Elohist

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. April 2016 um 17:41 Uhr durch Mario Eberhardt (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Begriff Elohist (abgekürzt: E) bezeichnet in der historisch-kritischen Bibelwissenschaft den hypothetischen Autor einer der Quellenschriften, die in den fünf Büchern Mose, dem so genannten Pentateuch, verarbeitet worden sein sollen. Die Theorie vom Elohisten entstand mit der historisch-kritischen Erforschung der Bibel im 18. Jh., verlor aber seit Mitte des 20. Jahrhunderts mehr und mehr an Zustimmung und wird in der aktuellen alttestamentlichen Forschung nur noch selten vertreten.

Forschungsgeschichte

Die Bezeichnung „Elohist“ wurde von Julius Wellhausen, dem Begründer der Neueren Urkundenhypothese, in seinen „Prolegomena zur Geschichte Israels“ (1886) geprägt. Die anderen von ihm angenommenen Quellenschriften („Quellenschichten“) innerhalb des Pentateuch bezeichnete er als Jahwist, Deuteronomist und Priesterkodex/-schrift.

Nach der Neueren Urkundenhypothese sind im Pentateuch nur noch Bruchstücke der ehedem selbständigen elohistischen Quellenschrift enthalten. Etwa in der Sintfluterzählung Gen 6–9 EU sowie in Gen 15 EU – ExEU, also von der Landverheißung an Abraham bis zum Bundesschluss am Sinai und besonders stark in der Josephsgeschichte in Gen 37–50 EU. Nach Wellhausen entstand die elohistische Quellenschrift um 800 v. Chr. im Nordreich Israel.

Neuere Untersuchungen haben das Zutrauen in die von Wellhausen entwickelte These schwinden lassen. Der Großteil der aktuellen exegetischen Forschung rechnet nicht mehr mit einer elohistischen Quelle aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. Offensichtliche Stichwortverbindungen werden nun eher als Zeugnis zusammenhängender, späterer Redaktionen betrachtet.

Einer der Forscher, welcher nach wie vor von einer elohistischen Quelle ausgeht, ist der emeritierte Erlanger Alttestamentler Ludwig Schmidt.[1]

Theologisches Profil und Stilmerkmale

Die elohistische Quellenschrift ist v. a. gekennzeichnet durch den Gebrauch der Gottesbezeichnung Elohim (= „Gott“). Sie verwendet diese Bezeichnung bis Ex 3,14 EU, der Szene, in der Gott seinen Namen „JHWH“ an Mose offenbart; danach verwendet der Elohist den Gottesnamen „JHWH“. Beliebtes Motiv des Elohisten ist die Gottesfurcht und das Auftreten des Engels Elohims.

Siehe auch

Literatur

  • Julius Wellhausen: Prolegomena zur Geschichte Israels; 1886
  • Frank Zimmer: Der Elohist als weisheitlich-prophetische Redaktionsschicht: Eine literarische und theologiegeschichtliche Untersuchung der sogenannten elohistischen Texte im Pentateuch; Frankfurt/Main; 1998. ISBN 3-631-34200-4
  • Axel Graupner: Der Elohist: Gegenwart und Wirksamkeit des transzendenten Gottes in der Geschichte; Neukirchen-Vluyn 2002; ISBN 3-7887-1916-8
  • Horst Seebaß: Elohist. In: Theologische Realenzyklopädie 9 (1982), S. 520–524
  • Ludwig Schmidt: Literarische Studien zur Josephsgeschichte; Berlin: De Gruyter 1986.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Schmidt, Studien