Hexenverbrennung in Derenburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Juli 2016 um 14:45 Uhr durch Bussakendle (Diskussion | Beiträge) (→‎Hexenprozess gegen Ursel Hufnerin: Gütliche Befragung, Leiter). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hexenverbrennung in Derenburg am Harz. Flugblatt, 1555 in Nürnberg bei Jörg Merckel gedruckt

Einblattdruck über Verbrennung zweier Frauen, die Gröbische und die Gißlersche

Über die Hexenverbrennung in Derenburg im Jahre 1555 gibt es keine Akten, aber einen zeitgenössischen Einblattholzschnitt, von dem auch eine kolorierte Fassung existiert.[1][2][3]

„Ein erschroeckliche geschicht / so zu Derneburg in der Graffschafft Reinsteyn / am Hartz gelegen / von dreyen Zauberin / unnd zwayen Mannen / inn ettlichen tagen des Monats Octobris im 1555. Jare ergangen ist“ ist auf diesem Flugblatt, das in Nürnberg bei Jörg Merckel gedruckt wurde, dargestellt.[4] Grundlage dafür bildete die am 1. Oktober 1555 in Derenburg in der Grafschaft Regenstein erfolgte Verbrennung der Gröbischen und der Gißlerschen, zwei der Zauberei beschuldigten Frauen.[5] Die Gröbische bekannte, dass sie 11 Jahre mit dem Teufel gebuhlt hat. Als man sie an die Säule auf dem Holzhaufen kettete und das Feuer entzündete, sei ihr Buhle, der Satan, gekommen und hätte sie, für jedermann ersichtlich, in die Lüfte davongeführt.[6]

Zwei Tage später, am 3. Oktober 1555, sollen die beiden verbrannten Frauen „bede eytel fewrig“ nach Derenburg zurückgekehrt sein und im Gißlerschen Haus um das Feuer getanzt haben. Den Mann der Gißlerschen hätten sie so grob aus der Tür seines Hauses gestoßen, dass dieser sich vor den Augen seiner Nachbarn zu Tode stürzte.

Am 12. Oktober 1555 wurde der Mann der Gröbischen hingerichtet wegen Unzucht und Ehebruch mit der Schwester seiner hingerichteten Frau. Zwei Tage später starb letztendlich eine dritte Frau den Feuertod. Der Serckschen war vorgeworfen worden, dass sie der Frau des Halberstädter Stiftshauptmann Achatius von Veltheim „vergeben hate“ und einem Mann in Derenburg eine Kröte unter die Schwelle gegraben hätte. Der Mann sei daraufhin lahm geworden und hätte Fieber bekommen.

Hierin siehet man - so das Fazit des Flugblattes - wie wüst der Teufel mit seinem Gift um sich sticht und wieviel Personen in wenigen Tagen ihm verfallen, wenn der Teufel sich einmal in einem Ort eingenistet hat. Das Beispiel Derenburg sollte abschreckend wirken.

Hexenprozess gegen Ursel Hufnerin

Im Jahr 1655 nannten zwei Frauen in Derenburg unter der Folter den Namen von Ursel Hufner[7] und drei anderen Frauen als Hexen. Weitere Gerüchte über die Hufner waren: sie hätte ihren eigenen Mann betrogen und sich viele Jahre mit dessen Bruder eingelassen, einem Schweinehirten, der eine Frau und zwei Kinder hatte.[8]

Am 28. Dezember 1655 wurde die Angeklagte inhaftiert und am 29. Dezember 1655 gütlich vernommen.[9] Dann folgte die Territion. Sie wurde zur Leiter gebracht[10] und mit Beinschrauben gepeinigt. Unter der Folter legte sie ein Geständnis ab. Ihre Hinrichtung erfolgte am 16. Februar 1656.[11]

Literatur

  • Monika Lücke, Dietrich Lücke: Hexenprozesse im Territorium des Bistums Halberstadt, in: Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt. Symposium. Protokollband 2006, S. 685
  • Arbeitskreis Stadtgeschichte Derenburg e.V.: Derenburg am Harz: Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart, (Bildband). 1997, S. 13

Einzelnachweise

  1. http://www.arnt-web.de/faust/bilder/gross/g67.jpg
  2. http://www.bildindex.de/obj16001111.html#%7Chome
  3. http://www.bildindex.de/obj00230598.html#%7Chome
  4. Wörtliche Abschrift des Textes des Flugblattes
  5. Monika Lücke, Walter Zöllner: Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt
  6. Hexenverbrennung in Derenburg
  7. Ursel Hufners, eine, leider! im Halberstädtischen verbrannte Hexe. Aus den Untersuchungsakten gezogen, in: Neue gemeinnützige Blätter, 6. Jg., 1. Band, Halberstadt, 1796, Delius, S. 49-64
  8. Hexenverbrennung in Derenburg
  9. Steffen Schnieders: Ablauf eines Hexenprozesses. Abgerufen am 11. Juli 2016.
  10. Viktor von Fossel: Studien zur Geschichte der Medizin. Hrsg.: Salzwasser. Paderborn 2013, ISBN 978-3-8460-3405-7. S. 103 DNB 1036929787
  11. Renate Peine: Die gesellschaftliche Rolle der Frauen in Halberstadt vom Mittelalter bis 1990, Halberstadt, 1996, S. 25ff.