Revised Version

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Bibelausgabe der Revised Version

Die Revised Version, bisweilen auch English Revised Version, abgekürzt RV, ist eine Revision der englischen King-James-Bibelübersetzung. Sie kam 1881–1895 in drei Teilen heraus.[1] Die Revision geschah in mehreren Arbeitsgruppen und bestand insgesamt ungefähr aus 50 Geistlichen und Gelehrten. Die King-James-Bibel von 1611, die offiziell auch Authorized Version (AV) genannt wird, wurde dabei zum ersten mal nach 270 Jahren wieder überarbeitet. Es gab in zwei Punkten Überarbeitungsbedarf. Erstens war der griechische Text veraltet, der der alten King-James zu Grunde lag. Zweitens sollte die bisherige Form der Übersetzung beibehalten werden soweit möglich, jedoch von Fehlern, inzwischen unverständlichen Formulierungen und möglichen Missverständnissen befreit werden.

Die Einsetzung der Revision und Prinzipien

Die neue Revision begann mit einer Synode der Provinz Canterbury im Februar 1870 und der Plan wurde in die beiden Häuser der Provinz eingebracht. Im Mai wurden zwei Berufungskommissionen für das Alte und Neue Testament gebildet, die im Juni die Arbeit aufnahmen. Die Einbeziehung von amerikanischen Gelehrten wurde beschlossen, so wurden zwei weitere Gruppen gebildet in Amerika, um mit den zwei englischen Arbeitsgruppen zusammenzuarbeiten.

Der grundlegende Beschluss der Versammlung im Mai 1870 in Canterbury umfasste folgende Punkte:[2]

  1. Eine Revision der Authorised Version ist wünschenswert.
  2. Die Revision soll bisherige alternative Übersetzungen aus den Randbemerkungen aufnehmen und Verbesserungen einsetzen, die nötig sind.
  3. Eine neue Übersetzung oder eine Änderung der Sprache wird nicht angestrebt, außer im Urteil der besten Gelehrten wäre eine solche nötig.
  4. Bei solchen Änderungen soll dem bisherigen Stil eng gefolgt werden.
  5. Die Synode soll ein Gremium eigener Leute einsetzen um die Revision durchzuführen, diese haben die Freiheit jeden wichtigen Gelehrten, egal welcher Nationalität oder religiöser Zugehörigkeit zur Mitarbeit einzuladen.

Die Prinzipien der Berufungskommission vom 25. Mai 1870 waren folgende:

  1. So wenig wie möglich Änderungen am Text der Autorisierten Version vorzunehmen, jedoch textreu zu bleiben.
  2. Die Änderungen soweit möglich auf solche zu begrenzen, die der Autorisierten Version oder anderen früheren Ausgaben entsprechen.
  3. Die Arbeitsgruppen sollen den Text zweimal durcharbeiten, einmal im Entwurf und dann für die Endfassung, und sollen dabei Abstimmungen ermöglichen.
  4. Der Text soll der sein, für den die Beweise überwiegen, und im Fall von Abweichung von der AV soll die Änderung in den Randbemerkungen angezeigt werden.
  5. Es soll in der Endfassung keine Änderung oder Beibehaltung im Text vorgenommen werden, es sei denn es gäbe eine Zweidrittelmehrheit der Anwesenden. Die Entwurfsversion durfte aber auf einer einfachen Mehrheit beruhen.
  6. Bei allen umstrittenen Änderungsvorschlägen sollte die Entscheidung verschoben werden auf das nächste Treffen, ebenso wenn ein Drittel der anwesenden Mitglieder dieses für erforderlich hielt. Solche beabsichtigten Abstimmungen sollten für das nächste Treffen angekündigt werden.
  7. Die Kapitelüberschriften, die Seitenüberschriften, die Abschnittseinteilung, Einsatz von Kursivschrift und Interpunktion sollen überarbeitet werden.
  8. Von Seiten der Arbeitsgruppen sollen wenn wünschenswert Geistliche, Gelehrte und gebildete Männer zu ihren Meinungen befragt werden, seien es einheimische oder ausländische.

Die amerikanischen Arbeitsgruppen sandten ihre Vorschläge, die in die Überlegungen einflossen und abgestimmt wurden. Nicht aufgenommene Änderungsvorschläge der amerikanischen Gruppen sind am Ende des Alten und Neuen Testaments abgedruckt. Es gab eine Übereinkunft mit den Universitäten Oxford und Cambridge wegen der Urheberrechte, was eine Regelung für die Auslagen der Druckkosten einschloss. Das hatte den Vorteil, dass die Veröffentlichung von denselben Körperschaften geschah, die auch zuvor für die AV zuständig waren.

Die Textgrundlage

Die alte Textgrundlage der Authorised Version beruhte für das Neue Testament noch auf den fehlerhaften Lesarten des Textus receptus der ersten griechischen Textausgaben, in einzelnen Fällen auf der lateinische Vulgata. Maßgeblich für den Ausgangstext waren vermutlich die späteren Ausgaben von Stephanus und Beza sowie die Complutensische Polyglotte. Unter den Gelehrten bestand schon lange Einigkeit, dass der Textus receptus (der überlieferte Text) eine sorgfältige Revision benötigte. In den Jahren vor der Revision kamen neue Textzeugen vom alexandrinischen Texttyp ans Licht. Der Bibeltext bekam eine ganz neue und breitere Basis. Die Publikation dieser Zeugen brachte nicht nur neue Textausgaben des Neuen Testaments mit sich, sondern auch intensive Diskussionen und neue Ansätze zu den Regeln zur Unterscheidung der Lesarten. Eine Revision des griechischen Textes war nötig als Grundlage der Übersetzung. Seit vielen Jahren waren Brooke Foss Westcott und Fenton John Anthony Hort mit der Vorbereitung einer neuen Textausgabe beschäftigt. Sie waren beide Mitglieder in den Arbeitsgruppen der Revision und brachten ihre Textvorschläge. Die Regel „Der Text, für den die Beweise überwiegen“ ermöglichte es den dokumentierten Beweisen zu folgen, ohne einer speziellen gedruckten Textausgabe folgen zu müssen und daher die besten Ressourcen für textkritische Entscheidungen zu nützen. An den Entscheidungen waren verschiedene Richtungen beteiligt: ein Teil wollte den Textus receptus als Grundlage beibehalten, ein Teil wollte die kürzere Textfassung entsprechend dem alexandrinischen Texttyp, wie er in Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus zu finden ist. Die Arbeitsgruppen diskutierten und entschieden in den ersten Schritten über die Textgrundlage. Es war von jeder Seite möglich eine volle Diskussion über jede Lesart einzufordern und diese Möglichkeiten wurden umfangreich genutzt. Die Lesarten wurden nach Regel fünf in der ersten Phase mit einfacher Mehrheit beschlossen, dann in der zweiten Phase noch einmal besprochen und mit Zweidrittelmehrheit übernommen oder verworfen. Es gibt jedoch viele Stellen, wo es keine eindeutige Entscheidung zugunsten einer Lesart geben konnte unter vollkommenem Ausschluss der anderen. Diese Stellen wurden in die Randnotizen aufgenommen. Es wurde vermerkt „some ancient authorities“ oder „many ancient authorities“ um die Breite der Unterstützung anzuzeigen und „authorities“ umfasste dabei nicht nur griechische Textzeugen, sondern auch die alten Übersetzungen und die Kirchenväter. Es war aber nicht ausreichend, sie im Randtext zu vermerken, daher wurde dieser unterliegende Text auch komplett in einer Textausgabe gedruckt.[3]

Für das Alte Testament blieb es bei dem masoretischen Text als Grundlage, an einzelnen Stellen ergänzt durch die Septuaginta. Die Apokryphen konnten durch die Einbeziehung zusätzlicher Handschriften ergänzt und verbessert werden.

Besonderheiten der Übersetzung

Die Grundregel für die Revision war so wenig wie möglich Änderungen gegenüber der AV einzuführen. Die Aufgabe war eine Revision nicht eine Neuübersetzung. Änderungen geschahen in fünf Kategorien. 1. Änderungen, die durch die geänderte Textgrundlage nötig wurden. 2. Änderungen an Stellen, wo die AV inkorrekt erschien oder wo in Zweifelsfällen die weniger wahrscheinliche Wiedergabe gewählt wurde. 3. Änderungen von unklaren oder mehrdeutigen Wiedergaben in solche, die klar und deutlich sind. 4. Änderungen, wo die AV mit sich selbst unausgeglichen war in Passagen die ähnlich oder parallel sind. Dieses betrifft die Parellstellen der Evangelien, aber auch im Alten Testament werden gleiche Formulierung durch gleiche Übersetzung vereinheitlicht. Gleiche Formulierungen wurden nicht mehr mit unterschiedlich übersetzt. 5. Änderungen, die in der Folge nötig wurden und die nach der Regel der Texttreue nicht nötig gewesen wären z. B. zur Vermeidung von unerwünschten Alliterationen oder Wortdoppelungen. In der Sprache wurde auf die Beseitigung von Archaismen weitgehend verzichtet, auch auf die Änderungen der eigentümliche Wortfolge der AV. Verzichtet wurde auf Änderungen auch, wenn zwar eine Mehrheit sie befürwortete, aber keine Zweidrittelmehrheit zustande kam. Zitate aus den poetischen Büchern wurde in metrische Form gesetzt, ebenso die Hymnen im Lukasevangelium. Die Interpunktion wurde verstärkt, indem mehr und stärkere Satzzeichen eingesetzt wurden um die Verlesung zu unterstützen (heavier system of stopping). Insgesamt wurde die Übersetzung textnäher, verlor jedoch einen Teil der vorherigen sprachlichen Ausdruckskraft. Die altertümlich wirkenden Personalpronomen wie thy und thee blieben bestehen.

Apokryphen

Nach dem Abschluss des NT arbeiteten die Mitglieder der Arbeitsgruppen bis 1895 an den Apokryphen weiter, jedoch waren die amerikanischen Arbeitsgruppen daran nicht mehr beteiligt. Die Gruppe wurde aufgeteilt in drei Komitees in London, Westminster und Cambridge, die jeweils verschiedene Bücher bearbeiteten. Die Rohfassungen wurden den anderen Gruppen vorgelegt. Abweichend vom Alten und Neuen Testament wurden bei den Apokryphen die Entscheidungen mit einfacher Mehrheit getroffen.

Amerikanische Ausgabe

Nach Fertigstellung der Revised Version arbeiteten die amerikanischen Arbeitsgruppen weiter an der Verbesserung des Textes, die Hoffnung auf eine zweite verbesserte Auflage mit Verbesserungen in Richtung der im Anhang genannten Vorschläge kam nicht zu stande. Die Arbeitsgruppen brachten schließlich 1901 die American Standard Version (ASV) heraus, die auch American Revised Version oder Standard American Edition genannt wird. Sie entspricht weitgehend der RV, jedoch sind die von den amerikanischen Arbeitsgruppen gemachten, aber in der RV nicht übernommenen und in den Anhang gesetzten Vorschläge in den offiziellen Text gesetzt worden. Im Alten Testament wird abweichend von der AV und RV Jehovah anstatt der Wiedergabe LORD in Kapitälchen für den Gottesnamen verwendet. Daneben wurde die Grammatik und die Rechtschreibung etwas modernisiert, das System der verstärkten Satzzeichen wurde wieder rückgängig gemacht.

Einzelnachweise

  1. 1. The New Testament of our Lord and Saviour Jesus Christ, Translated out of the Greek, Being the Version set forth A.D. 1611 compared with the most ancient Authorities and revised A.D. 1881. 2. The Holy Bible containing the Old and New Testaments, Translated out of the original tongues, Being the Version set forth A.D. 1611, compared with the most ancient authorities and revised. 1885. 3. The Apocrypha, Translated out of the Greek and Latin Tounges, beenig the Version set forth A.D. 1611, Compared with the most ancient Authorities and revised A.D. 1894.
  2. Vorwort zum Neuen Testamenthttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dholybiblecontain1895camb~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn901~doppelseitig%3D~LT%3DVorwort%20zum%20Neuen%20Testament~PUR%3D, S. viii.
  3. Die Textgrundlage der Revised Version wurde abgedruckt in der von Edwin Palmer (1824–1895) herausgegebenen Textausgabe des Neuen Testaments von 1881http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dgreektestamentw04unkngoog~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn6~doppelseitig%3D~LT%3DTextausgabe%20des%20Neuen%20Testaments%20von%201881~PUR%3D, die die vom Textus receptus abweichende Textgrundlage verzeichnet. Dieser Text beruht in Teilen, aber nicht vollständig auf den Arbeiten an der Textausgabe von Westcott und Hort, die im gleichen Jahr herauskam.

Literatur