Meister der Lombardischen Früchteschale

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Als Meister der Lombardischen Früchteschale (italienisch Maestro della fruttiera lombarda) wird ein barocker Maler von Stillleben bezeichnet, der Anfang des 17. Jahrhunderts in Italien tätig war. Dem namentlich nicht bekannten Künstler werden zahlreiche Stillleben mit Blumen und Früchten zugeschrieben.

Malstil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Meister der Lombardischen Früchteschale ist ein Vertreter eines als „natura morta“ bezeichneten Malstils.[1] Dieser wies gerne mit barocker Symbolsprache auf die Vergänglichkeit des Seins, das memento mori, hin.

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Meister der Lombardischen Früchteschale erhielt seinen Notnamen nach einer Gruppe von Bildern, alles ähnlich prunkvolle Stillleben mit Blumen und Früchten in vasenförmigen Schalen, die in der Regel auf einem Marmor- oder Steinsockel stehen.[2] Es wurde vermutet, dass die Stillleben in der Lombardei entstanden, da bereits zuvor Experten die Herkunft von zwei der Bilder einem Anonymen Meister aus der Lombardei zugeordnet hatten.[3] Diesem Meister der Lombardischen Früchteschale wurden dann noch weitere Bilder zugeordnet, meist im Rahmen von Auktionen von ähnlichen Bildern aus Privatsammlungen.

Italienischer oder spanischer Maler?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jedoch war und ist der Versuch umstritten, durch den Notnamen eines Meisters der Lombardischen Früchteschale eine italienische Herkunft all der ihm einmal zugeordneten Bilder zu schaffen. Weiter wird auch angezweifelt, ob sie alle aus nur einer Hand stammen. Es könnte sich bei einigen der dem Meister zugeordneten Bilder auch um Werke eines spanischen Malers handeln. So war eines der ursprünglich dem Meister zugeordneten Bilder bereits zuvor schon dem Spanier Fray Juan Sánchez Cotán zugeschrieben.[4] Andere Bilder könnten Werke von Tomás Hiepes sein.

Individuum oder Werkstatt?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Des Weiteren kann die gesamte Gruppe der zahlreichen Stillleben, die dem Meister der Lombardischen Früchteschale und seinem Umfeld zugeschrieben sind, nicht als Arbeiten eines einzelnen führenden Einzelkünstlers verstanden werden, sondern als Resultat eines Werkstattbetriebs verschiedener individueller Maler in Italien. Eventuell stammen die Arbeiten vielleicht sogar aus mehreren unterschiedlichen dortigen Werkstätten.

Werkkatalog[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mehr als 40 Ölgemälde werden in der Zwischenzeit im Umfeld eines Meisters der Lombardischen Früchteschale gefunden. Alle zeigen gemeinsame typische Motive und Kompositionen und ihre Zuordnung und Unterscheidung bleibt ein noch offenes Thema für Experten.

Nach Aufkommen des Notnamens 1984 wurden immer wieder Werke unter dem Namen des Meisters der Lombardischen Früchteschale auf dem Kunstmarkt verkauft. Darunter waren beispielsweise folgende Werke, deren Auktionen zu oft sehr hohen Zuschlagspreisen die anhaltende Beliebtheit von Werk und Notname in Kunstkreisen anzeigen:

  • Artischocken mit Lilien und Rosen in einer Glasvase. Auktion 4769 Spanish Pictures & Drawings, Christies’s May 1992, London Los 324
  • Gebäck und Kuchen in Weidenkorb mit Kirschen an einem Ast und Goldpokal und Mexikanischer Vase auf Steinpodest. Christie’s London: April 2001 Los 103
  • Früchteschale mit zwei Artischocken. Privatbesitz, Auktion 1620 Important Old Master Paintings, Christie’s April 2006, New York, Los 58

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • S. Dathe: Natura morte italiana: Italienische Stilleben aus vier Jahrhunderten, Sammlung Silvano Lodi. (Ausstellungskatalog Schloss Achberg, Ravensburg). Ravensburg, 2003.
  • M. Gregori: Le botteghe romane e l’accademia di Giovanni Battista Crescenzi. In: La natura morta italiana, da Caravaggio al settecento. Ausstellungskatalog Florenz, Palazzo Strozzi. Mailand 2003, ISBN 88-370-2022-8.
  • Claus Grimm: Stilleben: die italienischen, spanischen und französischen Meister. Belser, Stuttgart 1995, ISBN 3-7630-2303-8.
  • Italian still life painting, from The Silvano Lodi collection. (Ausstellungskatalog). Tokyo 2001.
  • Jacopo Lorenzelli, Eckard Lingenauber: The lure of still life. Galerie Lingenauber, Düsseldorf 1995, OCLC 34611596.
  • M. Natale et al.: La natura morta in Lombardia. In: Federico Zeri (Hrsg.): La natura morta in Italia. Electa, Mailand 1989.
  • Luigi Salerno: Natura morta – Italian still life painting from three centuries, The Silvano Lodi collection (Ausstellungskatalog) Florenz 1984, ISBN 88-7038-093-9.
  • Luigi Salerno: Italienische Stillebenmalerei aus drei Jahrhunderten : Sammlung Silvano Lodi. (Ausstellungskatalog Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek München). Florenz 1984, ISBN 88-7038-093-9.
  • Ramón Torres Martín: La naturaleza muerta en la pintura española. Barcelona 1971, OCLC 629897870.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. A. Cottino: Le Origini e lo sviluppo della natura morta barocca a Roma, Natura morta italiana tra Cinquecento e Settecento. In: M. Gregori et al.: Stille Welt Electa 2002, S. 351–352.
  2. Luigi Salerno: La natura morta italiana, Italienische Stilllebenmalerei aus drei Jahrhunderten. Sammlung Silvano Lodi. (dreisprachig) Rom 1984, S. 18–21.
  3. So z. B. John Spike in: Italian Still Life Paintings from three Centuries. Catalog National Academy of Design, New York; Philbrook Art Center, Tulsa; Dayton Art Institute, Dayton, Ohio. Florenz 1983.
  4. Ramon Torres Martin: La Naturaleza Muerta en la pintura Espanola. Barcelona 1971, S. 49.