Gotteskammer

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Gotteskammer war im niederdeutschen Raum im Mittelalter und später die Bezeichnung für ein kirchliches Armenhaus. Belegt sind außerdem weitere Bedeutungen des Begriffs, der allerdings wohl nur sporadisch gebraucht wurde. Im Grimmschen Wörterbuch erscheint er nicht.

Gotteskammer als soziale Einrichtung

In der Diakonie oder dem Institut der Fremden Armen gab es Gooskammern oder Gotteskammern, in denen arme Witwen untergebracht waren.[1] Bezeugt ist ihre Existenz unter anderem für die Städte Emden,[2] Norden[3] und Jever, wo bis heute der Straßenname An der Gotteskammer daran erinnert. Die Norder Gotteskammern befanden sich unter anderem in der Sielstraße (belegt für 1560), am Burggraben (zwei Gotteskammern; 1646) und in der Kirchstraße. Die Häuser am Burggraben und in der Kirchstraße waren Stiftungen des adeligen Familiensitzes Osterhaus.[4]

Weitere Bedeutungen des Begriffs

In der römisch-katholischen Marienfrömmigkeit wurde Maria, die Mutter Jesu, gelegentlich als Cella Dei (Gotteskammer) verehrt. So heißt es in einer von Christan von Lilienfeld lateinisch abgefassten Salutatio an Maria: „Mater pia, mater dya, / rei via, o Maria, / ave, plena gratia, / O tenella, Dei cella, / interpella pro me, mella / da de celi curia.“[5]

In dem von Karl Friedrich Wilhelm Wander herausgegeben Deutschen Sprichwörter-Lexikon (1870) wird folgendes schlesisches Sprichwort zitiert: „Gid og a Gotskammer, ´s sein kene Moise drinn.“ Gotskammer wird hier in einem Klammerzusatz als Sakristei gedeutet.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fridrich Arends: Ostfriesland und Jever, Band 1, S. 259, Digitalisat
  2. Siehe dazu Timothy G. Fehler: Poor relief and Protestantism: the evolution of social welfare in sixteenth-century Emden, Ashgate 1999, S. 66; 215f
  3. Gretje Schreiber, Thomas Schreiber: Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich 1994, S. 23
  4. Ufke Cremer: Norden im Wandel der Zeiten. Im Auftrag der Stadt Norden zur 700-Jahr-Feier herausgegeben, Norden 1955 (Reprint in: Norden - die Stadtchronik), Norden 2001, S. 97
  5. Zitiert nach Anton Schwob, Karin Kranich-Hofbauer: Zisterziensisches Schreiben im Mittelalter. Das Skriptorium der Reiner Mönche, in: Jahrbuch für internationale Germanistik, Reihe A, Band 71, Bern 2005, S. 217
  6. Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutschen Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk, Band II ( Got bis Lehren), Leipzig 1870, Sp. 111