Gutshaus Döbbelin

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Gutshaus Döbbelin

Das Gutshaus Döbbelin, auch als Schloss Döbbelin bezeichnet, ist ein Herrenhaus im zur Stadt Stendal gehörenden Dorf Döbbelin in Sachsen-Anhalt.

Architektur und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude entstand 1736 im Stil des Barock durch den Umbau eines Vorgängerbaus. Grundmauern und Keller des älteren Gebäudes wurden dabei für den Neubau genutzt. Bauherr war Hans-Christoph von Bismarck (1704–1773), der 1730 das Gut geerbt hatte, das sich seit 1344 im Besitz seiner Familie befand. Der königlich preußische Geheime Rat und Vize-Landeshauptmann war zweimal verheiratet, aus der zweiten Ehe mit Sophie von Eimbeck stammt auch der Gutserbe Christoph Georg Friedrich von Bismarck, der nicht nur Döbbelin übernahm, sondern auch beruflich als Präsident des Obergerichts zu Stendal den juristischen Berufsweg des Vaters ging.[1]

Das Gutshaus stellt sich als eingeschossiger, verputzter Bau mit hohem Sockelgeschoss dar. Bedeckt ist das Haus von einem Mansardwalmdach. Sowohl an der Hofseite als auch zum Garten hin besteht ein dreiachsiger Mittelrisalit. Zum Eingang führt eine zweiläufige Freitreppe. Auf einem geschwungenen Feld im Giebel sind Allianzwappen der Familien von Bismarck und von Jagow zu sehen. Zum Anwesen gehören auch zwei Wirtschaftsgebäude sowie ein Taubenturm.

Zum Herrenhaus gehörte ein Rittergut. Das von der Familie von Bismarck für arme Pilger und Reisende gegründete Gertraudenhospital Stendal wurde traditionsbewusst auch von dem jeweiligen Döbbeliner Gutsherrn mit verwaltet und unterhalten.[2] In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Frau Hauptmann Wilhelmine von Bismarck, geborene Tiemann (1780–1856), die Gutsherrin.[3] Anfang der 1920er Jahre der Oberst Klaus von Bismarck (1853–1921) als Mitinhaber der Grundbesitzer.[4] Im Jahr 1921 übernahm Gertrud von Nordeck, geborene von Bismarck, von Wulf Freiherr von Nordeck 1917 geschieden, das Gut. Sie lebte hier bis zu ihrem Tod 1963, obwohl das Gut durch die Bodenreform 1945 enteignet wurde. Das Gebäude wurde dann durch die Gemeinde bewirtschaftet. Im Herrenhaus waren Wohnungen, Konsum, Post, Arztpraxis, Bücherei und Kindergarten untergebracht.

1991 erwarb Alexander von Bismarck mit seiner Familie das Gutshaus Döbbelin und ließ es ab 1999 renovieren und auch den Park instand setzen.[5] Im Garten des Hauses dirigierte Justus Frantz die Philharmonie der Nationen. Giora Feidman spielte Klarinette.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. In: "Der Gotha". 2. Auflage. Bismarck, Döbbelin. Justus Perthes, Gotha November 1900, S. 96–97 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 26. Juni 2022]).
  2. Georg Schmidt: Schönhausen und die Familie von Bismarck. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1897, S. 35–36 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 26. Juni 2022]).
  3. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger. 1. Auflage. Provinz, Stendal. 11. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 125 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 26. Juni 2022]).
  4. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band V, Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. (Hrsg.): Verzeichnis der für die Landwirtschaft wichtigen Behörden und Körperschaften. 3. Auflage. V der Reihe von Paul Niekammer, Kreis Osterburg. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 62–305 (slub-dresden.de [abgerufen am 26. Juni 2022]).
  5. Alexander von Bismarck: Tradition bewahren in modernen Zeiten, in: World Economist Magazin

Koordinaten: 52° 34′ 28,2″ N, 11° 47′ 26,4″ O