Johann Melchior Dinglinger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. September 2016 um 12:06 Uhr durch SäBi SLUBDD (Diskussion | Beiträge) (Ergänzung eines Links zur in der Sächsischen Bibliographie verzeichneten Literatur, darunter zahlreiche frei zugängliche Digitalisate). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Johann Melchior Dinglinger, um 1721 porträtiert von Antoine Pesne
Dinglingers Geburtshaus in Biberach

Johann Melchior Dinglinger (* 26. Dezember 1664 in Biberach an der Riß; † 6. März 1731 in Dresden) war Hofgoldschmied in Dresden bei Kurfürst August dem Starken von Sachsen.

Leben

Johann Melchior Dinglinger lernte das Goldschmiedehandwerk in Ulm. Er kam 1692 als Geselle nach Dresden, wo er 1693 in die Goldschmiedeinnung aufgenommen wurde. Im Jahr 1698 wurde er zum Hofjuwelier August des Starken ernannt. Er arbeitete bis zu seinem Tod 1731 in Dresden, war fünfmal verheiratet und hatte 23 Kinder. Sein Grab auf dem alten Johanniskirchhof ist nicht erhalten.

Dinglinger gilt als einer der bedeutendsten Goldschmiede des Barock. Gemeinsam mit 14 Gesellen schuf Dinglinger in seiner Werkstatt prachtvolle Kunststücke, unter anderem das „Goldene Kaffeezeug“ und den „Hofstaat zu Delhi“ mit seinen 132 Figuren – ein Hauptwerk der barocken Juwelierkunst. Auch der russische Zar Peter der Große schätzte die prunkvollen Arbeiten und gab mehrere Aufträge an den Dresdner Hofljuwelier.

Mit dem Dinglingerbrunnen setzte der Juwelier ein Denkmal besonderer Art. Sein ursprünglicher Standort war an einer Hofwand der Frauengasse 9. Hier wohnte Dinglinger. Das Haus zählte wegen seiner Kuriositäten – einer Sternwarte, Wetteruhr und Feuerspritze – zu den Dresdner Sehenswürdigkeiten. Im Siebenjährigen Krieg wurde das Haus in Brand geschossen und später wieder aufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Gebäude des Neumarktviertels weitgehend zerstört, so auch das Dinglingerhaus. Der Brunnen blieb erhalten und ist seit 1966 am Gewandhaus angebracht. Dinglinger besaß zudem ein Landhaus mit Weinberg in Loschwitz, Dinglingers Weinberg auf der heutigen Schevenstraße.

Werke

Blumenkorb (1697–1701) im Braith-Mali-Museum in Biberach an der Riß
Gothaer Elefant (um 1720), Schloss Friedenstein

Seine Prunkwerke, zum Beispiel „Das goldene Kaffeezeug“ von 1701 oder das „Bad der Diana“, sind im Grünen Gewölbe in Dresden erhalten.

Sein berühmtestes Werk hat Dinglinger gemeinsam mit seinen Brüdern, dem Emailleur Georg Friedrich (1666–1720) und dem auf Juwelen spezialisierten Georg Christoph (1668–1728) sowie den Gehilfen seiner Werkstatt während acht Jahren zwischen 1701 und 1708 geschaffen: Den „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb“; es besteht aus 132 goldenen, emaillierten Figuren, verziert mit 5.223 Diamanten, 189 Rubinen, 175 Smaragden, 53 Perlen und einem Saphir. Dinglinger erstellte die Arbeit ohne Auftrag und verkaufte das Kabinettstück an August den Starken für 60.000 Taler. Diese horrende Summe war nach der Besetzung Sachsens durch Karl XII. von Schweden für August nur schwer bezahlbar. Bis 1713 war der größte Teil der Summe beglichen.

Literatur

Weblinks

Commons: Johann Melchior Dinglinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien