Mushin

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Eine Illustration des Wortes Mushin in Kanji: Schwert und Zen sind dasselbe.

Mushin (無心; chinesisch: wúxīn) bezeichnet einen Geisteszustand, in den sich sehr erfahrene Kampfkünstler während eines Kampfes begeben können. Der Begriff stellt eine Abkürzung von mushin no shin, einem Zen-Begriff, der sich mit "Bewusstsein ohne Bewusstsein" übersetzen lässt, dar. Gemeint ist hiermit ein für alles offener Geist, der sowohl von Gedanken als auch von Gefühlen befreit ist.

Der Zustand des Mushin wird erreicht, wenn eine Person während eines Kampfes weder Wut, Angst noch ein Ich-Bewusstsein empfindet. Ablenkende Gedanken werden ausgeblendet, so dass der Kämpfer ohne Zögern agieren und auf Aktionen des Gegners reagieren kann. Er vertraut in diesem Zustand eher auf die Intuition, als darauf, was gedanklich der nächste Zug des Gegners sein könnte. Der Geist arbeitet in diesem Zustand sehr schnell, jedoch ohne bestimmte Absichten oder Ziele. Erst nach einigen Jahren Training könnte ein Kampfkünstler fähig sein, den Zustand des Mushin zu erreichen. Dies erfordert, dass Bewegungskombinationen und Techniken mehrere tausend Mal wiederholt werden, so dass sie spontan und ohne bewusste Gedanken ausgeführt werden können.

Takuan Sōhō beschreibt diesen Zustand so[1]:

Der Geist muß immer im Fluß sein, denn wenn er stoppt, wird dieser Fluß unterbrochen, und diese Unterbrechung ist schlecht für das Wohlergehen des Geistes. Für einen Schwertkämpfer bedeutet dies den Tod. Wenn ein Schwertkämpfer seinem Gegner gegenübersteht, darf er nicht an den Gegner denken, nicht an sich selbst, und nicht an die Bewegungen des gegnerischen Schwertes. Er steht nur da mit seinem Schwert, welches - ungeachtet aller Techniken - nur bereit ist, den Anweisungen des Unterbewussten zu folgen. Er ist nicht länger der Träger des Schwertes. Wenn er zuschlägt, so ist es nicht er, sondern das Schwert in der Hand des Unterbewusstseins des Mannes, das zuschlägt.

Mushin kann nicht nur während des Kampfes erreicht werden. Viele Kampfkünstler, speziell jene der japanischen Kampfkünste wie Aikido oder Iaijutsu, trainieren, um diesen Geisteszustand während der Ausführung von Katas zu erlangen, so dass eine fehlerlose Ausführung der Bewegungen möglich wird. Wurde dieses Ziel erreicht, so kann versucht werden, die gleiche Bewusstseinsstufe auch in anderen Aspekten des Lebens zu erlangen.

Mushin ist sehr stark verwandt mit anderen Geisteszuständen wie Heijoshin[2], bei welchem durch geistige Disziplin eine komplette Ausgeglichenheit und Harmonie verwirklicht wird. Musashi Miyamoto, ein berühmter Samurai, wird hinsichtlich dieser Geisteszustände des Öfteren in der japanischen Folklore zitiert. Mushin und Heijoshin sind eng verwandt mit den Lehren des Buddhismus, speziell den Lehren des Zen.

Referenzen

  1. Soho, Takuan. The Unfettered Mind. Trans. William Scott Wilson. Tokyo: Kodansha International Ltd., 1986.
  2. Kiyota, Minoru. Kendo, Its Philosophy History and Means to Personal Growth. Kegan Paul International, 1995, S.13.