Mozia
Mozia (it. Mozia oder Mothia, siz. Mozzia) ist eine antike phönizische Stadt auf der Insel San Pantaleo am westlichen Rand Siziliens in der Lagune acht Kilometer nördlich von Marsala. Die Siedlung auf der kleinen Insel ist interessant, weil sich dort nach der Zerstörung durch Dionysios I. von Syrakus nie mehr eine umfangreichere Besiedlung befand und Mozia daher die seltene Möglichkeit bietet, eine unüberbaute Stadt der Phönizier zu untersuchen.
Geschichte
Die etwa 45 ha große Insel war eine bedeutende phönizisch-punische Niederlassung, den Griechen unter dem Namen Motya (altgriechisch: Μοτύα) bzw. Motye (attisch-gr.: Μοτύη) bekannt. Es gibt unterschiedliche Deutungen des Stadtnamens (Mtw oder Hmtw geschrieben): Eine Übersetzung ist „Wollspinnerei“, eine andere aktuelle Hypothese verbindet den Namen mit dem akkadischen Wort metu, das stehendes Wasser bedeutet. Thukydides berichtet, dass Motya eine der drei Städte war, in die sich die Phönizier nach der immer weiter nach Westen ausgreifenden griechischen Kolonisierung Siziliens zurückzogen.[1] Archäologischen Funden zufolge wurde die Siedlung gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. gegründet. Motya war zu diesem Zeitpunkt wohl nur eine Handelsniederlassung. Schwerpunkt der Besiedlung war im Norden der Insel. In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts dehnte sich die Siedlung nach Süden aus und entwickelte sich im 6. Jahrhundert so weit, dass man Motya als Stadt bezeichnen kann. Eine befestigte Straße, die von Diodor beschrieben wurde und noch heute existiert, wurde mit großrädrigen Wagen befahren und führte über den Lagunengrund von der Nordseite der Insel auf die Hauptinsel Sizilien nach Birgi Vecchioe.[2] Diodor überliefert ferner, dass die Stadt 397 v. Chr. durch Dionysios I. von Syrakus erobert wurde. Zwar konnte Motya danach von den Karthagern zurückerobert werden, doch die Bürger siedelten im neu gegründeten und schnell aufblühenden Lilybaion.[3] Auf der Insel blieben lediglich einige Gutsherren zurück, die dort bis zum Ende des ersten Punischen Krieges Landwirtschaft betrieben. Die Siedlung besaß aber wohl keine Bedeutung mehr, weshalb sie nicht mehr von antiken Autoren erwähnt wurde.
Heutiger Zustand
Durch tektonische Veränderungen ist die damals vorhandene Brücke zur Hauptinsel versunken, die früher vorhandene Straße ist aber noch deutlich im flachen Wasser der Lagune sichtbar. Von der ehemals mächtigen Stadt sind heute noch einige Befestigungsanlagen sowie der Kothon (Binnenhafen), das Heiligtum „Cappiddazzu“, das Tophet und Grundmauern einiger Häuser vorhanden. Ein kleines Museum beherbergt bei den Ausgrabungen gefundene Keramiken, Kleinplastiken, Münzen und ähnliches.
Siehe auch
Bilder
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Rekonstruierte Nordseite von Mozia
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Porta Nord
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Nekropolis von Mozia
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Capiddazzu-Schrein
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Haus der Mosaike
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Kothon von Mozia (Eingang)
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Kothon von Mozia
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Museum Mozia
Literatur
Deutsche Literatur über Motya ist rar. Nach wie vor empfehlenswert ist der Grabungsbericht von:
- Joseph I. S. Whitaker: Motya. A Phoenician Colony in Sicily. G. Bell, London 1921.
- Rossella Giglio: Mozia. Lilybaeum. Ein archäologischer Spaziergang. Anselmo, Trapani 2003, ISBN 88-88216-03-0.
- Simona Modeo: Le iconografie femminili delle stele di Mozia. Caltanissetta, 2013. ISBN 978-88-8241-425-2.
Weblinks
- Vorlage:Livius
- lasapienzamozia.it – Offizielle Seite der Archäologischen Mission der Universität La Sapienza (italienisch)
Einzelnachweise
- ↑ Thukydides, Der Peloponnesische Krieg 6,2,6.
- ↑ Diodor, Bibliotheca historica 14, 48.
- ↑ Diodor, Bibliotheca historica 14, 47-54.
Koordinaten: 37° 52′ N, 12° 28′ O