Fritz-John-Bedingungen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Fritz-John-Bedingungen (abgekürzt FJ-Bedingungen) sind in der Mathematik ein notwendiges Optimalitätskriterium erster Ordnung in der nichtlinearen Optimierung. Sie sind eine Verallgemeinerung der Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen und kommen im Gegensatz zu diesen ohne Regularitätsbedingungen aus. Benannt sind sie nach dem US-amerikanischen Mathematiker deutscher Abstammung, Fritz John.[1]

Rahmenbedingungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fritz-John-Bedingungen ermöglichen Aussagen über ein Optimierungsproblem der Form

unter den Nebenbedingungen

.

Dabei sind alle betrachteten Funktionen stetig differenzierbar und ist eine nichtleere Teilmenge des .

Aussage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Punkt heißt Fritz-John-Punkt oder kurz FJ-Punkt des obigen Optimierungsproblems, wenn er die folgenden Bedingungen erfüllt:

Diese Bedingungen werden die Fritz-John-Bedingungen oder kurz FJ-Bedingungen genannt.

Ist der Punkt lokales Minimum des Optimierungsproblems, so gibt es , so dass ein FJ-Punkt ist und ungleich dem Nullvektor ist.

Somit sind die FJ-Bedingungen ein notwendiges Optimalitätskriterium erster Ordnung.

Beziehung zu den Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für entsprechen die FJ-Bedingungen genau den Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen. Ist ein FJ-Punkt, so ist auch mit ein FJ-Punkt. Somit kann man davon ausgehen, dass wenn ist, bereits ein KKT-Punkt vorliegt, dieser wird durch Reskalierung mit erzeugt. Dann ist der zu einem FJ-Punkt gehörende KKT-Punkt. Umgekehrt lassen sich nun die constraint qualifications der KKT-Bedingungen so interpretieren, dass sie für die FJ-Bedingungen garantieren.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

FJ ohne KKT[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betrachte als Beispiel das Optimierungsproblem

mit Restriktionsmenge

.

Minimum des Problems ist der Punkt . Daher existiert ein FJ-Punkt , so dass

.

Daraus folgt direkt, dass für einen FJ-Punkt gilt.

Insbesondere gibt es keinen dazugehörigen KKT-Punkt. Setzt man , so ist das Gleichungssystem der Gradienten nicht lösbar. Tatsächlich ist im Punkt keine Regularitätsbedingung erfüllt, speziell nicht die allgemeinste, die Abadie CQ.

FJ und KKT[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betrachte als Beispiel das Optimierungsproblem

mit Restriktionsmenge

.

Die Restriktionsmenge ist der Einheitskreis, bei dem am ersten Quadranten die Krümmung des Kreises entfernt wurde. Minimum des Problems ist der Punkt . Daher gibt es einen FJ-Punkt , so dass

gilt. Eine Lösung wäre , was zu dem FJ-Punkt führt. Eine Reskalierung mit führt zu dem KKT-Punkt . Tatsächlich ist im Punkt auch die LICQ erfüllt, deshalb gelten hier auch die KKT-Bedingungen.

Verwandte Konzepte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für konvexe Optimierungsprobleme, bei denen die Funktionen nicht stetig differenzierbar sind, gibt es die Sattelpunktkriterien der Lagrange-Funktion. Sind alle beteiligten Funktionen stetig differenzierbar, so sind sie strukturell ähnlich den Fritz-John-Bedingungen und äquivalent zu den KKT-Bedingungen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. F. John: Extremum problems with inequalities as subsidiary conditions. In: Kurt Friedrichs, Otto Neugebauer, J. J. Stoker (Hrsg.): Studies and Essays. Courant Anniversary Volume, Wiley, 1948, S. 187–204, nachgedruckt in: Fritz John: Collected Papers. Birkhäuser 1985, S. 543–560