Logik von Port-Royal

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Die Logik von Port-Royal ist der verbreitete Name des Buches La logique, ou l'art de penser, eines bedeutenden Werks über Logik. Es wurde erstmals 1662 anonym von Antoine Arnauld und Pierre Nicole publiziert. Die beiden waren zwei prominente Jansenisten, von denen es viele in der Gegend von Port-Royal gab. Auch Blaise Pascal soll Teile des Textes beigesteuert haben. Dem Buch voraus ging die Grammatik von Port-Royal (1660).

Die Logik von Port-Royal ist in der Umgangssprache geschrieben, wurde in England und Frankreich populär und als Logik-Lehrbuch bis ins 20. Jahrhundert benutzt. Sie enthält starke Cartesische Elemente in ihrer Metaphysik und Epistemologie; Arnauld war einer der Philosophen, der DescartesMeditationes de prima philosophia kritisierte.

Das Buch gilt als paradigmatisches Beispiel der traditionellen Begriffslogik.

In der Logisch-semantischen Propädeutik von Tugendhat und Wolf wird die Logik von Port-Royal als Werk gekennzeichnet, welches nach der von Aristoteles begründeten älteren Logik die zweite, die neuzeitliche Phase der Logik einleitet, welche "durch ein Vorherrschen erkenntnistheoretischer und psychologischer Fragestellungen"[1] gekennzeichnet ist. Ihr folgt die dritte Phase der Logik, die durch Freges Begriffsschrift eingeleitet wird.

Der Philosoph Louis Marin studierte das Buch.[2] Michel Foucault sah es als eine der Grundlagen der modernen épistémè[3].

In Deutschland wurde das Buch von Leibniz rezipiert, geriet danach aber in Vergessenheit.

Literatur

  • The art of thinking; Port-Royal logic von Antoine Arnauld, Pierre Nicole, Bobbs-Merrill, 1964.
  • Arnauld, Antoine und Pierre Nicole: Die Logik oder die Kunst des Denkens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-03710-3
  • Reinhold Clausjürgens: "Erkenntnis und Sprache in Port-Royal. Rekonstruktion und Geschichte einer Theorie der Repräsentation", Universität Bielefeld, 1984

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Tugendhat, Ursula Wolf: Logisch-semantische Propädeutik. Reclam, Stuttgart, 1983, S.7
  2. Louis Marin, La Critique du discours, Éditions de Minuit, 1975
  3. Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge