Intermuskuläre Koordination

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Intermuskuläre Koordination bezeichnet die Abstimmung zwischen verschiedenen Muskeln und Muskelgruppen. Diese dient der skeletoralen Bewegung, der Gelenkstabilisation, sowie der Haltungs- und Körperpositionsstabilisierung.[1]

Das zentrale Nervensystem kontrolliert die Gelenkstellungen durch antizipatorische und korrigierende Haltungsanpassungen, welche den auftretenden intersegmentellen Kräften entgegenwirken.[2]

Die Rolle einzelner Muskeln und deren Bedeutung für einzelne Bewegungen ist in der Wissenschaft weiter ausdifferenziert worden.[3][4]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gelenke werden durch miteinander interagierende Muskeln, sogenannte Synergisten, stabilisiert. Unterschiedliche Synergisten verfügen teilweise über ähnliche Funktionen. Folglich kann eine bestimmte Bewegung aus unterschiedlichen Kombinationen und Beteiligungen der an einem Gelenk wirkenden Muskeln entstehen.

Auch Muskeln, die nicht in direktem Bezug zu einem spezifisches Gelenk stehen, können für dieses eine stabilisierende Funktion erfüllen. Um die Funktion einzelner Muskeln klar zu definieren ist eine genaue Betrachtung spezieller, auch nicht direkt an einer Bewegung beteiligter, Muskeln mittels Elektromyografie hilfreich.[5]

Komplexe Bewegungsabläufe werden im Kleinhirn durch somatosensorische Rückkopplung über motorische Lernvorgänge koordiniert.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Vestibulorzerebellum steuert Gleichgewicht und die Augenbewegung. Folglich sind der Blick stabil und Rumpf- und Oberschenkelmuskulatur halten in Bewegung ihre spezifische Spannung
  • Das Spinozerebellum regelt die Aktivität der Armmuskeln zueinander
  • Das Pontozerbellum koordiniert den Bewegungsablauf der Finger und ihrer Muskeln[6]

Terminologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kinetoren nennt die Wissenschaft Muskeln, die während einer Bewegung die skeletalen Bewegung abwickeln. Stabilisatoren werden Muskeln genannt welche ein Gelenk stabilisieren und unintendierte Bewegungen verhindern. Gelenkmomente sind Bewegungen eines Gelenks. Stabilisierungsbedarf ergibt sich aus Muskelaktionen Kinetoren zweier Gelenke, welche an beiden überspannten Gelenken Gelenkmomente zur Folge haben.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Karin Schmalfeld: Zum Einfluss neuromuskulärer Beanspruchungen auf den Bewegungsablauf und die intermuskuläre Koordination – Untersucht an zyklisch ausgeführten Bizepscurls. Paderborn 2012, S. 42.
  2. Chabran, E., Maton, B. & Fourment, A.: Effects of postural muscle fati-gue on the relation between segmental posture and movement. In: Journal ofElectromyography and Kinesiology. 2002, S. 67–79.
  3. Basmajian, J.V. & De Luca, C.J.: Muscles Alive: Their Functions Revealed by Electromyography. Baltimore 1985, ISBN 0-683-00414-X.
  4. Hamill, J. & Knutzen, K.M.: Biomechanical basis of human movement. Philadelphia 1995 (google.de).
  5. Björn Stapelfeld& Lorenz Assländer: Beiträge zur lehre und Forschung im Sport; 171 Handbuch Sport-Biomechanik. Hrsg.: Albert Gollhofer& Erich Müller. 2009, ISBN 978-3-7780-4710-1, S. 328.
  6. Ralf Brandes · Florian Lang · Robert F. Schmidt (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 32. Auflage. Springer-Lehrbuch, 2019, ISBN 978-3-662-56467-7, S. 597.