Handicap International

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Handicap International ist eine unabhängige und unparteiische Organisation für internationale Solidarität, die in Armuts, Ausgrenzungs-, Konflikt- und Katastrophensituationen eingreift. Die Organisation setzt sich für Menschen mit Behinderung und andere besonders schutzbedürftige Menschen ein. Dabei macht sie auf Probleme aufmerksam und handelt, um auf die Grundbedürfnisse dieser Menschen zu reagieren, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und den Respekt vor ihrer Würde und ihren Grundrechten zu fördern.

Handicap International wurde 1982 von zwei französischen Ärzten ins Leben gerufen, die in thailändischen Flüchtlingslagern kambodschanische Flüchtlinge medizinisch versorgten, von denen viele durch Landminen sehr schwer verletzt waren. Dabei wurde ihnen bewusst, dass diese Menschen nach einer Amputation ohne weitere Unterstützung keine Chance hätten, wieder ein selbständiges Leben in Würde zu führen. Sie gründeten den Verein Handicap International, um den Menschen mit Behinderung durch die Versorgung mit Prothesen und durch Rehabilitation eine langfristige Perspektive zu ermöglichen – gemäß ihrem Motto „Aufrecht Leben“.

Ziele

Handicap International möchte weltweit zu einer dauerhaften Verbesserung der Situation von Menschen mit Behinderung und andere besonders schutzbedürftige Menschen, wie schwangere und alleinstehende Frauen, ältere Menschen etc. beitragen. Hierbei wird nicht nur deren Zugang zu medizinischer Versorgung große Bedeutung beigemessen, sondern auch der Veränderung ihrer allgemeinen Lebensbedingungen durch eine Behinderung sowie die soziale (Wieder-)Eingliederung in die Gemeinschaft. Deshalb unterstützt die Organisation lokale Partner, durch die – auch nach Beendigung des Einsatzes von Handicap International – eine langfristige Weiterführung der Projekte möglich ist.

Zudem kämpft die Organisation gegen den Einsatz von Landminen und Streumunition, die in vielen Ländern auch Jahrzehnte nach Beendigung eines Krieges/Konfliktes noch Menschen töten und verstümmeln. Handicap International setzt sich auch dafür ein, dass Lagerstätten für Kleinwaffen, die nach Bürgerkriegen häufig besonders leicht für die Bevölkerung zugänglich sind, zerstört werden und die Bevölkerung über die Gefahren im Umgang mit Kleinwaffen aufgeklärt wird. Im Rahmen von Nothilfeeinsätzen setzt sich die Organisation für die besonders Schutzbedürftigen, wie Menschen mit Behinderung oder ältere Menschen, ein und ermöglicht, dass auch diese Zugang zu Hilfsgütern und medizinischer Versorgung bekommen.

Weltweite Projektarbeit

Handicap International ist in rund 60 Ländern mit über 300 Projekten tätig. Viele dieser Länder sind von Landminen und anderen explosiven Überresten und bewaffneten Konflikten betroffen. Die Projekte beschränken sich nicht nur auf die körperliche Versorgung der Opfer in Orthopädiewerkstätten und Rehabilitationszentren, sondern beziehen die gesamte Lebenssituation von Menschen mit Behinderung in die Hilfe ein. Dazu gehört psychologische Unterstützung und Hilfestellung bei der sozialen Integration, aber auch organisatorische Unterstützung von Selbsthilfeprojekten. Priorität in der Projektarbeit hat die Arbeit mit lokalen Partnerorganisationen und die Ausbildung von lokalen, oftmals selbst behinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

In Nachkriegsregionen haben viele der Programme von Handicap International das Ziel, Unfälle mit Landminen und anderen explosiven Kriegsresten sowie Kleinwaffen durch Aufklärung der Bevölkerung und den Aufbau von Kampfmittelräumungsteams zu verhindern. Zur langfristigen Prävention gehört auch ein internationales politisches Engagement für ein Verbot aller Minen und minenähnlicher Waffen. Handicap International gründete deshalb 1992 gemeinsam mit fünf anderen Organisationen die Internationale Kampagne für ein Verbot von Landminen, die 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus gehörte die Organisation 2003 außerdem zu den Gründern der Internationalen Kampagne gegen Streuminen, die Cluster Munition Coalition.

Netzwerk

Das Netzwerk von Handicap International besteht aus acht nationalen Vereinen. 1982 wurde der französische Verein gegründet, ab 1986 unterstützte der neugegründete belgische Verein die Hilfe für die Menschen mit Behinderung weltweit. 1996 folgten Vereinsgründungen in der Schweiz, 1997 in Luxemburg, 1998 in Deutschland, 1999 in Großbritannien, 2003 in Kanada und 2006 in den USA. Mit der Gründung der Föderation im Jahr 2009 hat Handicap International eine neue globale Organisation geschaffen, die ihre Fähigkeit zum Einsatz für die schutzbedürftigsten Bevölkerungsgruppen in rund 60 Ländern stärken und erweitern will. Die Föderation Handicap International besitzt unter anderem die Verantwortlichkeiten über die Projekte von Handicap International in den Projektländern.

Deutschland

Der deutsche Verein besteht seit 1998 mit einem zentralen Büro in München und ehrenamtlichen Gruppen in anderen Städten. Schwerpunkte des Engagements sind die Lobbyarbeit zum Thema Behinderung in der Entwicklungszusammenarbeit und die Kampagnen gegen Landminen und Streumunition. Er kümmert sich ebenso wie die anderen Vereine in anderen Ländern außerdem darum, Spenden und öffentliche Gelder für die Projektarbeit zu sammeln. In Deutschland besteht darüber hinaus das Projekt ComIn, ein Selbsthilfe- und Schulungsprojekt für Flüchtlinge mit Behinderung in München.

Daten Jahresbericht 2014

  • Internationale Mitarbeiter in den Projekten: 280
  • Nationale Mitarbeiter in den Projektländern: 3136 (davon 186 Mitarbeitende in der Programmverwaltung und 179 Mitarbeitende in Fundraising, Kommunikation und allgemeiner Verwaltung)
  • 331 Projekte in 57 Ländern weltweit

Weblinks

Commons: Handicap International – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien