Oknos

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Oknos (Vorlage:ELSalt2, der Zauderer) ist eine Figur der griechischen Mythologie.

Oknos ist der Ehemann einer zügellosen und verschwenderischen Frau. Als Greis gehört Oknos zu den Verdammten des Hades. Im Tartaros muss er auf ewig ein Seil aus Binsen flechten, dessen fertiges Ende jedoch immer wieder von einer Eselin gefressen wird.[1] Oknos soll im Leben ein fleißiger Mann gewesen sein, dessen Vermögen aber von seiner Frau schnell durchgebracht wurde, womit seine Situation im Tartaros der im Leben gleicht. Pausanias berichtet von Oknos in seiner Beschreibung der Lesche der Knidier des Polygnotos in Delphi, auf dem der Mythos wiedergegeben wird.[2]

Eine parallele Erzählung ist aus der altägyptischen demotischen Literatur bekannt. In der Zweiten Setne-Erzählung sieht Setne in der Unterwelt einen flechtenden Mann, dessen Arbeit von einem Esel gefressen wird. Von seinem Sohn Sioriris erfährt er, dass es sich um einen Mann handelt, der sich von seiner Frau bestehlen ließ.[3] Ein ägyptischer Ursprung der Sage wird bereits bei Diodor erwähnt.[4] Eine Variante des Mythos findet sich bei Apuleius, in der der Esel mit Holz beladen ist, das ständig von ihm herunterrutscht.[5]

In bildlichen Darstellungen erscheint Oknos häufig mit einer oder mehrerer der Danaiden, die dazu verurteilt sind, Wasser in ein löchriges Fass zu schöpfen.

Das Seil des Oknos flechten war eine ionische Redewendung für eine mühsame Arbeit, die nie enden will.[6] Die Redewendung wurde jedoch von der Sisyphusarbeit verdrängt, die Ähnliches bedeutet und wie die Tantalusqualen aus dem Tartaros stammt.

Literatur

Anmerkungen

  1. Kratinos, Fragment 348. In Theodor Kock (Hrsg.): Comicorum Atticorum Fragmenta; Properz 4, 3, 21 f.
  2. Pausanias 10, 29, 1 f.
  3. Friedhelm Hoffmann: Seilflechter in der Unterwelt. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 100, 1994, S. 339–346 (Digitalisat)
  4. Diodor 1, 97.
  5. Apuleius, Metamorphosen 6, 18.
  6. Otto Höfer: Oknos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,1, Leipzig 1902, Sp. 821 (Digitalisat).