Hauptmann von Kafarnaum

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Die Erzählung vom Hauptmann von Kafarnaum findet sich im Evangelium nach Matthäus (8,5-13 EU) – in der Reihe der Heilungen und Wunder Jesu – und parallel dazu im Evangelium nach Lukas (7,1-10 EU) jedoch nicht im Evangelium nach Johannes (4,46-54 EU). Zwar besitzt Johannes Parallelen, jedoch ist hier von einer leicht anderen Geschichte in Kana die Rede.[1] Die Erzählung berichtet von Jesu Heilung des Dieners eines Hauptmannes in Kafarnaum.

Wortlaut

Der Text von 8,5-13 EU lautet nach der Einheitsübersetzung:

5 Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn:

6 Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen.

7 Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.

8 Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund.

9 Auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.

10 Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden.

11 Aber ich sage euch viele werden kommen vom Morgen und vom Abend und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen.

12 Aber die Kinder des Reiches werden ausgestoßen in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

13 Und zum Hauptmann sagte Jesus: Geh! Es soll geschehen, wie du geglaubt hast. Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund.

Forschung zur Zweiquellentheorie

Aufgrund teilweise wörtlicher Übereinstimmung der Erzählung nach Matthäus und Lukas in Abgrenzung zur Darstellung nach Johannes wird heute allgemein angenommen, dass beiden Evangelisten eine gemeinsame Quelle vorlag, nämlich die Logienquelle Q.

Deutungsaspekte

Der „Hauptmann“ wird im Urtext mit ἑκατόνταρχος (hekatontarchos), der griechischen Übersetzung von lateinisch Centurio bezeichnet. Er ist also ein führender Angehöriger der nichtjüdischen Besatzungsmacht, dessen Haus zu betreten tame machte. Der Hauptmann erkennt dieses Hindernis an, die Heilungsmacht Jesu lässt sich davon aber nicht einschränken.

Ob das griechische Wort παῖς (pais) mit „Sohn“ oder mit „Diener“, das auch die Einheitsübersetzung verwendet, richtig wiedergegeben wird, ist umstritten.[2] Einerseits finden sich für letztere Bedeutung mehr Beispiele im Neuen Testament,[2] andererseits spricht für „Sohn“, dass in V. 9 ein Diener als δοῦλος (doulos) bezeichnet wird[3] und dass die johanneische Parallele explizit von υἱός (hyios) spricht, was „Sohn“ heißt.

Liturgie

In der römisch-katholischen heiligen Messe ist das Demutswort des heidnischen Hauptmanns (V. 8) in abgewandelter Form das Gebet der Gläubigen vor der Kommunion; dessen Verständnis setzt die Kenntnis der Heilungsgeschichte voraus: Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach; aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.

In der römisch-katholischen Kirche ist der Text vom Hauptmann in der Fassung von Lukas das Evangelium am 9. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C).[4] In der Fassung von Johannes handelt es sich um den "königlichen Beamten, dessen Sohn krank war"; dieser Text ist am Montag der 4. Woche in der Fastenzeit als Evangelium vorgesehen.[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gerhard Maier: Das Evangelium des Matthäus. Hrsg.: Gerhard Maier, Rainer Riesner, Heinz-Werner Neudorfer, Eckhard J. Schnabel. SCM R. Brockhaus, Witten 2015, ISBN 978-3-417-29730-0, S. 444.
  2. a b vgl. Karl Barth, Der Hauptmann zu Kapernaum, 1905. In: Vorträge und kleinere Arbeiten 1905-1909 (GA III.21), S. 49
  3. vgl. H. J. Holtzmann, Die Synoptiker. - Die Apostelgeschichte, HC 1, Freiburg i. Br. 1892, S. 128
  4. Erzabtei Beuron: 9. Sonntag im Jahreskreis C
  5. Erzabtei Beuron: Montag der 4. Woche in der Fastenzeit