Karlshof (Lübeck)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. August 2016 um 15:33 Uhr durch Kresspahl (Diskussion | Beiträge) (→‎Industrie). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ehemaliges Ortsschild an der Travemünder Allee

Karlshof ist ein Stadtbezirk des Lübecker Stadtteils St. Gertrud.

Geschichte

Schlözers Sommerhaus în Israelsdorf

Der Ursprung dieser Siedlung geht zurück auf die Parzellierung und Vererbpachtung der Israelsdorfer Feldmark im Jahre 1781. Von den 15 Parzellen bilden die Parzellen 1 bis 8 den Siedlungskern von Israelsdorf und die Parzellen 9 bis 15 den von Karlshof. Dazwischen liegt das Waldstück Schellbruch und der Bach Medebek Die Namensgebung geht zurück auf den russischen Generalkonsul und Kaufmann in Lübeck Karl von Schlözer (1780–1859), der in den Jahren 1845 und 1850 vier Parzellen Land von der Stadt Lübeck pachtete um dort eine Hofstelle zu errichten (Parzellen 9 bis 12). Er erhielt die Erlaubnis, diese Ansiedlung Karlshof zu nennen.[1] Die ursprüngliche Hofstelle befand sich auf der Parzelle Nr. 9 (Travemünder Allee/Ecke Am Schellbruch). Die Straßenbezeichnung Hofweg erinnert an diese Zeiten. Etwa an dieser Stelle steht heute das Gemeinschaftshaus Karlshof. Schlözer selbst bewohnte sein Sommerhaus in Israelsdorf (Waldstraße/Ecke Buchenweg) Die Hofstelle wurde am 6. Mai 1898 an die Stadt Lübeck verkauft und ab 1900 als Dienstsitz für den städtischen Förster genutzt. Schlözers Schwester Dorothea von Schlözer war die erste Frau in Deutschland, die einen Doktortitel erlangte.

Siedlungsgeschichte

Der erste Bebauungsplan wurde im Jahre 1910 aufgestellt und umfasste lediglich die Straße Am Schellbruch. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Karlshof durch die Siedlungsbewegung ab 1920 erschlossen und als Wohnstadtteil entwickelt. Insbesondere wurden zwischen 1920 und 1928 von der Gemeinnützigen Siedlungsgenossenschaft Lübeck mehr als 100 Siedlungshäuser in Karlshof gebaut. Heute ist Karlshof eine Lübecker Vorstadtsiedlung, die in den 1950er Jahren weiter stark mit Einfamilienhäusern bebaut wurde. Im oberen Forstmeisterweg, im oberen Torneiweg sowie im Hertzweg wurden von der Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat in den 1950er Jahren mehrere Wohnblocks errichtet. Die Siedlung liegt im Nordosten Lübecks an der Travemünder Allee und grenzt im Nordosten an den Stadtteil Israelsdorf

Karlshof und die Luftfahrt

Vor dem Ersten Weltkrieg befand sich der Lübecker Flugplatz ab 1912[2] in Karlshof auf dem Gebiet der heutigen Sportplätze an der Travemünder Allee. 1912 landeten hier die Luftschiffe LZ 11 „Viktoria Luise“ und LZ 13 Hansa, für 1913 wird von einem Orientierungsflug für Motorflugzeuge nach Schwerin und Wismar berichtet und 1914 wird der Landeplatz Militärflugplatz. Der Flugplatz Karlshof wurde insgesamt von 1912 bis 1919 betrieben. Nach der Fertigstellung des Flugplatzes Lübeck- Blankensee im Jahre 1917 wurde der Flugbetrieb nach und nach dorthin verlagert. Zur Erinnerung an diese Zeit wurden die Straßen rund um den Flugplatz nach bedeutenden Flugpionieren benannt (siehe dort).

Kirche

St. Stephanus mit Gemeinderaum

Zur Siedlung Karlshof gehört die ev.-luth. Kirche St.Stephanus (geweiht 1956) nebst Kindergarten am Holzvogtweg/Ecke Dornierstraße.

Schule

Grundschule Lauerholz

Im Jahr 1966 wurde am Ende des Holzvogtweges und Ende der Dornierstraße die Grundschule Lauerholz eröffnet. Die ursprüngliche Lauerholz-Volksschule war von 1950 bis 1966 am Ende der Straße An der Hülshorst, Ecke Glashüttenweg, gelegen in einem ehemaligen Industriegebäude der Norddeutschen Dornier-Werke, später wurde das staatliche Eichamt hier untergebracht. Zur früheren Lauerholz-Volksschule wie zur heutigen Grundschule gehört die Zweigstelle in Israelsdorf.

Sportstätten

Blick auf den Fußballplatz des FC Phönix Lübeck

An der Travemünder Allee zwischen Zeppelinstraße und Jungborn befinden sich an der Stelles des ersten Lübecker Flugplatzes seit 1919 städtische Fußballplätze des Vereins Phönix Lübeck (gegr. 1903) sowie seit 1926 die Anlage des "Lübecker SV von 1913" bzw. des "Lübecker Sportvereins Gut Heil von 1876" incl. Turn-, Tennishalle sowie einiger Tennisplätze.

Straßennamen

Straßenschilder in Karlshof

Im ursprünglichen (nordöstlichen) Teil erinnern die Straßennamen an die Gründerzeit (Schlözerstraße, Hofweg).

Weiter westlich (im Mittelteil) finden sich forstwirtschaftliche Namen (Forstmeisterweg, Jägersteig, Wildhüterweg, Holzvogtweg).

Im westlichen Randgebiet wurden bedeutende Physiker/Naturwissenschaftler geehrt (Albert-Einstein-Straße, Max-Planck-Straße, Celsiusweg, Fahrenheitweg).

Am südlichen Rand finden sich die Namen bedeutender Flugpioniere (Dornierstraße, Eckenerstraße, Zeppelinstraße, Lilienthalstraße). Die Straße Torneiweg geht zurück auf die schon im Mittelalter gebräuchliche Flurbezeichnung tourneysveld, was als Hinweis auf eine alte Turnierstätte gedeutet werden kann. In einer Landkarte von 1910 findet sich die Flurbezeichnung Auf dem Torney für die freie Fläche zwischen Torneiweg und Glashüttenweg.

Die Straße Glashüttenweg geht zurück auf eine gleichnamige Fabrik, die hier 1841 bis ca. 1871 bestand. Bereits seit dem 16. Jahrhundert hieß dieser Weg hinunter zur Trave Weg zur Treidelhütte, da auf der 1882 abgetrennten Teerhofsinsel die Unterkunft des Treidelmeisters lag.

Industrie

Historischer Wasserturm von 1923 am Ende des Glashüttenweges

In den 1970er Jahren wurde durch die Straße Glashüttenweg das neue Industriegebiet An der Hülshorst/Niels-Bohr-Ring erschlossen in dem sich Betriebe des Maschinenbaus und der Verpackungsindustrie ansiedelten. Insbesondere die Firmen Wepa (Wellpappen- und Papierfabrik) und H. & J. Brüggen KG (Cerealien, Müslis und weitere Getreideprodukte) im oberen Glashüttenweg sowie die Fa. Lubeca, später Fa. Schmalbach-Lubeca (Blech- und Kunststoffverpackungen aller Art) boten Hunderte von Arbeitsplätzen. Das Gewerbegebiet am Glashüttenweg und der Hafenstraße beherbergt heute u. a. ein Hochregallager der Firma Brüggen, den örtlichen Firmensitz des Windenergieherstellers Vestas, die Zentrale der Konditorei Junge und zahlreiche Dienstleister im Kesselhaus der ehemaligen Schiffswerft von Henry Koch.

Gegenwart

Dieses Gebiet umfasst heute ca. 1 km² Fläche und bietet ca. 6300 Menschen ein Zuhause zusammen mit Israelsdorf und Gothmund.

Prägnantes Bauwerk: Hochhaus am Forstmeisterweg (Ende 1960er Jahre erbaut)

Literatur und Anmerkungen

  1. Hubertus Neuschäffer : Gutshäuser und Herrenhäuser in und um Lübeck, Wachholtz-Verlag, 1988
  2. Vorher wurde der Exerzierplatz Wesloe genutzt. 1911 landete dort das Lenkluftschiff Parceval VI.
  • Uwe Müller: St. Gertrud. Chronik eines vorstädtischen Wohn- und Erholungsgebietes. Heft 2 der Kleine Hefte zur Stadtgeschichte herausgegeben vom Stadtarchiv Lübeck 1986. ISBN 3-7950-3300-4.
  • Peter W. Kallen: Israelsdorf Gothmund Karlshof Herreninsel – Beiträge zur Geschichte der Siedlungen, herausgegeben vom Senat der Hansestadt Lübeck (Amt für Kultur), Lübeck 1989.

Koordinaten: 53° 54′ N, 10° 43′ O