Seborrhoisches Säuglingsekzem
Klassifikation nach ICD-10 | |
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L20.8 | Sonstiges atopisches (endogenes) Ekzem - Endogener Milchschorf |
L21.0 | Seborrhoea capitis - Seborrhoischer Milchschorf |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Milchschorf ist die umgangssprachliche Bezeichnung für den krustigen Hautausschlag im Gesicht und am behaarten Kopf im Rahmen der Erstmanifestation eines atopischen Ekzems (Neurodermitis) im Säuglingsalter. Der Begriff Milchschorf geht auf die Ähnlichkeit der Hautveränderungen mit „im Topf angebrannt-verkrusteter Milch“ zurück und bedeutet nicht, dass die Unverträglichkeit von Milch die Ursache ist.[1]
Symptome und Verlauf
Das atopische Ekzem des Säuglingalters erscheint selten vor dem dritten Lebensmonat[2][3] und ist meist symmetrisch am Scheitel und an den Wangen lokalisiert. Die akute Entzündung führt zu unscharf begrenzten, intensiv juckenden Rötungen der Haut mit Bläschenbildung und im weiteren Verlauf zu gelben Krustenauflagerungen.[2] Diese exsudativen Hautveränderungen können sich auch auf Rumpf und Extremitäten ausdehnen und einige Monate bis etwa zwei Jahre lang bestehen bleiben und dann abheilen[3] oder aber in die chronisch-entzündliche Form des atopischen Ekzems überleiten.[2]
Differenzialdiagnose
Milchschorf hat äußerliche Ähnlichkeit mit dem sogenannten Kopfgneis, wird mit diesem häufig verwechselt und nicht nur von Laien oftmals gleichgesetzt (siehe Tabelle: Klassifikation nach ICD-10). Beide Hautveränderungen sind zwar typische Säuglingsekzeme (Eccema infantum), ihnen liegen aber grundsätzlich verschiedene Erkrankungen zugrunde: Milchschorf ist die Erstmanifestation eines atopischen Ekzems des Säuglingalters, Kopfgneis hingegen ist Ausdruck eines seborrhoischen Ekzems vom Typ I (Infantiles seborrhoisches Ekzem) als Folge einer übermäßigen Talgproduktion. Die unterscheidenden Kriterien sind in der folgenden Tabelle gegenübergestellt:
Kriterium | Milchschorf | Kopfgneis |
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Beginn: | erscheint meist erst nach dem 3. Lebensmonat (Atop.Ekzem) | erscheint etwa 1 Woche nach der Geburt (Seborrhoisches Ekzem) |
Dauer: | mehrere Monate bis zu 2 Jahre | heilt nach dem 3. Lebensmonat ab (kann auch bis zum Grundschulalter vorhanden sein, heilt aber meistens innerhalb des ersten Lebensjahres ab.) |
Prognose: | kann in ein chronisches atopisches Ekzem übergehen | wird niemals chronisch |
Ursache: | multifaktoriell | Seborrhoe durch noch vorhandene mütterliche Androgene |
Juckreiz: | sehr intensiver Juckreiz | kaum Juckreiz |
Krusten: | harte Schuppen | weiche, fetthaltige Schuppen |
Allgemeinbefinden: | stark beeinträchtigt | kaum beeinträchtigt |
Therapie: | juckreizstillende Maßnahmen, siehe Atopisches Ekzem | Krusten können durch Öle und Bäder abgelöst werden |
Historische Quellen
- Caroli Strack. De crusta lactea infantum ejuisdem specifico remedio. Frankfurt / Main 1779. Digitalisat
- Carl Strack. Von dem Milchschorf der Kinder und einem specifischen Mittel darwider. Weimar 1788. Digitalisat
Einzelnachweise
- ↑ Gernot Rassner: Dermatologie - Lehrbuch und Atlas. 8. Auflage. Urban & Fischer, München/Jena 2007; S. 146, ISBN 3-437-42762-8
- ↑ a b c Helmut H. Wolff: „Hautkrankheiten.“ In: Klaus Betke, Wilhelm Künzer, Jürgen Schaub (Hrsg.): Lehrbuch der Kinderheilkunde – Keller/Wiskott. 6. Auflage. Thieme, Stuttgart/New York 1991; S. 946f, ISBN 3-13-358906-7
- ↑ a b Peter Fritsch: Dermatologie, Venerologie. 2.Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg/New York (u.a.) 2004; S. 292f, ISBN 3-540-00332-0