Putschversuch in Japan vom 26. Februar 1936

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Juli 2016 um 00:29 Uhr durch 188.192.120.140 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Aufständische Truppen am 26. Februar 1936

Der Putschversuch vom 26. Februar 1936 (jap. 二・二六事件, ni-niroku jiken, wörtlich: „2-26-Zwischenfall“) war ein konservativer Aufstand eines Teils der japanischen Streitkräfte.

Ablauf

Am 26. Februar 1936 griffen 1500 junge Soldaten, zumeist aus den Reihen der Partei Kōdō-ha, in Tōkyō zu den Waffen und besetzten das japanische Parlament, das Heeresministerium und die Hauptquartiere der Polizei. Fast ganz Tōkyō war zeitweise unter der Kontrolle der Aufständischen. Drei Kabinettsmitglieder wurden getötet, der ehemalige Premierminister Saitō Makoto, Finanzminister Takahashi Korekiyo und General Watanabe Jōtarō (ein Führer der Tōsei-ha). Eine Gruppe von Offizieren stürmte die Kantei (Residenz des japanischen Premierministers) und versuchte, Premierminister Okada Keisuke, Admiral Suzuki Kantarō und Prinz Saionji Kimmochi zu töten, was jedoch misslang.

Die Aufständischen sahen sich selbst als Kämpfer im Namen des Tennō. Sie waren der Ansicht, dass die Regierung die japanische Eroberung Asiens nicht aggressiv genug anginge und zu sehr politischen und industriellen Interessen folge. Kaiser Hirohito befahl jedoch den Streitkräften, den Aufstand niederzuschlagen. Am 29. Februar wurde die Niederschlagung des Putschs gemeldet. Die Rädelsführer wurden zum Tode oder lebenslanger Haft verurteilt.

Folgen und Rezeption

Obwohl der Putsch schnell niedergeschlagen wurde (innerhalb von drei Tagen), waren seine politischen Folgen beträchtlich. Bis einschließlich Juli 1936 wurde das Kriegsrecht verhängt und Premier Okada musste im März zurücktreten. Sein Nachfolger wurde Hirota Kōki, der später den Antikominternpakt mit dem nationalsozialistischen Deutschland unterzeichnete. Letztlich wurden die Kriegsgegner aus der japanischen Regierung gedrängt, mit direkten Auswirkungen auf den japanisch-chinesischen Krieg, und vermutlich auch auf den Zweiten Weltkrieg.

In der japanischen Geschichtswissenschaft ist besonders die Rolle von Prinz Chichibu Yasuhito ein umstrittenes Thema. Dieser soll gute Kontakte zu den Verschwören gehabt haben. Darüber hinaus wollte sich Chichibu Yasuhito aktiv an dem Putsch beteiligen, wurde aber von der Militärführung zum einunddreißigsten Regiment auf der Nordspitze von Honshū versetzt. Dadurch wollte man den Kontakt zwischen den Verschwörern und dem Prinzen unterbinden.[1]

Am 26. Februar 1965 wurde von den Angehörigen von 17 Rädelsführern an deren Hinrichtungsort beim früheren Armeegefängnis – heute steht an diese Stelle das Finanzamt des Bezirks Shibuya – ein Kenotaph (35° 39′ 51,37″ N, 139° 41′ 49,13″ O) errichtet. Auf dem Sockel befindet sich eine Statue der Göttin der Barmherzigkeit, Kannon.

Der Putschversuch vom 26. Februar in Kunst und Film

Der Putschversuch war auch Rahmenhandlung für das Buch yūkoku[2] (Patriotismus), des bekannten japanischen Schriftstellers und Nationalisten, Mishima Yukio. Darüber hinaus produzierte Mishima auch einen Film, der auf seiner Kurzgeschichte basierte. Dieser Film bediente sich besonders der künstlerischen Darbietung, die aus dem japanischen Nō-Theater bekannt war. Die Handlung wurde etappenweise auf einer Schriftrolle dem Zuschauer präsentiert.

Literatur

  • Axel Klein: Japan im Krieg, 1931–1945. In: Josef Kreiner (Hrsg.): Kleine Geschichte Japans. Reclam, 2010. S. 381–418.
  • Peggy Seagrave, Sterling Seagrave: The Yamato Dynasty: The Secret History of Japans's Imperial Family. Transworld, London 1999.

Einzelnachweise

  1. Peggy Seagrave / Sterling Seagrave, The Yamato Dynasty: The Secret History of Japans's Imperial Family. Transworld. London 1999. S. 209
  2. Mishima, Yukio Patriotism. Japan 1966

Weblinks

Commons: February 26 Incident – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien