Integrale Theorie

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Die Integrale Theorie, integrale Weltsicht oder auch integrale Philosophie ist eine Weltanschauung, die versucht, eine umfassende Sicht des Menschen und der Welt zu entwickeln, indem sie versucht, prämoderne, moderne und postmoderne, östliche und westliche Weltsichten sowie spirituelle Einsichten und wissenschaftliches Denken zu integrieren. Vertreter der Intergralen Theorie sind unter anderem Aurobindo Ghose, Jean Gebser und Ken Wilber, nach eigener, umstrittener Auffassung auch Rudolf Bahro.

Überblick

Die Integrale Theorie ist im wesentlichen ein systematisches Modell für eine holistische Welterklärung. Sie ist unter anderem auf der Annahme aufgebaut, dass der Mensch neben dem personalen Tagesbewusstsein auch über weitere natürliche Bewusstseinszustände verfügt. Der wichtigste gegenwärtige Vertreter der integralen Theorie, Ken Wilber, vertritt die Auffassung, dass auch mystische und spirituelle Erfahrungen Wissen über die Natur vermitteln können und deshalb in einem umfassenden Weltmodell ebenso wie wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt werden müssen. Mittels geeigneter Übungsmethoden wie der Meditation sei es sogar möglich, diese intersubjektiv zu überprüfen. Dies wird auch mit der Ähnlichkeit dieser spirituellen Erfahrungen quer durch alle Kulturen und Epochen sowie ihrer prinzipiellen Zugänglichkeit durch meditative Praxis begründet.

Nach Ken Wilber bestünde die Aufgabe eines integralen Theoretikers nicht darin, alle existierenden Theorien zu betrachten und zu entscheiden, welche davon „richtig“ sei. Vielmehr müsse er erklären, in welchem Kontext die Gesamtheit dieser Ideen „richtig“ sein könne. Denn all diese Theorien in Wissenschaft, Kunst und Spiritualität würden ja tatsächlich praktiziert und man müsse daher nach der Struktur des Kosmos fragen, der ein Aufkommen so vieler grundverschiedener Disziplinen gestatte. Es sei also die Frage nach der Architektur des Universums selbst zu stellen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt integraler Theorie besteht darin, zwischen den verschiedenen Ansätzen zur menschlichen Subjektivität zu vermitteln. So wird einerseits davon ausgegangen, dass das individuelle Ich oder Ego nicht die höchste Qualität menschlicher Handlungsfähigkeit darstellt, sondern in einem komplexeren transpersonalen Selbst aufgehen kann, das auch die anderen Wesen im eigenen Denken, Fühlen und Handeln berücksichtigt. Andererseits wird jedoch die Bedeutung des Ich als zentrale Instanz individueller Handlungsfähigkeit betont und sich damit von spirituellen Ansätzen abgegrenzt, welche das Ich in universeller Einheit auflösen möchten.

Rezeption

Kritiker bemängeln an der integralen Theorie die Betonung nicht-rationaler Elemente und eine Diktion, die größere Exaktheit suggeriere als tatsächlich vorhanden sei. Weiterhin entziehe sich der integrale Ansatz in Teilen einer schrittweisen, logischen Analyse und erhebe einen zu umfassenden Anspruch, was Merkmale der Esoterik seien. Esoteriker kritisieren hingegen an dem Ansatz, dass Rationalität und Empirie einen zu hohen Stellenwert haben. Integrale Theoretiker weisen darauf hin, dass sie die Zersplitterung der verschiedenen Wissensdisziplinen überwinden wollen und insoweit Philosophie in einem umfassenden Sinne betrieben.

Neben Ken Wilber gelten Don Beck, Jean Gebser, Ervin Laszlo und Michael Murphy als Vertreter einer derartigen Weltsicht. Auch der sozialökologische Ansatz von Maik Hosang wird als integral bezeichnet. Umfassende Grundlagen für ein integrales Welt- und Menschenbild wurden bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Sri Aurobindo im Kontext seines Integralen Yoga herausgearbeitet.

Literatur

Weblinks

Das Zeitalter der integralen Politik Ein Interview mit Steve McIntosh, What is Enlightenment Magazin

Siehe auch