Siegmund Deutsch

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Stolperstein für Siegmund Deutsch

Siegmund Deutsch (* 9. März 1864[1] in Neu-Raussnitz in Mähren; † 26. Oktober 1942 in Theresienstadt) war ein deutscher Bauingenieur und Professor.

Leben und Werke

Über Siegmund Deutschs Ausbildungsgang und die Anfänge seiner Karriere ist nichts bekannt. 1898 lebte er in Hüningen,[2] von dort zog er wohl kurz darauf nach Elberfeld. Mit seiner Ehefrau Clara Johanna, geb. Fleischer, bekam er drei Kinder: Felicitas (* 9. November 1898 in Hüningen), Ilse Franziska (* 23. Februar 1900 in Elberfeld; † nach dem 28. Juli 1942 in Theresienstadt) und Curt Anton Martin Deutsch (* 21. Oktober 1905 in Münster (Westfalen)).

In Elberfeld war er etwa ein Jahr lang als Lehrer an der Königlichen Baugewerkschule tätig. Die Familie wohnte damals in der Brüningstraße in Elberfeld. Im Jahr 1900 erfolgte der Umzug nach Münster in die Fürstenstraße 14. Später lebte Siegmund Deutsch mit seiner Familie in der Augustastraße 26a und in der Hammer Straße 12. In Münster lehrte Deutsch ebenfalls an der Baugewerkschule, mittlerweile als Oberlehrer. Außerdem verfasste er in dieser Lebensphase sein zweibändiges Werk Der Wasserbau, das 1906 in Leipzig erschien und zu einem der Standardwerke über den Wasserbau wurde. 1913 folgte Baumaschinen für die Praxis des Tief- und Hochbaues.

Nachdem er eine Stelle als Dozent an der Kölner Baugewerkschule erhalten hatte, zog Deutsch 1907 nach Köln.[3] Dort wohnte er zunächst am Salierring 61, von 1915 bis etwa 1932 dann in der Rolandstraße 70. Ab 1914 wurde Siegmund Deutsch in den Kölner Adressbüchern mit dem Titel eines Professors aufgeführt, daneben finden sich Amtsbezeichnungen wie Studienrat (ab 1922) und Oberstudienrat (ab 1927). 1929 wurde er pensioniert; er lehrte aber auch weiterhin noch an der Kölner Baugewerkschule. Schwerpunkte seiner Lehrveranstaltungen waren Bauphysik und Baumaterialienkunde. Ungefähr 1932 zog Siegmund Deutsch, der bis zu dieser Zeit in Miete gelebt hatte, in ein Eigenheim in der Walther-Rathenau-Straße 13 in Rodenkirchen. Dieses Haus bewohnte er bis 1938 mit seiner Frau und den Töchtern, wobei Felicitas, die als Mittelschullehrerin arbeitete, erst 1935 zu ihren Eltern und der Schwester gezogen war. 1935 wurde Deutsch, der zur evangelischen Religion konvertiert war, aus rassenpolitischen Gründen aus dem AIV ausgeschlossen, dem er seit 1910 angehört hatte.

Das Haus in der Walther-Rathenau-Straße dürfte der letzte selbstbestimmt gewählte Wohnsitz Deutschs gewesen sein. Für seine Frau und die Tochter Ilse Franziska ist die Maternusstraße in Rodenkirchen als nächste Adresse überliefert. Vermutlich wohnten sie dort im Haus Nr. 6. Für Siegmund Deutsch selbst ist nur Rodenkirchen als letzter Wohnort belegt. Er wurde zusammen mit seiner Frau und der Tochter Ilse Franziska am 27. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Alle drei Familienmitglieder kamen dort ums Leben; laut Todesfallanzeige soll Siegmund Deutsch an „Gehirnverkalkung“ gelitten haben und an „Herzmuskelentartung“ gestorben sein.[4] Über das Schicksal der beiden anderen Kinder Siegmund Deutschs liegen keine Angaben vor.

Vor dem Haus in der Walther-Rathenau-Straße in Rodenkirchen wurden Stolpersteine für Siegmund, Johanna und Ilse Franziska Deutsch verlegt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Diese Angabe stammt aus Hagspiels Buch. in der Opferdatenbank auf www.holocaust.cz wird stattdessen der 3. April 1864 als Geburtstag angegeben, auf der abgebildeten Todesfallanzeige ist aber ebenfalls der 9. März eingetragen.
  2. Unbekannt ist, um welches Hüningen es sich dabei handelte, in Frage kommt sowohl der Ort bei Osnabrück als auch der im Elsass.
  3. Architekturlehrer der FH Köln. Teil I. Die Ehemaligen, bearbeitet von Michael Werling mit einem Beitrag von Georg Wilbertz, Köln 2006, S. 27 (PDF).
  4. Abbildung der Todesfallanzeige für Siegmund Deutsch auf www.holocaust.cz; in diesem Dokument wird als Religion „mosaisch“ angegeben.