Marktkirche Kettwig

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Marktkirche in Kettwig
Marktkirche, Turmansicht

Die Evangelische Marktkirche ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Kettwig, einem Stadtteil von Essen.

Geschichte und Architektur

Der Ort, an dem die heutige Kirche steht, entspricht in etwa auch dem Ort, an dem die erste Siedlung Kettwigs gestanden ist. Die geschützte Stelle ist erhöht und liegt nah an der Ruhr, die hier eine Furt hatte, so dass auch eine Verbindung zum anderen Ufer bestand. Die Pfarrei Katwie ist wohl eine Urpfarrei aus der Zeit nach 713, der Missionstätigkeit des Suitbert. Die Pfarrei wurde 1199, die Kirche 1250 urkundlich erwähnt.

Die Kirche unterstand ursprünglich dem Patrozinium des Hl. Petrus. Das Bild des Apostels Petrus im Siegel der Ev. Kirchengemeinde – der älteste erhaltene Abdruck ist von 1662 – und der Turmhahn erinnern noch heute an die vorreformatorische Kirche St. Peter. Diese Vorgängerkirche wurde im Zuge der Gegenreformation 1589, 1598 und 1648 niedergebrannt. 1719 war der Verfall des Gebäudes so weit fortgeschritten, dass ein Neubau notwendig wurde. Sie wurde 1609 reformiert und 1840 uniert. Der schlichte tonnengewölbte Bruchsteinsaal wurde 1720 mit einer kleinen polygonalen Apsis errichtet. Der Innenraum ist 22,00 m × 14,00 m × 11,40 m groß, der äußere Baukörper misst 24,60 m × 16,40 m × 18,70 m und die Mauerstärke beträgt 1,30/1,20 m. Die Kirche war eine typische reformierte Predigtkirche mit großen Rundbogenfenstern. Der vorgesetzte Westturm unter einer steilen Schieferpyramide wurde wohl im 14. Jahrhundert gebaut. Am 2. April 1945 schlug eine Granate in die Westseite des Kirchendaches ein. Die Zerstörungen konnten wegen der Zeitumstände nicht sogleich behoben werden. Durch Witterungseinflüsse wurden die Schäden noch größer. Mit der Reparatur wurde Ende 1945 begonnen. Dabei wurde im ursprünglich weiß gefassten Innenraum der Putz abgeschlagen und das Mauerwerk sichtbar gemacht. Die ursprüngliche Holztonnendecke wurde abgebrochen und durch die jetzige mit Rauputz versehene Spalierlattendecke ersetzt. Der Verputz der Innenwände musste abgeschlagen werden und das Mauerwerk aus Ruhrsandstein wurde sichtbar gemacht. Der Fußboden wurde mit Mainsandsteinplatten ausgelegt. Das Schieferdach wurde in den 1980er Jahren erneuert, so wurden die letzten Auswirkungen der Kriegsschäden beseitigt. Die letzte umfangreiche Renovierung wurde 2006 abgeschlossen, es wurde der drohende Verfall des Ruhrsandsteinmauerwerkes gestoppt.

Der Name Kirche am Markt hat sich durchgesetzt, weil er eine genaue geografische Einordnung in Kettwig ermöglicht und zugleich eine Verwechselung mit der Marktkirche in Essen-Stadtmitte ausschließt.

Reformationszeit

Kettwig gehörte zur Zeit der Reformation zum Gebiet des Abtes von Werden, aber auch der Grafen von Jülich, Kleve, Mark und Berg. Einige Fürsten wandten sich dem evangelischen Glauben zu und so wechselte die Neigung zum entsprechenden Glauben von Herrscher zu Herrscher. Der im 16. Jahrhundert amtierende Pfarrer Hermann Kremer erhielt die Pfarrstelle wegen seines reformierten Gedankengutes. Kremer war von 1552 bis 1601 Pfarrer in Kettwig, er war auch am Essener Reformationsbekenntnis von 1592 beteiligt, deshalb wurde der Pastor Grimhold von der Obrigkeit in die Gemeinde berufen. Er sollte das reformatorische Gedankengut stoppen und die Gemeinde wieder zum rechten Glauben bringen. Allerdings freundete er sich mit der neuen Lehre an und trat am Fronleichnamstag 1609 mit der Gemeinde zum reformierten Glauben über. Die schlichte Innengestaltung der Kirche und der Geusenengel sind Zeugnisse der reformierten Tradition.

Turm

Innenraum mit Kanzel aus dem 18. Jahrhundert
Orgel mit Ursprung im Jahr 1749

Der Turm ist ältester Teil der Kirche und gleichzeitig auch das älteste Bauwerk in Kettwig. Der untere Teil stammt vom Anfang des 13. Jahrhunderts und der obere vom Ende des 13. Jahrhunderts. Er hat eine Höhe von 40 Metern, die Wandstärke beträgt 1,40 Meter. Die Stellen, an denen das Kirchenschiff der Vorgängerkirche angebaut war, sind auch heute sichtbar.

Unterer Turmraum

Über frühere Funktion oder Nutzung des Raumes gibt es keine Überlieferung. Er sollte nach Bauplänen von 1961 zu einem großzügigen Eingangsbereich umgebaut werden, was aber aus Kostengründen nicht realisiert werden konnte. So diente der Raum weiterhin als Abstellraum. Anfang 2000 wurde ein Raum der Stille eingerichtet.

Turmuhr

Eine Turmuhr wurde 1643 erwähnt, das Uhrwerk wurde 1749 von dem Kettwiger Uhrmacher Henricus Schmalt erneuert. Das hölzerne Zifferblatt der Innenuhr über der Orgel zeigte früher dem Prediger die Zeit. Es war mit dem preußischen Adler geschmückt und trug die Bezeichnung 1749. Heute steht die Innenuhr im Foyer des Essener Rathauses. Die derzeitige Turmuhr wurde 1903 eingebaut, sie wird seit 1937 elektrisch und später über Funk betrieben. Die vier Außenzifferblätter wurden 2006 umfangreich restauriert.

Ausstattung

Von der bis 1731 vollendeten Ausstattung sind noch die auf einem Palmbaum freistehende Kanzel und die an drei Seiten umlaufende Empore erhalten.

Der sechseckige Kanzelkorb und die Kanzelhaube wurden vermutlich erst nach 1720 eingebaut. Kanzel und Kanzelhaube sind mit Akanthusblattwerk, Weinreben, Weinlaub und Sonnenblumen geschmückt. Die Kanzelhaube ist mit einem Pelikan bekrönt.

Orgel

Die Orgel füllt die Empore fast vollständig aus. Das Instrument wurde 1749 von Peter Weidtmann aus Ratingen gebaut und wurde im Laufe der Zeit mehrfach restauriert. Die seitlichen Pedalpfeifen wurden 1963 erweitert. Bei der Renovierung 2004 wurden alle Pfeifen abgebaut und gereinigt. Die Füße wurden erneuert. Das Rokokogehäuse ist im Originalzustand erhalten. Die Orgel mit drei Manualen und 34 Registern hat 2735 Pfeifen.

Literatur

  • Ursula Quednau (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Nordrhein-Westfalen, Band II: Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2.

Weblinks

Commons: Marktkirche Kettwig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 21′ 46,3″ N, 6° 56′ 14,2″ O