Menuett

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Zeichnung Menuett in der Periode der Klassik

Das Menuett (frz. menuet, engl. minuet, ital. minuetto), aus dem Französischen von „menu pas“ (kleiner Schritt), ist ein alter höfischer Gesellschaftstanz französischen Ursprungs und ein wichtiger Tanz der Barockzeit und Klassik. Er hat die musikalischen Merkmale, dass er im Tripeltakt (3er-Takt) steht, normalerweise abtaktig beginnt und meist aus einer Abfolge von 4-, 8- oder 16-taktigen Teilen besteht.

Geschichte

Das Menuett war ein beliebter Gesellschaftstanz von der zweiten Hälfte des 17. bis zum späten 18. Jahrhundert. Sein Ursprung ist weitgehend ungeklärt – Belege für Instrumentalsätze, die zur Begleitung des Tanzes gedacht waren, werden auf die 1660er Jahre datiert. Wahrscheinlich stammt es vom Branle de Poitou ab, welches eine ähnliche 3-taktige Phrasenbildung aufweist. Nachdem Jean-Baptiste Lully den Tanz 1664 zu Molières Le Mariage forcé (Die erzwungene Heirat) beigesteuert hatte, entwickelte sich das Menuett zum Lieblingstanz des französischen Hofes. Im Ballet des Nations, dem Schlussakt von Molières Bourgeois gentilhomme, werden die Franzosen von Poitevins (Bewohner von Poitou) repräsentiert, soll doch die Seele des Menuetts zum Vorschein kommen.[1] In den Opern und Balletten Lullys finden sich anschließend im Zeitraum zwischen 1664 und 1687 über 90 Menuette.

In der Instrumentalmusik findet sich das Menuett, ausgehend von Frankreich, bereits im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts zahlreich wieder – so z.B. in publizierten Menuettsammlungen sowie in Kammer oder Orchester-Suiten oder Opern. Das Tempo war zunächst beschwingt. Historische Pendelangaben des Barock geben 60 bis 77 Takte pro Minute an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verlangsamte sich das getanzte Menuett (zunächst 144 - 160 Viertel pro Minute, später bis herunter zu 100), während Menuette in der Kammer- und Orchestermusik oft das zügige Tempo des Barock behielten oder gar noch steigerten (108 Takte pro Minute in Beethovens 1. Sinfonie).

Aus dem Menuett bilden sich Ende des 18. Jahrhunderts drei Kompositionsrichtungen: erstens der langsamere, traditionell tänzerische Satz, zweitens ein Vorläufer des Walzers, der vor allem den Tripeltakt betont, und drittens ein schneller Satz, dessen Hauptaugenmerk auf der Beibehaltung der metrisch geordneten Wiederholungen basiert. Im 19. Jahrhundert haftet dem Menuett der Ruf des Veralteten an, es wird nur noch selten aufgegriffen. Vereinzelt findet es später noch Verwendung in jüngeren Epochen, bleibt aber eher eine Randerscheinung.

Form

Das Menuett ist im Prinzip eine dreiteilige Liedform, also A-B-A, bzw. Menuetto – Trio – Menuetto (Da capo al fine). Meistens sind Menuetto und Trio auch in sich noch zwei- oder dreiteilig, wobei die Unterabschnitte – außer beim Da capo – wiederholt werden. Diese Unterabschnitte sind in der Regel als 8-taktige Perioden ausgeführt. Für das klassische Menuett ergibt sich also folgende Gesamtform (große zusammengesetzte dreiteilige Liedform):

Menuett ||: a :||: b a' :|| -
Trio ||: c :||: d c' :|| -
Menuett da Capo al fine || a || b a' ||

Die Bezeichnung Trio kommt daher, dass in älteren Menuetten der Barockzeit im Mittelteil meistens ein solistisches Trio konzertiert, zum Beispiel zwei Oboen und ein Fagott oder zwei Violinen und ein Violoncello. Aus dieser Tradition heraus ergibt sich der oft solistische, kammermusikalische Charakter, den auch Haydn und Mozart in ihren Menuetten pflegen. Neben der Instrumentierung kontrastiert das Trio meist auch in Tonart und Dynamik mit dem Menuett.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Philippe Beaussant: Lully ou le Musicien du soleil, Gallimard, [Paris] 1992, S. 395.

Weblinks

Commons: Minuet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Beispiel: Das Menuett der Academia Cantus Harmoniae auf YouTube