Johann Georg Kauffer von Sturmwehr

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Johann Georg Kauffer von Sturmwehr (auch Johann Georg Kaufer von Sturmwehr, tschechisch Jan Jiří Kaufer ze Sturmwehru) war Jurist sowie Hauptmann der Studentenkompagnie während der Belagerung Prags gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges. Der böhmische König, Kaiser Ferdinand III., zeichnete Kauffer 1649 für seine Teilnahme an der Verteidigung aus.

Leben

Als schwedische Truppen unter General Johan Banér Prag im Jahre 1639 belagerten, wurde in Prag eine Studentenlegion aufgestellt, der Johann Georg Kauffer beitrat. Er wurde für seinen Einsatz ausgezeichnet. Kauffer wurde zum Doktor beider Rechte promoviert.

Am 26. Juli 1648 nahm der schwedische General Hans Christoph von Königsmarck die Prager Kleinseite ein und belagerte die Stadt erneut. Es wird berichtet, Kauffer habe die im Carolinum aufbewahrte Fahne der Studentenlegion vor das Altstädter Ring#Altstädter_Rathaus|Altstädter Rathaus gebracht. Während der Belagerung wurde Kauffer verwundet.[1]

Nach Abzug der schwedischen Truppe wurden vielen Offizieren, Bürgern und Studenten auf ihren Wunsch von der Generalität Zeugnisse über ihre Beteiligung an der Verteidigung ausgestellt. Mit diesen begaben sie sich zum Königshof, wo sie mit Adelstiteln, Goldgeschenken, Ämtern und Stellungen belohnt wurden. Kauffer wurde mit dem Wappen und Titel „von Sturmwehr“ in den Adelsstand eines Ritters erhoben und zum königlichen Appellationsrat ernannt. Zudem erhielt er eine goldene Gnadenkette. Kauffer erwirkte für die freien Mitglieder der Studentenkompagnie die Erhebung in den Adelsstand, und für die untertänigen Mitglieder die Freisprechung von ihren Erbherren. Aus dem königlichen Steuerfond wurden 5000 Rheinische Gulden unter die Mitglieder der Studentenkompagnie verteilt, sodass jeder 18 Gulden 20 Kreuzer erhielt.

Als Jurist war Kauffer später unter anderem Mitglied der Kommission, welche über die Anzeige entscheiden sollte, die Wenzel Bernard Winbersky am 28. August 1664 gegen den Prager Oberrabbiner Aaron Simeon Spira-Wedeles wegen des sich später als falsch erwiesenen Vorwurfs erstattete, einen zum Katholizismus konvertierten Knaben ermordet zu haben.

Die Person Kauffers wurde zur Zeit des Nationalsozialismus in mehreren während des Zweiten Weltkrieges erschienenen Publikationen erneut herausgestellt.[2]

Literatur

  • Peter Wokaun, Rittern von Wokaunius: Chronologisches Verzeichniß der berühmtesten Männer Böhmens. Prag 1777, S. 65.
  • Johann Korbinius Zatočil von Löwenbrut: Tagebuch der Belagerung Prags durch die Schweden im J. 1648, aus dem Böhmischen ins Deutsche von Johann Ritter von Rittersberg, in: Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen. Verlag des böhmischen Museums, Prag Juni 1827, S. 19 ff., zu Kauffer: S. 38–39.
    • Nachdruck in: Illustrirte Chronik von Böhmen. Ein Geschichtliches Nationalwerk. Band 1, Verlag Anton Renn, Prag 1852, S. 407–408.
  • Arthur Werner: Die Studenten-Legionen der Prager Universität vom 30jährigen Krieg bis 1848. Verlag K. André, Prag 1934.
  • Jan Županič: Praha 1648. Nobilitační listiny pro obránce pražských měst roku 1648 (Prag 1648. Nobilitierungsurkunden für Verteidiger der Prager Städte aus dem Jahr 1648). Verlag V. R. Atelier, Prag 2001, S. 26 (Lebensbeschreibung), S. 75–75 (Adelsbrief), S. 290 (Wappen).
  • Jan Županič: Kauffer ze Sturmwehru/Kauffer von Sturmwehr.

Einzelnachweise

  1. Fernere Beiträge zur Geschichte der Belagerung der k. Hauptstadt Prag durch die Schweden im Jahre 1648 (Fortsetzung), in: Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen. J. G. Calve’sche Buchhandlung, Prag Oktober 1828, S. 283 ff., zu Kauffer: S. 299.
  2. Arnold Brügmann: Zucht und Leben der deutschen Studenten, 1648–1848. (= Veröffentlichungen des Instituts für Deutsche Studentengeschichte Würzburg, Band 1) Wilhelm Limpert, Berlin 1941, S. 23; Wolfgang Wolfram von Wolmar: Prag und das Reich. F. Müller, 1943, S. 121.