mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs

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mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V.
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Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 25. November 1999
Sitz Augsburg
Zweck Frauen mit Brustkrebst informieren, unterstützen und stärken, die Qualität in Diagnostik, Therapie und Nachsorge verbessern, Forschung beobachten, kommentieren und unterstützen.
Mitglieder ca. 2000 (Stand Januar 2016)

32 Ärzte und Forscher im Wissenschaftlichen Beirat

Website www.mamazone.de

mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V. ist eine Brustkrebsinitiative mit Sitz in Augsburg. Der gemeinnützige Verein wurde am 25. November 1999 gegründet. Er geht auf die Initiative der Journalistin und Brustkrebspatientin Ursula Goldmann-Posch zurück.

Der Name „mamazone“ ist ein Kunstwort, das aus einer Mischung der Worte „Amazone“ (kriegerisches Frauenvolk der Griechischen Mythen) und „Mamma“ (medizinischer Fachausdruck für die Brustdrüse) besteht.

Der Verein engagiert sich für die qualitätsgesicherte Früherkennung und die Anwendung moderner, wissenschaftlich fundierter Diagnostik- und Therapieoptionen in Klinik und Praxis und die Weiterentwicklung der Erforschung von Brustkrebs. Ziel ist es, die Überlebenschancen von Brustkrebspatientinnen zu erhöhen und ihre Lebensumstände zu verbessern. Die Projekte von mamazone haben die Aufgabe, eine breite Öffentlichkeit für das Thema „Brustkrebs“ zu sensibilisieren. Erkrankte Frauen erhalten das notwendige Wissen, um ihren Ärzten auf Augenhöhe zu begegnen und eigenverantwortlich und gemeinsam mit ihnen die notwendigen Therapieentscheidungen treffen zu können.[1]

Der Verein gilt mit ca. 2000 Mitgliedern (Stand Januar 2016) als eine der größten und aktivsten Brustkrebs-Selbsthilfeinitiativen. Er unterhält 14 regionale Beratungseinrichtungen für Krebskranke und deren Angehörige (13 in Deutschland und eine in Südtirol). Ein wissenschaftlicher Beirat aus 32 Brustkrebsexperten unterstützt die Arbeit der Initiative.

Selbstverständnis und Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein richtet sich nicht nur an Brustkrebspatientinnen, sondern auch an gesunde Frauen, Wissenschaftler und Forscher, die sich im Kampf gegen Brustkrebs engagieren. mamazone setzt auf Wissensgewinn und Wissensvermittlung und unterstützt Frauen mit Brustkrebs darin, eine qualitätsgesicherte, moderne Brustkrebsbehandlung einzufordern und mitzutragen. Wer als Patientin bei mamazone ist, begreift sich nicht nur als an Brustkrebs Leidende, sondern als Mitwirkende, Mitbestimmende und kritische Nutzerin im Spektrum der Onkologie.[2][3]

Zielsetzungen der Arbeit von mamazone e.V. sind im Einzelnen:

  • Frauen mit Brustkrebst informieren, unterstützen und stärken
  • Die Qualität in Diagnostik, Therapie und Nachsorge verbessern
  • Forschung beobachten, kommentieren und unterstützen

Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wissenschaftskongress „Projekt Diplompatientin“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der mehrtägige Wissenschaftskongress „Projekt Diplompatientin®“ ist ein Fortbildungsprogramm für Patientinnen, Ärzte, Pflegende und Journalisten. Wissenschaftler und Mediziner vermitteln in ihren Vorträgen komplexe Sachverhalte im Zusammenhang mit Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von Brustkrebs in verständlicher Sprache. Die Patientinnen werden somit zu Expertinnen ihrer Erkrankung, um eine moderne, leitlinien- und qualitätsgesicherte Früherkennung und Behandlung einfordern zu können. Die Referenten stellen sich im Gegenzug den Fragen des Auditoriums und werden so auch für die Fragen der Patientinnen sensibilisiert.[4]

Das „La Mamma-Projekt“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das „La Mamma“-Projekt ist eine eintägige Fortbildungsreihe für Krankenschwestern, Breast Care Nurses und Mitarbeiterinnen von onkologischen und gynäkologischen Praxen. Sie versorgt die Teilnehmerinnen mit aktuellem Wissen und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und unterstützt sie im empathischen, kompetenten und ganzheitlichen Umgang mit Brustkrebspatientinnen.

„mamazone im Gespräch“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein im Gespräch ist eine Reihe von Video-Interviews mit anerkannten Brustkrebsexperten und Wissenschaftlern. Diese stellen sich kritischen Fragen, erläutern aktuelle Forschungsergebnisse und geben wichtige Informationen zum Thema Brustkrebs weiter. Akkreditierte Nutzer können die Videos über die Webseite des Vereins ansehen.

mamazone-Mobil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein mit verschiedenen Anschauungsmaterialien ausgestattetes Auto besucht regelmäßig abgelegene Orte in Deutschland, um Informationen über Brustkrebs dorthin zu bringen, wo sie schwer zu bekommen sind. Gemeinsam mit Krebsexperten informiert mamazone auf diesem Weg gesunde und kranke Frauen über Brustkrebs und Brustkrebsvorbeugung.

Der Busenfreund-Award[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Busenfreund-Award ist eine Auszeichnung von Patientinnen an die Brustkrebsforschung. Die Mitglieder wählen den Preisträger einmal pro Jahr. Der Preis in Form einer kleinen Bronzestatue wird an Brustkrebsforscher und Ärzte verliehen, die im Sinne der Patientinnen denken und sich besonders für deren Anliegen einsetzen.

Bisherige Preisträger:

  • 2001 – Axel Ullrich
  • 2002 – Petra Stieber
  • 2003 – Ingo J. Diel
  • 2004 – Siegfried Seeber
  • 2005 – Richard Paul Baum
  • 2006 – Michael Untch
  • 2007 – Kurt Possinger
  • 2008 – Christiane Kuhl
  • 2009 – Tanja Fehm und Sabine Kasimir-Bauer
  • 2010 – Florian Schütz
  • Ehren-Busenfreund 2010 – Arthur Wischnik (Klinikum Augsburg)
  • 2011 – Klaus Pantel
  • Ehren-Busenfreund 2011 – Online-Portal „Was hab ich?“
  • 2012 – Peter Schmid
  • 2013 – Sherko Kümmel und Gustav J. Dobos
  • 2014 – Claudio Zamagni
  • 2015 – Ursula Goldmann-Posch
  • 2016 – Claudia Friesen
  • 2017 – Ralph Wirtz
  • 2018 – Jacqueline Sagasser

Internetportal: „Wie gut ist Ihr Brustzentrum?“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Internetportal im geschlossenen Mitgliederbereich: „Wie gut ist Ihr Brustzentrum?“ soll Patientinnen dabei unterstützen, leichter das richtige Brustzentrum zu finden. mamazone ist die erste Patientinnen-Initiative, die ein solches Bewertungsangebot betreibt. Die Fragen wurden nach den Zertifizierungsvorgaben für Brustzentren entwickelt. Ziel ist es festzustellen, ob die geforderte und beschriebene Qualität der Brustzentren auch bei den betroffenen Patientinnen ankommt und wahrgenommen wird.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das mamazoneMAG ist die Mitgliederzeitschrift des Vereins. Mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren berichtet sie zweimal im Jahr über die neuesten Ergebnisse in der Brustkrebsforschung und -medizin sowie über brustkrebsrelevante Neuigkeiten in der Gesundheitspolitik. Das Magazin erhalten alle Mitglieder. Es wird zudem an gynäkologische und onkologische Praxen sowie an zertifizierte Brustzentren versandt.

Zu weitere Publikationen zählen zwei Informationsbroschüren: „Brustkrebs – die Krankheit mit vielen Gesichtern“ informiert über verschiedene Behandlungsmethoden bis hin zur Nachsorge. Die Broschüre „Brustkrebs-Früherkennung – Was Frauen darüber wissen sollten“ stellt die wichtigsten Früherkennungsuntersuchungen vor und zeigt deren Vorteile und methodischen Grenzen auf.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Förderpreis für Selbsthilfegruppen der Marion und Bernd Wegener Stiftung (2013)[5]
  • Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der BRD für Gründerin Ursula Goldmann-Posch für ihre Arbeit im Rahmen von mamazone (2010)[6]
  • Gründerin Ursula Goldmann-Posch unter den Top 15 beim Deutschen Engagementpreises 2013
  • Bayerische Verfassungsmedaille in Silber (2011) für Gründerin Ursula Goldmann-Posch
  • Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste für Ursula Goldmann-Posch (30. Oktober 2015)
  • Springer Charity Award 2018

Wissenschaftlicher Beirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der wissenschaftliche Beirat verfügt über spezifische Kenntnisse und Erfahrungen in der Erforschung, Diagnostik und Therapie von Brustkrebs sowie im Gesundheitswesen. Er unterstützt den Verein durch Informationen über neue diagnostische und therapeutische Entwicklungen, Leitlinien, Versorgungsstrukturen, Disease Management Programme, laufende Studien und Hinweise auf Symposien und Kongresse, wie auch mit der Beantwortung fachspezifischer Fragen.

Mitgliedschaften und Mitarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein ist Mitglied in folgenden Fachgesellschaften und Organisationen:

  • European Cancer Patient Coalition
  • Deutsche Gesellschaft für Senologie e.V.
  • Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V.
  • Arbeitsgemeinschaft Qualitätsentwicklung Brustzentren beim Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie, Nordrhein-Westfalen
  • Mitarbeit in Ausschüssen im Rahmen der gesetzlichen Regelungen zur Patientinnenvertretung
  • Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e.V.

Eckdaten und Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Finanzierung der Vereinsarbeit ruht auf verschiedenen Säulen:[7]

  • Mitgliedsbeiträge (regelmäßig ca. 40 %)
  • Spenden
  • eigenen Einnahmen unter der für gemeinnützige Vereine zulässigen Höchstgrenzen zum Beispiel für die Beteiligung an Veröffentlichungen, Vorträgen, Veranstaltungen sowie
  • Selbsthilfeförderung nach § 20, 4 SGB V. (regelmäßig ca. 5 %)

Der Verein berücksichtigt die Leitsätze der Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte e.V. (BAGH) für die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen im Gesundheitswesen – insbesondere mit Unternehmen der pharmazeutischen Industrie.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arbeit des Vereins wird neben den Mitgliedsbeiträgen auch von Pharmakonzernen gesponsert.[8][9] Hauptfinanzier von mamazone ist der Pharmariese Roche.[10] Der Organisation wird eine Spitzenreiterposition unter den Spendenempfängern des Pharmakonzerns Roche sowie pharmanahe Positionen, gekoppelt an geschickte Öffentlichkeitsarbeit bescheinigt.[11] In dem Grundlagenpapier „Transparenzmängel, Korruption und Betrug im deutschen Gesundheitswesen“ aus dem Jahr 2004 wies Transparency International Deutschland bereits darauf hin, dass mamazone direkt mit Beteiligung der Firma Hoffman La Roche initiiert und seither als „unabhängige“ Stimme vermarktet werde.[12] mamazone vertritt die Kooperation mit der Pharmaindustrie offensiv.[13] So kritisierte der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Wolf-Dieter Ludwig, dass das Verhalten von mamazone im Zusammenhang mit dem Marketing von Medikamenten an Körperverletzung grenze.[14] Der Pharmakologe Peter Schönhöfer beurteilt die Aktivitäten von mamazone als Pharmawerbung und nicht hilfreich für Frauen.[15] und stellt über die langjährige Vorstandsfrau und Gründerin Ursula Goldmann-Posch fest: „Goldmann-Posch agiert nicht wie eine Vertreterin ihrer Patienten, sondern wie eine Vertreterin der Pharmaindustrie.“[16] Mamazone nimmt selbst Stellung zu diesem Thema im mamazoneMAG 2/2015 Seite 54 f[17].

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Artikel „Sie kämpfen für eine Überlebensqualität“ in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 28. September 2002 (PDF; 507 kB)
  2. Hinweis im Spiegel, Ausgabe 10/2005, auf die T-Shirt Kampagne von mamazone e.V. (PDF; 227 kB)
  3. mamazone zum Mammographie-Screening in der Zeitschrift EMMA vom Herbst 2010. (PDF; 106 kB)
  4. Artikel zum 10-jährigen Jubiläum des Wissenschaftskongresses „Projekt Diplompatientin“ in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 10. Oktober 2009.
  5. Ärztezeitung vom 11. April 2013
  6. mamazone-Gründerin erhält Auszeichnung. (PDF; 569 kB) In: Augsburger Allgemeine Zeitung. 21. April 2010. (zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Ursula Goldmann-Posch)
  7. Jahresbericht 2014 (Memento vom 11. August 2016 im Internet Archive)
  8. Im Dienst von Schering und Co v. Melanie Zehran. taz vom 15. Juni 2006
  9. s. a. Institut für Qualität und Transparenz von Gesundheitsinformationen
  10. Kranke Geschäfte v. Julia Bonstein, DER SPIEGEL, 17/2008 vom 21. April 2008
  11. Selbsthilfe: Patient gesucht v. Martina Keller in DIE ZEIT, Nr. 51 vom 14. Dezember 2006
  12. Transparency International: Grundlagenpapier Transparenzmängel, Korruption und Betrug im deutschen Gesundheitswesen (Memento vom 26. Februar 2005 im Internet Archive) vom 12. November 2004
  13. Geben und einnehmen v. Martina Keller in DIE ZEIT, 19. Mai 2005, Nr. 21
  14. Kranke Geschäfte v. Julia Bonstein, DER SPIEGEL, 17/2008 vom 21. April 2008
  15. Tricksen und Tarnen – Pharmaindustrie unterwandert Selbsthilfegruppen (PDF; 80 kB), Panorama Nr. 660 vom 27. Oktober 2005 (Memento vom 16. November 2013 im Internet Archive)
  16. Im Dienst von Schering und Co. v. Melanie Zehran. taz vom 15. Juni 2006
  17. Rufmord an Selbsthilfegruppen v. Gertrud Rust mamazoneMAG 2/2015