Marine Raider Stiletto

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Marine Raider Stiletto
Marine_raider_stiletto
Angaben
Waffenart: Dolch
Bezeichnungen: Marine Raider Stiletto
Entstehungszeit: 1942
Einsatzzeit: 1942–1945
Ursprungsregion/
Urheber:
USA
Klingenlänge: 17,14 cm
Gewicht: 0,68 kg
Griffstück: Aluminium-Zink-Legierung
Besonderheiten: seltene Sammlerwaffe
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Das Marine Raider Stiletto ist ein dem Fairbairn-Sykes-Commando-Dagger nachempfundenes schlankes, dolchförmiges Kampfmesser.[1] Da sich die Aluminium-Zink-Griffe mit der Zeit an der Luft zersetzen, da sie spröde werden, sind unbeschädigte Originale des Marine Raider Stilettos heute eine Rarität. Das United States Marine Raider Stiletto wurde während des Zweiten Weltkriegs an die Marine Raiders und das 1. Canadian Parachute Battalion ausgegeben.

Abzeichen des 1. Marine Special Operations Battallion
Abzeichen des 2. Marine Special Operations Battallion

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war das Mark 1 Trenchknife das einzige Messer, welches an die Marines ausgegeben wurde. Es wurde während des Ersten Weltkriegs für den Grabenkrieg eingeführt, aber durch seinen Griff mit Schlagring war das Messer umständlich zu handhaben und es enthielt fast 0,45 kg Messing, was die Herstellung teuer machte. Außerdem konnte das Mark I nicht in der „fencing-grip“-Position, der bevorzugten Position für den Messerstoß, gehalten werden. Das US Marine Corps begann 1942 aufgrund der Unzulänglichkeiten des Mark I mit der Herausgabe des KA-BAR, einer Kombination aus Kampf- und Gebrauchsmesser. Die Marine Raiders wünschten jedoch einen Dolch, der ausschließlich für den Messerkampf entwickelt sein sollte, aber kein verfügbares Messer erfüllte die Anforderungen.[2]

Die Geschichte des US Marine Raider Stiletto begann im Commando Training Center in Achnacarry, Schottland. Der Dolch war dem Fairbairn-Sykes Fighting Knife nachempfunden.

Marine Raiders Insignia

Das US Marine Raider Stiletto war das erste Messer in der Geschichte des United States Marine Corps, das von einem Offizier dieser Einheit entworfen wurde. Der damalige Oberstleutnant Clifford H. Shuey kopierte weitgehend das Fairbairn-Sykes-Muster, änderte jedoch die Materialspezifikationen einiger Komponenten (insbesondere des Griffs), um den Bedarf an strategischen Materialien mit hoher Priorität zu reduzieren. Diese Änderungen führten schließlich zu späteren Haltbarkeitsproblemen bei den Raider-Stiletts. Der Dolch wurde 1942 entworfen und offiziell selektiv an die Marines ausgegeben, mit Priorität an Eliteeinheiten wie die Raiders.

Das neue Messer wurde von der Camillus Cutlery Company mit 14.370 produzierten Stücken hergestellt; eine relativ kleine Zahl im Vergleich zu den 2,5 Millionen M3-Kampfmessern, die ausgegeben wurden. Zusätzlich zu den Raider-Einheiten ist bekannt, dass Scout- und Sniper-Kompanien der 1st Marine Division das Stilett erhalten haben, und einige Mitglieder des 1st Marine Parachute Battalion erwarben sie auch, entweder durch Tausch und Handel oder durch inoffizielle Lieferungen an Zeughäuser des Militärs.

Das Raider-Stilett wurde auch an das 1st Marine Raider Battalion ausgegeben. Die Marines des 1. Raider-Bataillons fanden, dass das Raider-Stilett gut für das geräuschlose Töten ausgelegt war, aber für andere Zwecke wenig brauchbar und für allgemeine Aufgaben zu schwach war. Nach ihrem ersten Kampf tauschten viele der Marines im 2nd Raider Battalion ihre Raider-Stilettos gegen Allzweck-Kurzmacheten und Jagdmesser. Ende 1943 wurde das Raider Stiletto durch das neue Marine Corps Kampf- und Gebrauchsmesser mit der Bezeichnung 1219C2 (später berühmt als KA-BAR) ersetzt.

Unterschied zum Fairbairn-Sykes-Commando-Dagger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stiletto der US Marine Raider ähnelte dem Fairbairn-Sykes Fighting Knife. Beide waren griffschwer konstruiert, um gut in der Hand zu liegen, und ein Herunterfallen des als Stilett bezeichneten Dolches zu verhindern. Beide hatten eine sich verjüngende, zweischneidige Klinge mit stilettscharfer Spitze und rautenförmigem Querschnitt, die an beiden Schneiden bis zur ovalen Parierstange geschärft war. Sie hatten beide einen schlanken, symmetrischen Griff in Form und wogen mit 0,68 Kilogramm gleich viel. Der Hauptunterschied war, dass der US Marine – Raider Stilett Griff eine einteilige Konstruktion ist, bei dem Druckguss direkt auf den Klingenerl (tang) aufgetragen wurde.[3]

Der Stilettgriff wurde aus einer Zink-Aluminium-Legierung druckgegossen, die die wünschenswerten Eigenschaften eines scharfen Gusses, eine geringe Schrumpfung, geringe Kosten und vor allem einen minimalen Einsatz von Metallen mit strategischer Priorität aufwies. Es wurde jedoch im Laufe der Zeit entdeckt, dass die Zinkionen in dieser Legierung eine Tendenz zum Auslaugen hatten, so dass das Gießen extrem spröde wurde. Infolgedessen weisen mehr als die Hälfte der wenigen, heute noch existierenden, Raider-Stilettos sehr feine Griffrisse auf oder es fehlen ganze Teile des Griffs, wobei Teile einfach abgeplatzt sind; viele weitere haben Ersatzgriffe. Dieser Zerfall kann bis zu einem gewissen Grad verzögert werden, indem der Griff mit Vaseline beschichtet wird.[3]

Die Dolchklinge war ungefähr 0,64 cm länger als die des Fairbairn-Sykes Fighting Knife und erheblich dünner. Es wird angenommen, dass das dünnere Design eher ein Herstellungskompromiss war als ein Versuch, die Effektivität der Klinge zu erhöhen.[3]

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Marine Raider Stiletto-Klinge wurde aus Stahlblech gestanzt. Hätte man ein dickeres Blech verwendet, wäre die Herstellungskosten teurer geworden. Außerdem hätte es mehr Stahl benötigt, ein Rohstoff, der während des Krieges andernorts viel gebraucht wurde, und deswegen möglichst sparsam eingesetzt und eingeteilt wurde. Ein Flachmesserrohling wurde bis hin zum Diamantquerschnitt der Klinge bearbeitet. Im Vergleich dazu war der Fairbairn-Sykes-Comando-Dagger teurer in der Herstellung, dafür aber robuster. Dieser wurde in Form gesenkgeschmiedet, ein Verfahren, das den Stahl verstärkt, und dann wurde die Klinge von Hand bis auf das endgültigen Finish geschliffen.

Nutzungsmöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stiletto der US Marine Raider wurde für den Zweck entwickelt, Feinde zu töten. Der Dolch ist fein gestaltet, fast zart, eine reine Zweckwaffe, die nicht eine Vielzahl von anderen Aufgaben übernehmen kann, wie handelsübliche Feldmesser, Macheten oder Mehrzweckmesser. Aufgrund der dünnen Spitze, die noch dünner ist als die Spitze des Fairbairn-Sykes Fighting Knife, konnte das Stilett nicht zum Öffnen von Rationendosen oder als Brecheisen zum Öffnen von Kisten benutzt werden, und die Klinge war leicht zu beschädigen, besonders an der Spitze.

Das 1st Canadian Parachute Battalion erhielt eine Variante des US Marine Raider Stilettos. Das Stilett wurde von Camillus in den Vereinigten Staaten hergestellt und war identisch mit den Raiders, außer dass es ein parkerisiertes Finish hatte. Außerdem war der Griff ohne USMC-Schriftzug und der Herstellername wurde nicht auf die Klinge geätzt. Als Teil des ursprünglichen Produktionslaufs wurden ungefähr 500 parkerisierte Einheiten hergestellt und an die Canadian Airborne ausgegeben.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Messer ist auf den Abzeichen der Marine Special Operation Battallione zu sehen.

Sammlerwert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das US Marine Raider Stiletto ist aus mehreren Gründen ein Sammlermesser. Es war eines der ersten von der Marine entworfenen und herausgegebenen Messer. Es wurde an eine Sondereinheit ausgegeben. Wegen der Zersetzung der Zinklegierung des Griffes ist das Stilett eines des seltensten Messer in der Welt der Militaria-Sammelstücke, und bestehende Exemplare können teuer werden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. E. Hartink, Michael Störmer: Messer-Enzyklopädie. Dörfler, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-078-7.
  • Pat Farey, Bernd Rolff: Messer eine illustrierte Enzyklopädie über Messer für die Jagd, den Kampf und das Überleben. Motorbuch, Stuttgart 2004, ISBN 3-7276-7147-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dietmar Pohl: Taktische Einsatzmesser. 2. durchgesehene Auflage, Motorbuch Verlag, 2003, ISBN 3-613-02149-8, S. 18
  2. Walker, Greg (1993). Battle Blades: A Professional's Guide to Combat/Fighting Knives. Boulder, Colo.: Paladin Press. Seite 77, ISBN 0-87364-732-7.
  3. a b c Hughes, Gordon; Barry Jenkins; Robert A. Buerlein (2006). Knives of War An International Guide to Military Knives From World War I to the Present. Boulder, CO: Paladin Press. p. 119. ISBN 978-1-58160-516-7.