Supplik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Juli 2016 um 10:37 Uhr durch Jo.Fruechtnicht (Diskussion | Beiträge) (Siehe auch). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Bittschrift von Adolph von Menzel

Supplik (auch Supplic, Supplique, Supplikation von lateinisch supplicium ‚die flehentliche Bitte‘) ist eine Bitte, insbesondere in schriftlicher Form die Bittschrift oder Bittbrief, die ein oder mehrere Bittsteller (Supplikant) in einem Einzelfall aussprechen oder absenden.

Beschreibung

Die Supplik war in der Frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert hinein eine Möglichkeit, auf eine höher gestellte Institution oder Person, etwa einen Landesherrn, vor allem in solchen Fällen einzuwirken, in denen eine Rechtsgrundlage nicht gegeben war, um seine Lage zu verbessern. Daher musste sie mit großem Respekt und vielen Unterwürfigkeitsformeln („alleruntertänigste Bitte“) aufgesetzt oder ausgesprochen werden.

In der Form der Supplik wurden vor allem Beschwerden über erlittenes Unrecht, Bitten um Schutz vor Eingriffen anderer höher gestellter Personen oder Institutionen, aber auch Bitten um Hilfe in Schadensfällen, insbesondere bei höherer Gewalt, wie Feuersbrünsten, oder bei militärischen Auseinandersetzungen, so Einquartierungen, vorgetragen. Aber auch die Bitte um Revision eines ergangenen Urteils wurde in Form einer Supplik erhoben. Im katholischen Kirchenrecht sind für Suppliken an den Papst besondere Formalien vorgesehen.

In der Moderne wurde für solche Fälle in demokratisch verfassten Staaten die Petition eingerichtet.

Nach den Bittschriften, die dort übergeben werden konnten, hieß in Potsdam die Bittschriftenlinde.

Beispiele

  • Bittschrift des niederländischen Adels an die spanische Statthalterin Margarete von Parma (1566), → Geusen
  • Bittschrift der wegen Hexerei angeklagten Margarete Bucklin an den Markgrafen von Ansbach (1594)
  • Bittschriften des Müllers von Sanssouci an den preußischen König (um 1750), → Historische Mühle von Sanssouci
  • Bittschrift der Christiane Vulpius an Goethe als Minister des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach wegen ihres Bruders (1788), → Christiane von Goethe
  • Bittschrift der Basler Bürger für eine Erweiterung der Volksrechte der Landbevölkerung (1830), → Stephan Gutzwiller
  • Bittschrift des Leopold Mozart wegen Gehaltszulage an den Erzbischof von Salzburg (1777), (Erich Schenk: Mozart. S. 325)

Literatur

  • Annett Büttner: Hoffnungen einer Minderheit: Suppliken jüdischer Einwohner an den Hamburger Senat im 19. Jahrhundert. LIT-Verlag, Münster 2003 (Veröffentlichungen des Hamburger Arbeitskreises für Regionalgeschichte; 18)
  • Siegfried Grosse u. a.: „Denn das Schreiben gehört nicht zu meiner Beschäftigung“: Der Alltag kleiner Leute in Bittschriften, Briefen und Berichten aus dem 19. Jahrhundert; Ein Lesebuch. J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1989, ISBN 3-8012-5005-9.
  • Cecilia Nubola u. a. (Hrsg.): Bittschriften und Gravamina: Petitionen, Gravamina und Suppliken in der frühen Neuzeit in Europa; Tagungen Trient, 25.–26. November 1999/Trient, 14.–16. Dezember 2000. Duncker & Humblot, Berlin 2005.
  • Klaus Tenfelde (Hrsg.): Bis vor die Stufen des Throns: Bittschriften und Beschwerden von Bergleuten im Zeitalter der Industrialisierung. Beck, München 1986.

Siehe auch

Weblinks