Terra Firme

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Terra firme („festes Land“) ist eine lokale Bezeichnung in Südamerika für Standorte im tropischen Tieflandregenwald, insbesondere im Amazonasbecken, außerhalb des Überschwemmungsregimes der großen Flüsse. Er wird insbesondere unterschieden vom Regenwald im regelmäßigen Überflutungsbereich. Wälder im Überflutungsbereich von Weißwasserflüssen werden dabei Várzea, solche im Überflutungsbereich von Schwarzwasserflüssen Igapó genannt. Diese Überflutungswälder, obwohl selbst zu den artenreichsten Waldtypen der Erde gehörend, erreichen dabei nicht die Biodiversität der terra firme-Wälder[1]

Charakterisierung

Der typische Terra firme-Wald liegt im Amazonasbecken in mehr oder weniger ebener Lage in Meereshöhen von weniger als 100 Meter. Er nimmt grob abgeschätzt etwa die Hälfte der Fläche des Regenwalds insgesamt ein. In seiner Physiognomie und im Erscheinungsbild ähnelt er tropischen Regenwäldern andernorts, auch auf anderen Kontinenten. Typisch ist, dass der größte Teil der Biomasse in der Vegetation selbst festgelegt ist, während der Boden, meist ein lateritischer Ferralsol, sehr arm an Humus und Biomasse ist und kaum Pflanzennährstoffe speichert. Der Kronenraum ist typischerweise mehrfach geschichtet. Auch auf den meist armen Böden ist er sehr baumartenreich; bei einer Untersuchung von drei Untersuchungsflächen in Zentralamazonien von je einem Hektar wurden zum Beispiel gezählt: 285 Arten aus 47 Familien, 280 Arten aus 48 Familien und 280 Arten aus 44 Familien.[2]

Im westlichen Amazonasbecken[3] wurden folgende Untertypen unterschieden, die in ähnlicher Form auch in den anderen Teilen vorkommen:

  • Terra firme Niederterrassen: häufigster Typ, auf ebenen Terrassen abseits von Flüssen, auf lehmigen Böden. Die Kronenschichthöhe beträgt mindestens 20 Meter, einzelne Übersteher bis 45 Meter, der oberirdische Biomassevorrat etwa zwischen 400 und 560 Tonnen pro Hektar.
  • Terra firme Hochterrassen: Dieser Waldtyp liegt direkt anschließend an tief eingeschnittene Wasserläufe (lokal barrancos genannt), wird aber nicht oder nur selten überflutet.
  • Palmen-Sümpfe (lokal bosques de quebrada). Diese liegen in versumpften Niederungen der Terra firme, sie erhalten ihr Wasser nicht durch Überflutungen der Flüsse, sondern durch Regenwasser. Sie sind typischerweise arm an Baumarten. Palmen wie die Buriti-Palme (oder morichal) Mauritia flexuosa können Dominanzbestände aufbauen. Die Kronenschicht erreicht etwa 12 bis 30 Meter Höhe.
  • Terra firme-Wälder auf weißem Sand (Caatinga, andere Namen Campina Amazônica, Campinarana oder Pseudocaatinga): Wälder auf extrem nährstoffarmem Quarz-Podsol. Bessere Varianen (varillal) sind noch recht geschlossene Wälder mit Kronenschichthöhe zwischen 10 und 20 Metern, eingesprengt liegen aber buschwaldartige Formationen (chamizal), die kaum 3 Meter Höher erreichen, mit eingestreuten Einzelbäumen bis 8 Meter Höhe, und offene, heideartige Flächen (bana).

Aufgrund der hohen Dynamik der Flüsse im Amazonasbecken, unterstützt durch das geringe Relief, verlagern die Flüsse recht regelmäßig ihren Lauf. Dies kann dazu führen, dass auch Wälder, die sich heute als typische Terra firme darstellen, in historischer Zeit Überschwemmungswälder waren; dies ist bei der Analyse der Artenzusammensetzung zu beachten.[4]

Quellen

  • Jörg Pfadenhauer & Frank Klötzli: Vegetation der Erde: Grundlagen, Ökologie, Verbreitung. Kap. 2.1: Tropische Tieflandregenwälder. Springer-Verlag, 2015. ISBN 978 3642419508

Einzelnachweise

  1. Florian Wittmann, Jochen Schöngart, Wolfgang J. Junk: Phytogeography, Species Diversity, Community Structure and Dynamics of Central Amazonian Floodplain Forests. Kap.4 in W.J. Junk et al. (editors): Amazonian Floodplain Forests: Ecophysiology, Biodiversity and Sustainable Management. Ecological Studies 210. Springer Verlag, 2010 doi:10.1007/978-90-481-8725-6_4
  2. Alexandre A. De Oliveira & Scott A. Mori (1999): A central Amazonian terra firme forest. I. High tree species richness on poor soils. Biodiversity and Conservation 8: 1219–1244.
  3. Randall W. Myster (2009): Plant Communities of Western Amazonia. Botanical Review 75(3): 271–291. online Zugriff über JSTOR
  4. Randall W. Myster (2014): Varzea forest vs. terra firme forest floristics and physical structure in the Ecuadorean Amazon. Ecotropica 20: 35–44.

Weblinks