Jens Jochen Rassweiler

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Jens Jochen Rassweiler (* 20. März 1955 in Stuttgart) ist ein deutscher Facharzt für Urologie und spezielle operative Urologie. Er ist Pionier auf dem Gebiet der Entwicklung minimal invasiver Operationstechniken (Schlüssellochchirurgie). Zusammen mit dem Erfinder der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie, Christian Chaussy, entwickelten Rassweiler und die Ingenieure von Siemens ein multifunktionales Lithotripsiesystem, welches in der Lithotripsie, Urodiagnostik, Endourologie sowie für perkutane Eingriffe in der modernen Medizin zur Anwendung kommt. Zum Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit zählen die radikale Prostatektomie, die laparoskopische Cystektomie, die Lasertherapie der Benignen Prostatahyperplasie sowie die Behandlung erkrankter Nieren und Nebennieren.

Leben

Rassweiler begann das Studium der Medizin 1975 an der Universität Freiburg/Breisgau. Nach der Approbation 1981 arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Assistent am Pathologischen Institut der Universität Tübingen bei Professor A. Bohle. 1982 wurde er mit der Forschungsarbeit zur Kapilläre Embolisation: eine zuverlässige Methode zum Verschluss des gesamten arteriellen Gefäßsystems der Niere – eine Alternative zur Nephrektomie promoviert. Unmittelbar nach dem Studium arbeitete er als Assistenzarzt bei F. Eisenberger (Stuttgart) und später als leitender Oberarzt der Urologischen Klinik bei P. Alken im Klinikum Mannheim.

Habilitiert wurde er 1991 mit einer weiterführenden Forschungsarbeit zu benignen und malignen Nierenerkrankungen und deren kapillarer Embolisation. Hierbei entdeckte er die Wirkungsweise des Medikamentes Ethibloc und dessen neuen Einsatzmöglichkeiten in der Urologie. Zusammen mit Götz Richter modifizierte er Ethibloc, ein Maisprotein, derart, dass eine gesamte Okklusion des Gefäßsystems der Niere bzw. von Nierentumoren erzielt werden konnte. Dies führte zum kompletten Absterben des Organs, welches dann vom Körper abgebaut wird.

Seit 1994 ist Rassweiler Chefarzt der Urologischen Klinik des Stadtkrankenhauses Heilbronn und lehrt als C2-Professor für Urologie am Universitätsklinikum Mannheim. 1997 folgte die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Heidelberg und 2009 die Ehrendoktorwürde der Medizinische und Pharmazeutische Universität Victor Babeș in Timișoara, Rumänien. Hier unterrichtet und schult er Kollegen in der Handhabung modernster laparoskopischer Operationstechniken.

Internationale Funktionen

  • Gründungsmitglied der European Society of Urotechnology der European Association of Urology
  • Board member der European School of Urology (ESU) der European Association of Urology (EAU)
  • Chairman der EAU-section of Uro-technology (ESUT)
  • Board member der European School of Urology
  • Präsident der European intra-renal Surgery Society
  • Präsident Engineering and Urology Society (EUS)

Leistungen

Bereits in den 1980er Jahren verfolgte Rassweiler die Entwicklung von schonenden Operationstechniken in der Urologie mit großem Interesse. Er verfolgte das Ziel, insbesondere Krebspatienten eine schnelle Genesung durch eine wenig belastende Operationsmethode zu ermöglichen Zu seinen Pionierleistungen zählen heute die Entwicklung und Verfeinerung von Bauchspiegelungen mit kleinsten Schnitten, besser bekannt als Schlüsselloch-Chirurgie. Durch den Verzicht auf einen großen Bauchschnitt sind die postoperativen Schmerzen für den Patienten gering, die Rehabilitation zügig und die Dauer des Krankenhausaufenthaltes ist entsprechend verkürzt. Die Operation erfolgt mit Unterstützung einer Videokamera, einem Kameraroboter sowie speziellen Laparoskopie-Instrumenten, welche über die kleinen Hautschnitte in den Bauchraum eingebracht werden.

Rassweiler integrierte diese minimal invasive Operationstechnik als Standardtherapie in der modernen Medizin und behandelt heute in erster Linie Erkrankungen von Prostata, Niere und Blase mit dieser schonenden Technik. Er hat bis heute über 2.500 Operationen laparoskopisch durchgeführt.

Besondere Verdienste hat er sich auf dem Gebiet der weiterführenden Entwicklung der Laparoskopie für Patienten mit einem Prostatakarzinom erworben. Als Alternative zur offenen radikalen Prostatektomie therapiert er minimal invasiv mittels einer laparoskopischen radikalen Prostatektomie (LRP). Zur weiteren Verbesserung der Methodik forscht er auf dem Gebiet der Robotik in der Urologie.

Seine Klinik ist heute eine der internationalen Referenzkliniken für die Schlüssellochchirurgie und zählt zu den führenden Zentren für urologische Laparoskopie in Europa. Die klinische Expertise spiegelt sich in zahlreichen publizierten Kongressbeiträgen und Einladungen als Gast- und Lehroperateur in der ganzen Welt wider.

Auszeichnungen

  • 2010 Felix-Oberländer-Preis

Veröffentlichungen

  • Über 300 Originalarbeiten (229 in PubMed/Medline)
  • Über 150 Buchbeiträge
  • Über 500 Vorträge auf nationalen und internationalen Kongressen

Mitgliedschaften

Weblinks