Oberschänke

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Die Oberschänke ist ein über 500 Jahre altes, meist gastronomisch genutztes Anwesen am Anger Altkötzschenbroda des Radebeuler Stadtteils Kötzschenbroda. Das heute denkmalgeschützte[1] Gebäude bildet den östlichen Abschluss sowohl des Angers als auch des Kirchvorplatzes der Friedenskirche. Nebengebäude der Oberschänke bilden eine Grenzwand des Kirchhofs.

Oberschänke, vom Anger Altkötzschenbroda aus. Links der Hauptbau, rechts mehrere Nebengebäude, die die Ostseite des Kirchhofs einfassen.
Oberschänke, vom Turm der Friedenskirche aus
Oberschänke: Der Hauptbau, von der Ostseite aus
Oberschänke, Rückseite vom Innenhof aus. Hinter dem Fotografen erstreckt sich nach Osten ein noch größerer Innenhofteil eines Kfz-Betriebs, der die Ausmaße des ehemaligen Gutshofs ergänzt.

Beschreibung

Der markante zweigeschossige Putzbau mit hohem Ziegel-Walmdach und vier Fensterachsen steht mit der Giebelseite zum Anger, während die Traufseite mit acht Achsen an einem Straßendurchgang zum alten Dorfkern von Fürstenhain steht. Die an das Hauptgebäude südlich angrenzenden Nebengebäude, in denen früher die Brauerei, die Darre sowie weitere Wirtschaftsräume untergebracht waren, stehen mit der Traufseite zum Anger und schließen diesen nach Osten ab. Im Süden grenzen sie direkt an den Kirchhof, wo sie diesen nach Norden abschließen.

Geschichte

Kötzschenbroda wurde 1226 als Schozebro erstmals erwähnt, dort befand sich der Herrensitz von Zisimo de Schozebro. Dieser Rittersitz befand sich „an der Stelle der Oberschänke an der höchsten Stelle des Geländes“, wie dort „im Luftbild durch die Stellung von Scheunen deutlich erkennbar“ ist.[2] 1497 wurden in den ältesten erhaltenen Kötzschenbrodaer Dorfrügen, nach dem Schreiber auch Thanneberger Rügen genannt, zwei bereits bestehende Kretzscham (Brauschenkengüter) erwähnt, die Oberschänke am Markt bei der Friedenskirche sowie die Niederschänke (heute Goldener Anker). Die Lage der Oberschänke am alten Marktplatz direkt neben der Kirche führt zu der Schlussfolgerung, dass die Geschichte des Oberschänkenguts als des älteren der beiden Kretzschams bis in die Gründungszeit des Dorfes zurückgeht.[3] 1508 wurde Gregor Vogt als ältester namentlich bekannter Oberkretzschmar (Brauschankwirt) genannt.

Die Dorfbrände von 1598 und 1672 vernichteten Schankwirtschaft und Brauerei, 1693 war es ein selbstverschuldeter Brand, der die Ställe, die Scheune, ein Auszugshaus sowie eine Weinpresse zerstörte. Die danach wieder aufgebauten Gebäude bilden den Kern des heutigen Gasthauses.

Von 1737 bis 1847 besaß die Familie Seifert das Brauschankgut. Das barocke Familiengrab von Karl August Seifert (1799–1843) steht auf dem benachbarten Kirchhof.

1742 verklagten die Brauwirte der Oberschänke, der Niederschänke und des Gasthofs in Naundorf den Schankwirt der Winkelschänke auf dem nördlich gelegenen Weinberg Liborius, in seinem Weinausschank unerlaubt Bier aus Cossebaude und Oberwartha auszuschenken. Die Klage wurde jedoch abschlägig beschieden, da „die Kötzschenbrodaer Richter und Gerichtsschöppen das Bier der eigenen Schenken als schlecht und untrinkbar“ bezeichneten. [4]

1857 wurde das Gut in Teilen an verschiedene Besitzer verkauft. 1858 beantragte der Gemeindevorstand beim Gerichtsamt in Dresden den Umbau des Hauptgebäudes. Dabei wurde es als massives Untergeschoss mit einem Fachwerk-Obergeschoss mit Saal beschrieben.

Die Brauerei mit der Gaststätte ging 1869 an den Braumeister Julius Hermann Große, in dessen Familie der Besitz bis 1965 verblieb. Der Braubetrieb der Brauerei Kötzschenbroda Julius H. Große wurde 1915 eingestellt und ab spätestens 1920 wieder als Brauerei Paul Große aufgenommen,[5] später unter dem Namen Martha Große bis in den Zweiten Weltkrieg weitergeführt. Im Jahr 1952 wurde die Gaststätte aufgegeben.

Nach umfangreicher Sanierung wurde 1996 die Gaststätte wieder eröffnet.

Literatur

Weblinks

Commons: Oberschänke – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Radebeul 24. Mai 2012, S. 1 (Letzte von der Stadt Radebeul veröffentlichte Denkmalliste. Die seit 2012 beim Landkreis Meißen angesiedelte Untere Denkmalschutzbehörde hat noch keine Denkmalliste für Radebeul veröffentlicht.).
  2. Heinrich Magirius: Dorfkerne in der Lößnitz − ihre historische und städtebauliche Bedeutung und Probleme ihrer Erhaltung als Denkmale. In: Dresdner Geschichtsverein (Hrsg.): Kulturlandschaft Lößnitz−Radebeul. (= Dresdner Hefte Nr. 54), Verlag Dresdner Geschichtsverein, Dresden 1998, ISBN 3-910055-44-3, S. 62–68.
  3. Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 146.
  4. Knapper historischer Überblick und Chronologie der Niederschänke auf der Seite des heutigen Betreibers
  5. Brauerei Kötzschenbroda Julius H. Große

Koordinaten: 51° 6′ 15,5″ N, 13° 38′ 3″ O