Feuervergoldung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. August 2016 um 15:45 Uhr durch 77.11.191.174 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Französische Pendeluhr mit Feuervergoldung (um 1800) des in Paris ansässig gewesenen Meisteruhrmachers (maître horloger) Julien Béliard.

Die Feuervergoldung ist eine schon seit der Antike durchgeführte, bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste und somit die älteste bekannte Metallvergoldungstechnik. Die erste bekannte Erwähnung findet sich in der Naturalis historia (Naturgeschichte) von Plinius.

Viele historische Feuervergoldungen, auch aus der Antike, sind noch recht gut erhalten. Demnach stellt die Feuervergoldung eine sehr haltbare Vergoldung dar. Den unvergleichlichen weichen und edlen Glanz bekommen feuervergoldete Stücke erst durch die aufwendige Handpolitur mit Poliersteinen, wodurch mikroskopische Unebenheiten der Metalloberfläche geglättet werden. Vor allem Gegenstände aus Silber, Kupfer, Messing und Bronze wurden über die Jahrhunderte feuervergoldet. Eine der bekanntesten deutschen, ehemals feuervergoldeten Statuen ist der „Goldene Reiter“ in Dresden, der August den Starken darstellt und 1736 enthüllt wurde.

Verarbeitung

Bei der Feuervergoldung wird ein Goldamalgam verwendet.

Das Goldamalgam kann auf verschiedene Weisen erhalten werden. Zum Beispiel kann geschmolzenem Feingold die etwa sechsfache Menge Quecksilber zugegeben werden. Es ist auch möglich, das Gold in Form von Goldstaub, Folie oder Blattgold bei geringer Hitze oder einfach durch Verreiben in einem Überschuss (sechs- bis achtfache Menge) Quecksilber zu lösen. Das entstehende Amalgam ist bei Raumtemperatur eine teigartige Masse und schmilzt nun weit unter dem Schmelzpunkt des Goldes.

Nun wird die zu vergoldende Metalloberfläche entfettet und „verquickt“, das heißt: in Quickwasser getaucht. Dazu stellt man eine Lösung aus Quecksilber in verdünnter Salpetersäure her. Auf die so vorbereitete Ware lässt sich nun (z. B. mit einer Messingbürste) das Amalgam aufstreichen.

Der amalgamierte Gegenstand wird über einem schwach glühenden Holzkohlefeuer abgeraucht, während man das Amalgam verteilt und glättet. Üblicherweise wurde dazu eine Hasenpfote (der getrocknete Hinterlauf eines Hasen) verwendet. Während der Erwärmung diffundieren die Goldteile des Amalgams in das Grundmetall, während der größte Teil des Quecksilbers verdampft. Die Oberfläche ist anschließend wegen ihrer Rauheit nicht goldglänzend, sondern mattgelb. Mit Poliersteinen (Achat oder Hämatit) lässt sich die Oberfläche glätten und zum Glänzen bringen.

Weil die bei der Feuervergoldung entstehenden Dämpfe giftig sind, wurde das Verfahren seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitgehend durch die galvanische Vergoldung ersetzt. Bei der galvanischen Vergoldung ist die Goldschicht jedoch an allen Stellen des vergoldeten Objekts gleich dick, beim Feuervergolden passt sie sich jedoch durch das Fließen des Amalgams den Formen des Objekts an, so dass die Goldschicht in Vertiefungen etwas dicker ist als auf den Höhen; der so entstandene Unterschied im Glanz betont etwa Ornamente auf einmalige Weise die für den Kenner deutlich zu erkennen ist.

Heute gibt es wieder einige Kleinbetriebe, die unter Einsatz modernster Umwelttechnik und Einhaltung strenger Vorschriften für Museen, Kirchen und auch immer mehr für den Kunst- und Luxusmarkt mit der Feuervergoldung restaurieren und edle Stücke neu anfertigen.

Literatur

Weblinks