Roman so gut wie nichts mit dem zu tun haben, was im Roman steht.

Ein paar ausgefeilt formulierte Beispiele? Okay:

  • "Solaris stellt sich nämlich ganz genau die selbe Frage."

...ist glatt gelogen, Solaris stellt überhaupt keine Fragen.

  • "Solaris hat jahrmilliarden als ein Geist zugebracht, dem sozie absolut wesensfremd ist."

...stimmt nicht. Solaris ist ein Planet. Wie viel Zeit er schon "zugebracht" hat, wird im Roman nicht mal angedeutet und ob er ein "Geist" war (oder ist) zumindest nicht klargestellt.

  • "Er versucht herauszufinden, ob das was er dort als die Astronauten wahrnimmt Realität ist oder ob es eine Fiktion von ihm selbst ist."

...hat auch nicht viel mit dem Roman zu tun. Dass Solaris die Menschen "wahrnimmt" kann man mit einigem Mut noch behaupten, was er aber davon hält wird nie klar.

Sicherlich kann man munter herumspekulieren, was Solaris genau "will" und "denkt", aber damit macht man sich eher selbst zu einer Figur des Romans und geht an der Intention des Autors vorbei. Solange so ein Humbug nur auf dieser Diskussionsseite steht, ist das ja nicht gefährlich, aber der Artikel selbst steht leider zumindest in einem ähnlichen (unreflektiert Soderbergh-kritischen) Geist.

Beispiel: Die wilde Behauptung, Lem wäre der Ansicht, die Neuverfilmung sei in seinen Augen fehlinterpretiert. Recherchen zeigen jedenfalls schnell auf, dass Lem den Film scheinbar nie gesehen und sich (ausdrücklich!) nur über die Rezensionen geäußert hat. So wie das momentan im Artikel steht, sieht es aus, als fände Lem den neuen Film konkret schlecht und den alten (bei dem er in Wirklichkeit eingeschlafen ist) gut... --84.186.33.183 14:38, 15. Mär 2006 (CET)

Dem kann ich mich nur anschließen. Ist bei dem Artikel Solaris (Roman) sehr ähnlich. Literarische Tatsachen sind ein sehr vieldeutiger Begriff (reicht von "irgendwann in der Literatur erwähnt" bishin zu "die meisten, die über dieses Thema schreiben, sind der Ansicht, dass..."), darauf sollte man sich auch nicht unbedingt beziehen. Wie gesagt, es ist gut, dass das nur auf der Diskussionseite steht. Denoevyn 23:30, 12. Jul 2006 (CEST)
zur Aussage "Solaris ist ein Planet":
Das hätte ich auch gesagt, nachdem ich den Film gesehen habe. Den Roman habe ich zum Glück nicht gelesen, also konnte ich den Film völlig ohne Vorurteile und vorgestanzte Meinung ansehen und konnte ihn (vielleicht gerade deshalb) auch sehr genießen und fand ihn beeindruckend gut! Allerdings sagt Produzent James Cameron auf dem Bonusmaterial der Kauf-DVD (nicht auf den billigen Zeitschriften-DVDs enthalten): "Solaris ist kein Planet. Es ist ein planetenartiges Objekt, eine Art intelligenter Organismus". --93.135.62.181 00:54, 17. Dez. 2009 (CET)[Beantworten]
Na wenn Cameron das sagt … Lem spricht zwar, wenn er gefragt wird selbst von „Intelligenz“, aber Organismus ist schon weit hergeholt und klingt wie eine der spekulativen Schwafeleien aus den fiktiven solaristischen Schriften, die im Roman so gerne zitiert werden. Das ist ein, wenn nicht sogar der Knackpunkt (übrigens vieler Werke Lems): der Mensch kann aus seiner anthropozentrischen Sichtweise heraus nicht begreifen was er da vor sich hat. Der Mensch begreift nur, dass es komplex, „intelligent“ ist und unterstellt dann allerlei was er so aus seiner Welt, von sich kennt: Organismus, Wille, Kommunikationsdrang etc. (Er erwartet und wünscht sich einen „Spiegel“ [das wurde ja auch mal ganz am Rande im Film zitiert], den er hier im warsten Sinne des Wortes sogar bekommt. Das eigentliche „Wesen“ Solaris’ bleibt im Dunkeln und muss im Dunkeln bleiben.) Und genau in die Falle tappt natürlich auch Cameron – auch wenn ’s vielleicht nur ungeschickt formuliert ist –, wenn er von einem intelligenten „Organismus“ spricht.
Glückwunsch, dass Du das Buch nicht vor dem Film kanntest. Für sich allein währe der Film sicherlich nicht schlecht gewesen. Betrachtet man aber die Vorlagen, ist er höchstens noch eine akzeptable Interpretation von Tarkowskis Verfilmung – die den Stoff (meiner Meinung nach) schon gehörig umdeutet –, hat aber leider mit dem Roman – abgesehen von einigen Parallelen in der Rahmenhandlung und einigen Zitaten von ursprünglichen Schlüsselsätzen und -szenen, die eher nebensächlich am Rande, als Füllhandlung abgefrühstückt werden – wenig zu tun. — Falk  Palaver … 11:51, 5. Jan. 2011 (CET)[Beantworten]
@84.186.33.183: „Die wilde Behauptung, Lem wäre der Ansicht, die Neuverfilmung sei in seinen Augen fehlinterpretiert. Recherchen zeigen jedenfalls schnell auf, dass Lem den Film scheinbar nie gesehen und sich (ausdrücklich!) nur über die Rezensionen geäußert hat. So wie das momentan im Artikel steht, sieht es aus, als fände Lem den neuen Film konkret schlecht und den alten (bei dem er in Wirklichkeit eingeschlafen ist) gut...“
Ich weiß nicht, ob man das Interview zum Zeitpunkt Deiner Recherche schon veröffentlicht war, aber als Lem auf Soderberghs Verfilmung angesprochen wurde und gefragt wurde, ob er den Film denn inzwischen gesehen hätte, antwortete er:

„Nein, nicht ganz. Aber was ich gesehen habe, hat mir gereicht. Blödsinn! Absoluter Blödsinn. Alles Interessante an meinem Roman bezog sich auf das Verhältnis der Menschen zu diesem Ozean als einer nicht-humanoiden Intelligenz – nicht auf irgendwelche zwischenmenschlichen Liebesgeschichten. Na, wenigstens haben sie mir ein anständiges Schmerzensgeld gezahlt. Seither habe ich jedes weitere Angebot aus Amerika strikt abgelehnt.

[…]

Man hat mich überredet. Ich hätte keine Vorstellung davon, welch tolle Möglichkeiten der Animation man heute besitze, alles werde am Ende ganz nach meinem Geschmack sein. ‚Bitte sehr!‘, habe ich gesagt. ‚Zeigen Sie mir das.‘ Einen Mist haben sie getan. Schrecklich. Dagegen ist sogar Tarkowskijs Version ein Geniestreich.“

Stanisław Lem: GALORE Volume 17, Interview: Patrick Großmann[Quelle]
Er hat den Film also zumindest teilweise gesehen und findet ihn bedeutend schlechter als Tarkowskis Variante.— Falk  Palaver … 11:51, 5. Jan. 2011 (CET)[Beantworten]
Danke für das Raussuchen des Zitats, so etwas hatte ich nämlich auch in Erinnerung! Ich werde den Artikel im Abschnitt "Unterschiede Film und Roman" um diese Meinung Lems ergänzen. Gestumblindi 23:09, 6. Jan. 2011 (CET)[Beantworten]

Ich schau hier grad die TV-Fassung auf RTL 2 und da heißt sie auch Rheya. Leider hab ich die Kinofassung nicht gesehen. Kann das nochmal jemand nachprüfen?--84.160.75.131 20:48, 7. Jul 2006 (CEST)

Imdb sagt auch, sie hieße in diesem Film "Rheya". Dabei ist Rheya aber ein Anagramm für Harey. Denoevyn 23:03, 12. Jul 2006 (CEST)


zurück auf der Erde?[Quelltext bearbeiten]

Wenn man den Film oberflächlich betrachtet, kommt man beim ersten Ansehen zu dem Schluß, dass sie zurück auf die Erde geflogen sind und Chris sich wieder zu Hause in seiner Küche befindet....das ist aber Falsch! Man muß sehr aufmerksam die Zwischenschnitte und die späteren Rückblenden nach seiner vermeintlichen "Ankunft" in seiner Küche auf der Erde in Betracht ziehen und das mit den zuvor gezeigten Bildern verbinden: Es wird später gezeigt, wie Chris noch im Raumschiff ist, während es von der starken Gravitation des "Planeten" angezogen wird und das Raumschiff beginnt auf Solaris zu stürzen. Wer das nicht glaubt, sollte sich den Audio-Kommentar zum Film anhören: Dort wird auch nochmal klargemacht, dass Chris das Raumschiff niemals verlassen hat! --93.135.103.230 16:23, 17. Dez. 2009 (CET)[Beantworten]

Das sehe ich - unabhängig vom Audiokommentar - genauso. Sie geht voraus in die Rettungskapsel, er will ihr folgen. Überblendung in eine "Erdesequenz": Er findet sich so einigermaßen wieder ins Erdleben, schneidet sich beim Gemüseschneiden in den Finger. Im Gegensatz zur quasi identischen Sequenz zu Beginn des Filmes jedoch heiltdie Wunde sofort. Rückblende: Er erinnert sich. Erst zögert er, Gordon ins rettende Schiff zu folgen; schließlich bleibt er auf der Station, schließt er die Luke zum Schiff, legt seinen Helm in der Aufbewahrungsnische ab (auch im Bild, als er erstmalig auf der Station ankommt) und bleibt an Bord. Das Raumschiff mit Gordon löst sich Richtung Erde, die Station inkl. Kelvin stürzt in den Planeten (dabei begegnet er nochmals Gibarians Sohn). Szenenwechsel wieder auf die "Erde". Erkenntnis, dass er "in Solaris" ist, Blick auf des Foto Rheyas - und schon betritt sie die Wohnung. Ich werde den Artikel entsprechend ändern. -- Fabtagon 00:32, 20. Mai 2011 (CEST)[Beantworten]