Mörser (Werkzeug)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. September 2016 um 14:41 Uhr durch Hadibe (Diskussion | Beiträge) (WP:WPSK ID2; formatiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zerreiben von Pflanzenmaterial mittels mörserähnlichem Werkzeug
Hölzerne Mörser in Burkina Faso

Mörser, aus dem lateinischen Wort Mortarium, ist eine Reibschüssel aus Porzellan, Achat, Korund, Marmor, Granit, Serpentinit, Glas, Melamin, Bronze, Eisen, Holz oder ähnlichen Materialien. Er dient seit vorgeschichtlicher Zeit in Verbindung mit einem Stößel bzw. Pistill zum Zerkleinern von Pflanzenteilen zu pulverigen Substanzen (Farben, Pigment). Die ältesten Mörser stammen aus dem Wadi Kubbaniya in Ägypten.

Bei Mörsern kann man weiter zwischen Mörsern, Fantaschalen und Patenen sowie Reibschalen unterscheiden. Mörser haben eine dicke Gefäßwand mit glatter Innenseite. Fantaschalen oder Patenen haben ebenfalls eine glatte Innenseite, aber dünnere Wände. Reibschalen zeichnen sich durch eine raue Oberfläche in der Schale und am Pistill aus. Diese sprachliche Unterscheidung wird auch in einschlägigen Fachbüchern nicht immer gemacht, da die englische Übersetzung für alle drei Geräte „mortar“ lautet.

Mörser

In der Pharmazie werden Mörser und Stößel genutzt, um zum Beispiel Arzneidrogen mit ätherischen Ölen anzustoßen. Dabei werden die pflanzlichen Speicherorgane für das ätherische Öl zerstört und dieses freigesetzt. Mörser eignen sich durch ihre Form auch für stärkere mechanische Belastung. Die glatte Oberfläche erlaubt eine gründlichere Reinigung als bei Reibschalen.

Bronze-Mörser wurden früher von den Glockengießern hergestellt, da sie aus dem gleichen Material wie Glocken bestehen. Sie konnten also nicht nur die gleiche Gussmasse (eine Legierung aus Kupfer und Zinn), sondern manchmal sogar die gleichen Formen oder Ornamente verwenden. So kommt es, dass viele alte Mörser am Rand religiöse Motive zeigen.

In Asien verwendet man Mörser auch, um Gemüse zu zerstampfen. Das thailändische Gericht Som Tam wird in einem Mörser aus Ton zubereitet.

Moderne Reibschalen

Reibschalen sind meist aus Porzellan und besitzen an der Innenfläche eine raue Oberfläche. Der hier verwendete Pistill ist ebenfalls an der Arbeitsfläche angeraut. Eine Reibschale dient zum Zerkleinern (Zerreiben) pulverförmiger fester Substanzen, die eine ausreichende Sprödigkeit aufweisen. Die Zerkleinerung wird durch kreisende mit leichtem Druck ausgeführte Bewegungen des Pistills erreicht. Wesentliches Zerkleinerungsprinzip ist dabei die Reibung zwischen den beiden angerauhten Flächen. Bei sorgfältiger Arbeitsweise und geeigneten Pulvern lassen sich Teilchengrößen bis 50 µm erreichen. Durch die raue Oberfläche sind Reibschalen nicht für fettige oder ölige Zubereitungen geeignet, die die Poren verstopfen oder die nächste Zubereitung verunreinigen könnten.

Reibschale und Pistill müssen für einen effektiven Gebrauch so abgestimmt sein, dass der Wölbungsradius der Innenfläche der Reibschale immer größer ist als der Wölbungsradius der Arbeitsfläche des Pistills. Nur so lässt sich das Entstehen von „Toträumen“ während der Arbeit vermeiden.

Fantaschalen

Fantaschalen (nach dem Erfinder Max Fanta) oder Patenen werden in der Apotheke zur Herstellung von Salben, Cremes, Gelen oder anderen halbfesten Zubereitungen verwendet. Sie haben dünnere Wände als Mörser und bestehen meist aus Melaminharz, Edelstahl oder Glas. Die Flächen der Schale und des Pistills sind wie beim Mörser glatt, was für das präzise Arbeiten mit Arzneimitteln erforderlich ist.

Mörsermühlen

Mörsermühle

Im Labor werden statt Reibschalen oft sogenannte Mörsermühlen verwendet. Die Bezeichnung Mörser ist nach dem obig Dargelegten nicht korrekt, hat sich aber doch weit verbreitet. Eigentlich müsste die Bezeichnung Reibmühle lauten. Bei Mörsermühlen wird die angeraute Schale in Rotation versetzt, das Pistill dreht sich durch diese Bewegung asymmetrisch mit und das Material wird verrieben und durchmischt. Mörsermühlen gibt es in verschiedenen Ausführungen, je nach Volumen und Material des Mörsers.

Die erste mechanische Mörsermühle wurde 1923 von F. Kurt Retsch (Retsch GmbH) erfunden und patentiert. Daher ist auch heute noch der Begriff Retschmühle gängig.

Eine Scheiben-Schwingmühle wird im Rahmen der Qualitätskontrolle von Feststoffen eingesetzt.

Siehe auch

  • Tendé ist ein Holzmörser der Tuareg im Nordwesten Afrikas, der mit einer Ziegenhaut bespannt als Trommel gespielt wird.
  • Mortariumantike Reibschale aus Ton.

Literatur

  • B. Dubbe: Die Mörsersammlung Ernst Genz. 1000 Mörser aus 10 Jahrhunderten. Berg am Starnberger See 1994, 382 S.
  • Wolfgang Hömberg: Der norddeutsche Bronzemörser im Zeitalter von Gotik und Renaissance. (mit einem Geleitwort von Rudolf Schmitz) Stuttgart 1983 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie, 23).
  • Dirk Arnold Koning: Bronzemörser. Frankfurt am Main 1975 (= Monographien zur pharmazeutischen Kulturgeschichte, 4).
  • Edmund Launert: Der Mörser. Geschichte und Erscheinungsbild eines Apothekengerätes. Materialien, Formen, Typen. Callwey, Muenchen 1990, 216 S., ISBN 3-7667-0985-2.
  • Rudolf Schmitz: Mörser, Kolben und Phiolen. Aus der Welt der Pharmazie. Stuttgart 1966; Neudruck, um ein Vorwort erweitert, Graz 1978.

Weblinks

Commons: Mörser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Mörser – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen